• Campus Wilhelminenhof mit Spree, Brain City Berlin

    Ort der Innovation und Transformation

Am Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Berlin Schöneweide trifft Tradition auf Ideen und Lösungen von morgen. Charakteristisch für den drittgrößten Zukunftsort im Südosten der Brain City Berlin ist seine Mischung aus angewandter Forschung, Hochtechnologie und Kreativwirtschaft. Der wissenschaftliche Nucleus des Areals: der Campus Wilhelminenhof der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. 

„Chicago an der Spree“ – so nannten die Berlinerinnen und Berliner das Industrieareal, das in 1890er-Jahren auf der grünen Wiese in „Schöne Weyde“ südöstlich von Berlin entstand. Denn ähnlich wie in der amerikanische Boomtown, entwickelte sich hier Ende des 19. Jahrhunderts – transportgünstig nah am Wasser gelegen – rasant eines der weltweit bedeutendsten Zentren für Strom- und Elektroindustrie in der „Elektropolis“ Berlin. Vor allem elektrische Kabel, Leitungen und Transformatoren wurden in den Werkshallen der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) produziert. Und in den Hallen der AEG-Tochter Nationale Automobil-Gesellschaft (NAG) rollten Personenkraftwagen, Lastwagen Omnibusse, ja sogar Rennwagen vom Band. Schöneweide wuchs rasch zur Industriestadt heran, mit Wohnhäusern für Arbeiter und Angestellte, eigenen Schulen und Sportplätzen. Bis in die 1990er Jahre hinein stand das Areal für Produktion, Innovation und Erfindergeist. Doch die politischen, wirtschaftlichen und strukturellen Umbrüche nach dem Mauerfall hinterließen auch hier ihre Spuren, der tradierte Industriestandort brach ein. 

Inzwischen hat sich das Blatt wieder gewendet. Auf dem rund 132 Hektar großen historischen Gelände im Bezirk Treptow-Köpenick ist heute der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Berlin Schöneweide angesiedelt: Nach dem benachbarten Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof und der auf dem Areal des ehemaligen Flughafens Tegel entstehenden Urban Tech Republic TXL drittgrößter der insgesamt elf Berliner Zukunftsorte. Der Standort floriert wieder – und das vor allem dank der engen Anbindung der dort ansässigen Unternehmen an die Wissenschaft. Denn im Herzen des Zukunftsorts Schöneweide sitzt mit dem Campus Wilhelminenhof seit 2006 die HTW Berlin. 9.000 Studierende aus über 100 Nationen lernen und forschen auf dem Campus in den Studienrichtungen Wirtschaft, Ingenieurwesen, Informatik, aber auch in kreativen Bereichen wie Design und Kultur.

Forschen und arbeiten am Strand der Spree

„Schöneweide ist ein Ort der Innovation und Transformation mit den inhaltlichen Schwerpunkten Industrie 4.0, Digitalisierung und Kreativwirtschaft“, erläutert Prof. Dr. Annabella Rauscher-Scheibe, Präsidentin der HTW Berlin. „Ein Alleinstellungsmerkmal des Standorts ist sicherlich die Verbindung von Tradition und Zukunft, die in den aufwendig sanierten Industriebauten weiterhin sichtbar und erlebbar ist. Und natürlich die direkte Lage an der Spree mit Strand. Das sorgt für ein ganz besonderes Campus-Gefühl.“ Auch in den Kunst- und Kulturstandort Schöneweide, der sich in der sich hier nach dem Mauerfall in Brachen, Nischen und Industrieruinen entwickelt hat, füge sich die HTW Berlin mit kreativ-orientierten Studiengängen wie Modedesign, Industrial Design, Kommunikationsdesign, Bekleidungstechnik oder Gamedesign wunderbar ein.

Wirtschaftliche Kernthemen von Schöneweide sind neben der Medien- und Kreativwirtschaft die Hightech-Bereiche Verkehrstechnik & Mobilität, Energie- & Umwelttechnologie, Photonik & Optik, IT & Automatisierung sowie Mikrosysteme & Materialien. Mehr als  300 Unternehmen mit über 3.000 Beschäftigten haben sich seit den späten 1990ern hier angesiedelt, als der Standort eine strategische Neuausrichtung erfuhr – bis er 2012 offiziell zum Berliner Zukunftsort ernannt wurde. Darunter etablierte Player wie die First Sensor AG, ein Anbieter von Elektronikbauteilen, die BAE Batterien GmbH oder die Wilms Gruppe, die in der Wilhelminenhofstraße Produkte für die Kabelherstellung sowie Kunststoffgranulat fertigt.

Ideas in Action

Die für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Schöneweide typische Nähe zu Wissenschaft und Kreativwirtschaft ist allerdings nicht nur für die hier ansässigen, vorwiegend mittelständischen Unternehmen interessant, sondern vor allem auch für Gründerinnen und Gründer. Eines der etabliertesten Hubs am Standort und zugleich eines der größten Gründungszentren Berlins ist das Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie (TGS). Auf rund 21.000 Quadratmetern vermietbarer Büro-, Werkstatt-, und Laborfläche sitzen hier rund 50 technologieorientierte Unternehmen, etwa 8.000 Quadratmeter sind für Wissenschaft und Forschung reserviert. Auch die HTW Berlin hat hier – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Campus Wilhelminenhof – Studiengänge und Einrichtungen untergebracht. Ein Beispiel für die Förderung einer fächerübergreifende Gründungskultur unter Studierenden und Mitarbeitenden am Campus ist Ideas in Action (IDiA). Als „Precelerator“ unterstützt das Projekt innovative Ansätze bereits in der Frühphase der Umsetzung ideell, räumlich und finanziell. „Gerade erst haben wir in diesem Rahmen den Maker Space als kreatives und interdisziplinäres Zentrum auf dem Campus Wilhelminenhof eingerichtet“, so Annabella Rauscher-Scheibe.

Wissenstransfer und Gründungen werden seitens der Hochschule außerdem über eine Entrepreneurship-Professur sowie durch zahlreiche Beratungsangebote und Formate angeschoben. „Dazu zählen unter anderem die EXIST-Gründungsstipendien, die Berliner Startup Stipendien oder die Startup-Sommeruni. Unter Projektleitung der Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Wissenschaftskommunikation haben wir zudem den InnoTechHub, einen Inkubator für technologieorientierte Gründungen, aufgebaut.“ Mit Erfolg: Zahlreiche Start-ups gingen am Campus an den Start. So etwa Kiezbote, ein Lieferdienst, der Pakete umweltfreundlich per Lastenrad transportiert. Ausgründungen im B-to-B-Bereich sind yoona.ai, eine KI-basierte Softwarelösung zur Digitalisierung und Automatisierung von Designprozessen in der Fashion-Industrie, Cleverlohn, eine digitale Lohnbuchhaltungslösung oder AiSight , eine App, mit der sich Maschinen in der Fertigung per Internet überwachen lassen.

Ein weiteres Plus des Campus Wilhelminenhof: Er ist zugleich ein Reallabor, in dem smarte und nachhaltige Lösungen für die Stadt der Zukunft erprobt werden können: „Beispiele sind das Haus der Transformation mit vielfältigen Aktionen sowie die Begrünung und Neugestaltung des Campus. Das erhöht nicht nur die Aufenthaltsqualität, sondern testet zugleich neue Wege der Klimaanpassung und zur Verbesserung der Nachhaltigkeit“, so Annabella Rauscher-Scheibe. Auch die Gebäude des Campus sind Teil des Konzepts. So wurden im Sommersemester 2023 vier neuartig gestaltete Seminarräume als Reallabore eröffnet. „Hier werden innovative und hybride Lern- und Arbeitsumgebungen nicht nur entwickelt, sondern auch gleich im täglichen Lehrbetrieb getestet und weiterentwickelt.“

Die Visionen für den Zukunftsort Berlin Schöneweide knüpfen an die einstigen Blütezeiten des Standorts an. Bis 2030 sollen am Standort bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze in der Hochtechnologie- und Kreativwirtschaft entstehen. Wirtschaft und Wissenschaft sollen weiter zusammenwachsen und innovative Themenwelten entdecken und erproben. Etwa am Innovations- und Technologiezentrum für Digitalisierung der Wirtschaft und Industrie 4.0. (ITZ 4.0), das nahe dem Campus Wilhelminenhof errichtet werden soll. Oder im ebenfalls am Standort geplanten Zentrum für Textilwirtschaft, das Gründungen der HTW Berlin in diesem wachsenden Wirtschaftssegment aktivieren soll. Auch die kreative und kulturelle Szene wird in Berlin Schöneweide weiterhin eine Bühne haben. Eine spannende Mischung. (vdo)

Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Berlin Schöneweide

 

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