• HU Berlin, Bran City Berlin, Prinzessinnengaerten

    17 Ziele für die Zukunft

Das Wissensportal „humboldts17“ stellt aktuelle Forschung rund um das Thema Nachhaltigkeit vor und lädt zu einem Austausch mit der breiten Öffentlichkeit ein. Initiiert wurde die Plattform von der Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin), die das Projekt  gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) realisiert hat.  

Was hat das Gärtnern in der Stadt mit Nachhaltigkeit zu tun? „Die „Essbare Stadt“ kann alle möglichen Probleme lösen“, sagt Dr. Ina Säumel. Die Geografin und Geologin untersucht im Forschungsprojekt Edible Cities Network (EdiCitNet) mit ihrem Team am Integrativen Forschungsinstitut zu Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen (IRI THESys) der Humboldt-Universität zu Berlin, welche Konzepte der „Essbaren Stadt“ besonders erfolgreich sind. Sie zeigt damit gleichzeitig auf, dass Nachhaltigkeit direkt vor der Haustür beginnen kann. „Der Begriff ‚Essbare Stadt“ (Edible City) bedeutet nicht, dass wir Beton essen und an Dächern knabbern“, so Säumel. „Es geht vielmehr darum, die Nahrungsmittelproduktion in der Stadt und regional zu stärken. Das reicht vom gemeinschaftlichen Urban Gardening über Obstbäume in öffentlichen Grünanlagen bis hin zum klassischen Schrebergarten.“ Ziel des Projekts: über ein Netzwerk aus 33 Städten weltweit „Essbare Städte“zu etablieren, um die Lebensqualität insbesondere für benachteiligte Stadtbewohner zu verbessern und die Nachhaltigkeit im urbanen Raum zu steigern.

Die „Essbare Stadt“ ist zugleich eine „Expedition“ auf dem Wissensportal „humboldts17“. Die von der Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) initiierte und gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) entwickelte Online-Plattform ging im Dezember 2020 an den Start. Sie rückt das Forschungsthema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt und zeigt dabei gleichzeitig auf, wie vielfältig die Arbeiten dazu sind. Sie lädt außerdem Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zum Diskurs darüber ein, wie die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen erreicht werden können. „Ob Klimakrise, Hunger, Armut oder Ungleichheit – wir wollen diese Herausforderungen des Alltags im geologischen Zeitalter des Anthropozäns beleuchten, analysieren und gemeinsam mit anderen nach Lösungen suchen und diskutieren: Über das menschliche Handeln, seine Auswirkungen auf die Natur und mögliche Korrekturen", erläutert Prof. Dr.-Ing. Sabine Kunst, Präsidentin der HU Berlin.

Wie können wir nachhaltig leben?

Die „Expeditionen“ sind das Herzstück von „humboldts17". Es handelt sich dabei jeweils um konkrete Forschungsprojekte aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten. Benannt wurden diese digitalen Ausflüge in die Welt der Forschung in Erinnerung an die Forschungsreise Alexander von Humboldts nach Amerika von 1799 bis 1804. Die vorgestellten Wissenschaftler*innen gewähren Einblicke in ihren Arbeitsalltag und zeigen außerdem eindrücklich auf, wo der Schuh bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele drückt. 

Fragen aus verschiedene Themenbereichen kommen da zusammen, wie: „Warum senken Gemeinschaftsgärten die Kriminalität in der Stadt?“, „Ist Wohlstand nur möglich, wenn der Verbrauch von Ressourcen steigt?“ oder „Wie sind Insekten an den Agrarsystemen der Zukunft beteiligt?“ Sie alle haben eins gemeinsam: Die Wissenschaftler*innen wollen Antworten darauf finden, wie wir Armut, Klimawandel, Artenschwund und Umweltverschmutzung überwinden – kurzum also nachhaltig leben können. 

Das Prinzip der Nachhaltigkeit bezieht sich heute auf alle gesellschaftlichen Bereiche. Im Kern geht es darum, nicht mehr zu verbrauchen als nachwachsen kann, so zu wirtschaften, wie es dauerhaft möglich ist und die Gesellschaft so zu gestalten, dass alle die gleichen Chancen haben. In der Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen diese Prinzipien in konkrete Ziele gegossen: Kein Hunger, keine Armut, gleiche Bildungschancen für alle Menschen – so sieht der Fahrplan für die Zukunft der Weltgemeinschaft aus. Insgesamt zählt die Vereinbarung, die im Jahr 2015 beschlossen wurde, 17 Nachhaltigkeitsziele – die sogenannten Sustainable Developments Goals (SDGs) auf. Bis zum Jahr 2030 sollen sie umgesetzt werden. Ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum steht hier gleichberechtigt neben dem Schutz der Ökosysteme, einer sicheren Energieversorgung oder einer friedlichen und inklusiven Gesellschaft.

Die Zeit drängt

Es sind ehrgeizige Ziele, die sich die Weltgemeinschaft gesetzt hat und die Zeit drängt. Es braucht mutige Ideen, neue Technologien und umsetzbare Lösungsvorschläge, um den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu beschreiten.

Mit Texten, Videos, Grafiken und Podcasts beleuchtet „humboldts17“, wie umfassend und vielfältig Forscher*innen versuchen, die wohl größte Herausforderung des Anthropozäns zu meistern. Die auf der Plattform veröffentlichten Podcasts zur Ringvorlesung „Der grüne Faden“  lassen Forscher*innen zu Wort kommen, die faktenbasiert über Klimagerechtigkeit, nachhaltige Ernährung, Verlust von Artenvielfalt oder die Energiewende berichten. Wie sich die Humboldt-Universität ihrer eigenen Verantwortung für mehr Nachhaltigkeit stellt – etwa mit der Themenklasse „Nachhaltigkeit & Globale Gerechtigkeit“ oder der studentischen Initiative Nachhaltigkeitsbüro – wird hier ebenfalls thematisiert.

Ohne ein Miteinander führt der Weg in die Sackgasse – das gilt wohl für jedes einzelne der 17 Nachhaltigkeitsziele. Deshalb fördert „humboldts17“ ausdrücklich den Diskurs und Austausch über die vorgestellten Ideen und Forschungsprojekte und nutzt die Plattform, um gemeinsam mit weiteren Forschungsinstitutionen und Partnerorganisationen ein breites Netzwerk zu etablieren, das den Nachhaltigkeitsgedanken vorantreibt.

Es geht darum, die Welt grundlegend zu verändern

Auch Ina Säumel holt für ihr Projekt unterschiedlichste Akteur*innen an einen Tisch: Anwohnerinnen und Anwohner, Stadtverwaltungen und Gartenbegeisterte.  Denn nur wenn alle Beteiligten die auftretenden Konflikte gemeinsam lösen, Ideen miteinander entwickeln und langfristig zusammenarbeiten, können die städtischen Gartenprojekte gedeihen. „Spannend wird es, wenn wir das Wissen, das wir in der Biologie, Ökologie, Ethnologie und Soziologie produzieren, in konkreten neuen Formen des Zusammenlebens in der Stadt anwenden – praxisnah und praxistauglich“, so die Forscherin. „Es ist längst nicht mehr so, dass wir Wissenschaftler*innen die Welt nur erklären.“ Jetzt gehe es darum, die Welt grundlegend zu verändern. 

 

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