• Pollenkorn der Ambrosia, Brain City Berlin

    Charité-App „Pollenius“: Citizen Science & Daten aus der Pollenfalle

Brennende Augen, laufende Nase, Nies-Attacken: Der Frühling naht – und mit steigenden Temperaturen kommt auch der Heuschnupfen. Eine Forschungsgruppe der Charité–Universitätsmedizin Berlin hat eine App entwickelt, mit der sich der Pollenflug in der Brain City Berlin auf drei Stunden genau nachvollziehen lässt. Mithilfe der Berliner Bevölkerung und künstlicher Intelligenz soll „Pollenius“ bald auch individualisiert vorhersagen können, wann und wo die Pollenbelastung besonders hoch ist.  

Rund 15 Prozent der Deutschen leiden nach Angaben des Robert Koch-Institut (RKI) an Heuschnupfen. Aktuell sorgen vor allem Frühblüher wie Erle, Haselnuss und Esche für allergische Reaktionen. Apps, die anzeigen, wann die Pollenbelastung wo besonders hoch ist, sind daher ein nützliches Tool für Heuschnupfen-Geplagte. Allerdings sind diese häufig ungenau. „Pollenflugangaben in anderen Wetter-Apps basieren auf Modellierungen“, erläutert Dr. Stephanie Dramburg, Leiterin des Charité-Projekts #berlinbreathing. Die von ihrem Team entwickelte Pollen-App „Pollenius“ hingegen macht recht präzise Angaben, denn sie nutzt aktuelle Daten und beschränkt sich auf Berlin. Die Pollen werden dafür in eine Falle gelockt. Diese steht auf dem Tempelhofer Feld und schaut aus wie ein Kühlschrank. Durch ein Rohr saugt das Gerät die Körner ein. Künstliche Intelligenz im Inneren analysiert anschließend anhand von Bildern, um welche Pollen es sich handelt. Von der KI erkannt werden die acht allergie-relevantesten Gewächse: Ambrosia, Beifuß, Birke, Erle, Esche, Gräser, Hasel und Roggen. Bereits drei Stunden später sind die Daten dann in der Tagesverlauf-Chart von Pollenius zu sehen – übersichtlich getrennt nach Pollenart. 

Mit Citizen-Science Heuschnupfen mildern

Doch das ist noch nicht alles: Über ein integriertes Tagebuch können Nutzerinnen und Nutzer selbst mithelfen, die App weiterzuentwickeln. Sie müssen dafür lediglich eintragen, welches ihre aktuellen Symptome sind, welche Medikamente sie gerade eingenommen haben und wie lange sie am Tag im Freien waren. Je mehr Daten sie eingeben, desto aufschlussreicher der Kurvenverlauf. Die Charts liefern den Betroffenen, aber auch Ärztinnen und Ärzten, wertvolle Hinweise zu den jeweiligen allergischen Reaktionen.

Das Forschungsteam von #berlinbreathing möchte die in die App eingegebenen Daten außerdem dazu nutzen, Pollenallergien besser zu verstehen. Die Datenspenden führt das Team dafür mit den rund um die Uhr in der „Pollenfalle“ gewonnen Daten zusammen. Wie stark die allergische Reaktion ausfällt, hängt nämlich nicht nur von der Anzahl der Pollen ab, sondern auch von ihrer Beschaffenheit. „Die wiederum wird von der Temperatur, dem Niederschlag, dem Feinstaub- und dem Ozongehalt der Luft beeinflusst“, so Stephanie Dramburg. „Außerdem kann sich Luftverschmutzung auf die Reaktion des Körpers auswirken, und auch individuelle Eigenschaften des Immunsystems bedingen, wie stark sich die Allergie bemerkbar macht.“ Mithilfe von KI soll daraus ein Modell entstehen, das Betroffen individuell vorhersagt, welche Symptome am nächsten Tag auf sie zukommen und wann sie sich lieber nicht im Freien aufhalten sollten. Das Modell soll später in die App integriert werden.

Die Pollenius-App kann kostenlos im Google Play Store oder im Apple App Store heruntergeladen werden. Nutzen kann man sie ohne Registrierung. Auch die Datenspenden bleiben anonym. (vdo)

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Schaut aus wie ein Kühlschrank: Die Pollenfalle des Projekts #breathingberlin auf dem Tempelhofer Feld saugt den Blütenstaub über ein Rohr ein und analysiert die Körner im Inneren per KI. (© Charité/Stephanie Dramburg)

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