• Elektro-Sound der Zukunft

Wie klingt ein E-Bus? Eigentlich kaum bis gar nicht. Denn das Elektromotoren-Geräusch ist im allgemeinen Verkehrslärm für unsere Ohren nur schwer wahrzunehmen. Der UdK-Student Lukas Esser hat im Rahmen eines Wettbewerbs den neuen Sound für deutsche E-Busse entwickelt. Bald könnte dieser auch in der Brain City Berlin zu hören sein.

Das Geräusch schwillt langsam an – und klingt dabei ein wenig wie ein Flugzeug. Oder wie ein aufsteigender Fahrstuhl. Besonders laut wird es, wenn der E-Bus anhält und wieder anfährt, denn das sind für Verkehrsteilnehmer wie Fußgängerinnen und Fußgänger oder Radfahrende besonders gefährliche Momente. Ohne akustische Untermalung hören sie den leisen Motor das Elektrofahrzeugs nicht oder kaum. Ein künstlicher Sound soll daher deutschen E-Bussen künftig im Straßenverkehr eine Stimme verleihen – als bundesweit einheitlicher akustischer Industriestandard und gleichzeitig als charakteristisches Klang-Markenzeichen „Made in Germany“. Komponiert und entwickelt hat den „E-Bus-Sound der Zukunft“ ein Berliner Student: Der 25-jährige Lukas Esser, der an der Universität der Künste Berlin (UdK Berlin) „Kunst und Medien“ studiert, gewann mit seinem Klang-Vorschlag im vergangenen Jahr einen vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in Zusammenarbeit mit dem Berliner FOAM Institute ausgeschriebenen Studierenden-Wettbewerb. Zielsetzung des VDV: einen solchen einheitlichen Sound für sämtliche E-Busse in Deutschland zu entwickeln, zu produzieren und einzuführen. Und da der künftige Klang der Elektro-Busse für alle Verkehrsteilnehmenden gleichermaßen angenehm sein sollte, halfen im Vorfeld des Wettbewerbs verschiedene Interessengruppen, die Ausschreibung zu definieren. Darunter Fahrgast-, Verkehrs-, Sehbehinderten- und Umweltverbände sowie Bundes- und Landesverkehrsministerien.

Ohrenfreundliches Warnsystem

Der von Lukas Esser komponierte Sound ist nicht nur angenehm für’s Ohr, sondern aufgrund seines konzeptionellen Ansatzes auch spannend: Er basiert auf Klavieraufnahmen, der von ihm per Software bearbeitet wurden – wie Esser dem Berliner Tagesspiegel gegenüber verriet. Fährt der Bus schneller, wird der Ton höher – bis er kaum noch zu hören ist. Inzwischen wurde der Sound von Lukas Esser gemeinsam mit Klangdesignern zu dem vom Branchenverband gewünschten Standard-Klang für deutsche E-Busse professionell weiterentwickelt. Im Sommer 2022 wurde der neue Sound erstmals in einem Bus installiert. Und Ende März dieses Jahres präsentierten erste Hersteller den neuen E-Bus-Sound auf der VDV-Elektrobuskonferenz und Fachmesse im Berliner Estrel-Hotel an ihren Fahrzeugen. Laut einer EU-Verordnung müssen übrigens inzwischen alle Elektrobusse Fahrzeuggeräusch-Generatoren, sogenannte Acoustic Vehicle Alerting Systems (AVAS) vorweisen, die bei niedrigen Geschwindigkeiten ein Warngeräusch erzeugen. Die Richtlinie gilt für sämtliche in Europa verkauften E- und Hybridfahrzeuge mit einer Typgenehmigung ab September 2019 und für Neufahrzeuge ab Juli 2021.

Einzigartig, umweltfreundlich, modern

Sollte der auf Lukas Essers Komposition basierende neue VDV-Sound zum deutschen Industrie-Standard werden, könnte er auch in Berlin in wenigen Jahren überall zu hören sein. Denn bereits heute sind auf den Straßen der Brain City 156 E-Busse unterwegs, bis 2030 soll die gesamte Busflotte der BVG elektrisch fahren. Ein wichtiger Schritt, um den C02-Ausstoß zu reduzieren und die Klimaziele Berlins zu erreichen. Bis 2045 will die Stadt klimaneutral sein.

Die Klang-Komposition von den Lukas Esser steht laut Professor Sebastian Waschulewski, Begründer des auf Sounddesign im urbanen Raum spezialisierten FOAM-Institut, „erstklassig für die anvisierte akustische Identität“ des E-Busses. Sie sei gekennzeichnet durch Attribute wie einzigartig, umweltfreundlich und modern. Der „E-Bus-Sound der Zukunft“ – er sorgt also jetzt schon für Aufmerksamkeit. Und dennoch ist er unaufdringlich. Das betont auch Waschuleweski: „Wir nennen ihn den freundlichen Nachbarn.“ (vdo)

Der neue E-Bus Sound (Download)

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