• AMBER: Vernetzung von Spitzenforschung und Industrie

Das Cluster „Additive Manufacturing Berlin Brandenburg“ (AMBER) will Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Brain City Berlin stärker mit Unternehmen vernetzen und so den Transfer von Ergebnissen aus der Spitzenforschung in international wettbewerbsfähige Innovationen beschleunigen. Übergeordnetes Ziel von AMBER: Berlin zur Hauptstadt des 3D-Drucks zu machen.

Künstliche Herzklappen, ultraleichte Flugzeugteile, komplexe Funktionskomponenten für Maschinen: 3D-Druck eröffnet dem Zusammenspiel von Forschung und Unternehmen völlig neue Möglichkeiten. In der Additiven Fertigung (Additive Manufacturing, AM) werden Materialien nicht geschnitten oder gefräst, sondern computergesteuert Schicht für Schicht aufgebaut. Das bietet Flexibilität, erhöhte Resilienz und ermöglicht einen nachhaltigeren Materialeinsatz in der Produktion – ideal beispielsweise für die Herstellung von Prototypen, dringend benötigten Ersatzteilen oder die Serienfertigung in kleinen Stückzahlen.

Die Brain City Berlin bietet beste Voraussetzungen, zur Hauptstadt der Additiven Fertigung zu werden – und somit in einem Zukunftsfeld ganz vorn mitzuspielen. „Eine Besonderheit des Berliner Ökosystems ist die breite inhaltliche Aufstellung. In Berlin decken wir im Bereich der Additiven Fertigung die gesamte Wertschöpfungskette ab. Von der Materialherstellung im Metall- und Kunststoffbereich über die Anlagenfertigung bis hin zu Softwareunternehmen, die sich mit der Digitalisierung im 3D-Druck befassen“, erläutert Hendrik Riemer, Manager Industrielle Produktion bei Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie und Koordinator des neu gegründeten Clusters Additive Manufacturing Berlin-Brandenburg (AMBER). „Darüber hinaus gibt es zahlreiche Dienstleister, die den 3D-Druck als Service anbieten und natürlich eine wachsende Anzahl an Unternehmen, die 3D-Druck einsetzen. Die vielfältige industrielle Basis in der Region reicht von der Automobilindustrie über die Medizintechnik bis hin zur Luft- und Raumfahrt.“

Wissenstransfer ist ein großes Plus der Region

AMBER startete 2019 als Gemeinschaftsaktion von regionalen Forschungsteilprojekten. Zunächst wurde das Cluster von der Technischen Universität Berlin koordiniert: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) lehnte eine Förderung allerdings im allerletzten Schritt ab. Doch Berlin Partner setzte sich bei der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe für eine alternative Förderung von AM-Themen aus Landesmitteln (Innovationsförderfonds) ein. Mit Erfolg: Anfang 2022 wurde die Koordination der AMBER-Initiative an Berlin Partner übertragen. Zusätzliche Rückenstärkung erhält AMBER über den Masterplan Industriestadt Berlin 2022-2026 (MPI). Denn im Rahmen des MPI fördert der Senat AM in der Industrie mit mehr als 14 Millionen Euro.

Zielsetzung von AMBER ist es, Berlin bis 2030 zur ersten Adresse für neue Produktionstechnologien in Europa zu entwickeln. Der rasche Transfer von Forschungsergebnissen in nachhaltige, international wettbewerbsfähige Innovationen spielt dabei eine zentrale Rolle – ist er doch zugleich ein großes Plus der Hauptstadtregion. „Die Vielzahl an Forschungsinstituten und Hochschulen in Berlin ermöglicht eine enge Zusammenarbeit in unterschiedlichen Themenbereichen wie Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt, Materialwissenschaften, Informatik, Medizintechnik und Design. Spitzenforschung in Bereichen wie beispielsweise Biotechnologie, Materialwissenschaften und künstlicher Intelligenz trägt dazu bei, neue Materialien, Verfahren und Anwendungsmöglichkeiten für die Additive Fertigung zu erschließen. Dies erweitert das Innovationspotenzial und beschleunigt technologische Durchbrüche im 3D-Druck“, erläutert Hendrik Riemer. Auch ein Großteil der Berliner 3D-Druck-Unternehmen seien Spin-Offs, die sich aus der Forschung heraus entwickelt hätten. „Diese Startups treiben die Entwicklung neuer Anwendungen und Geschäftsmodelle voran und sorgen für eine lebendige Innovationskultur, typisch für Berlin.“ Zusätzlich gestärkt werde das AM-Ökosystem in der Hauptstadtregion durch Initiativen wie das „Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science“ am Zukunftsort Siemensstadt Square oder das größte internationale 3D-Druck-Netzwerk „Mobility goes Additive“ (MGA).

Hendrik Riemer, Koordinator des Clusters Additive Manufacturing Berlin Brandenburg (AMBER). © Berlin Partner

Transparenz schaffen und Synergien aufbauen

Die Initiative AMBER will dieses große Potenzial sichtbar machen. Indem sie Transparenz in den regionalen AM-Markt bringt, Kompetenzen bündelt, das Berliner AM-Ökosystem im In- und Ausland repräsentiert und Synergien hebt. „AMBER fungiert auch als Synonym für das AM-Cluster der Hauptstadtregion. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen in Berlin und Brandenburg, die gezielte Unterstützung bei Förderprogrammen und Vernetzung von potenziellen Partnern werden innovative Projekte initiiert und die Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle beschleunigt“, so Hendrik Riemer.

Strategische Basis für die Arbeit von AMBER ist eine Benchmarkstudie, die im Frühjahr 2023 in Auftrag gegeben wurde. Es ging darum, die Positionierung der Hauptstadtregion im Bereich der Additiven Fertigung im europäischen Vergleich zu ermitteln. Die Studie bestätigt, dass die Hauptstadtregion bereits heute eine herausragende Rolle im 3D-Druck einnimmt. Zugleich zeigt sie weitere Potenziale auf, die AMBER als wichtige Wegweiser dienen: Dazu gehört – trotz guter Voraussetzungen – auch die Stärkung des Forschungstransfers in die Industrie. „Im Bereich der Additiven Fertigung ist die Überführung der verschiedenen Technologien in die Industrie derzeit die größte Herausforderung“, sagt Hendrik Riemer. „Es ist kein Geheimnis, dass es bereits eine Vielzahl sehr innovativer Technologien gibt, die alle ihre Berechtigung haben. Ihr Potenzial hat die Industrie allerdings häufig noch nicht vollständig durchdrungen. Vielen Unternehmen sind die konkreten Möglichkeiten und Vorteile der Verfahren auch noch nicht gänzlich bekannt.“ Hier möchte AMBER ansetzen, aufklären und die Vielfalt sowie die Vor- und auch Nachteile der Additiven Fertigung für einzelne Anwendungsfelder aufzeigen.

Leuchttürme schaffen für die 3D-Hauptstadt Berlin

Einer der ersten Schritte in diese Richtung war der „AMBER-Fördercall“, der 2022 durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Kooperation mit der Investitionsbank Berlin ins Leben gerufen wurde. 13 Innovationsprojekte mit insgesamt 29 eingebundenen Partnern aus den Bereichen „Personalisierte Medizintechnik“, „Bau und Leichtbau“, „Additive Fertigung mit biobasierten Werkstoffen“ sowie „Additive Fertigung im/für den Weltraum“ gingen daraus hervor. Das Projektvolumen betrug rund 20 Millionen Euro. Der Fördercall ist inzwischen abgeschlossen, doch AMBER unterstützt die beteiligten Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen weiterhin dabei, neue Forschungsprojekte zu beantragen. Denn, so Riemer: „Unser Ziel ist es, die Inhalte und Ergebnisse der Forschungsprojekte als Leuchttürme und für die Bewerbung Berlins als 3D-Druck-Hauptstadt zu nutzen.“

Gezielter Austausch mit Gleichgesinnten

Ein weiterer Eckpfeiler von AMBER ist Vernetzung. „Wir organisieren regelmäßig Veranstaltungen, Netzwerktreffen sowie Workshops und beteiligen uns an Konferenzen, um den Wissensaustausch zu fördern und Best Practices zu teilen“, sagt Hendrik Riemer. „Diese Plattformen bieten den Teilnehmern die Möglichkeit, sich über die neuesten Trends und Entwicklungen im Bereich des 3D-Drucks zu informieren und sich mit Experten und Gleichgesinnten auszutauschen.“

So beleuchtet etwa die Veranstaltungsreihe „AMBER Spotlight“ Additive Fertigung in unterschiedlichen technologischen und anwendungsrelevanten Bereichen. Zielgruppen sind sowohl Experten als auch Industrie-Neulinge. Geplant sind außerdem „Tech Tours“, auf denen unterschiedliche Technologie- und Anwendungsfelder des 3D-Drucks in der Hauptstadtregion vertieft werden sollen. Auch weltweit ist AMBER aktiv. Mitglieder der Community können gemeinsam an internationalen Messen und Konferenzen teilnehmen, darunter das „AM Forum Berlin“, die „Formnext“, die „CDFAM“-Symposienreihe und die Konferenz „AM Strategies“ in New York. Darüber hinaus bietet AMBER mit den „Tech Journeys“ jährliche Delegationsreisen an. Hendrik Riemer: „Als Destinationen werden Regionen adressiert, die ebenfalls die Additive Fertigung als Schwerpunktthema fokussieren und den Teilnehmenden einen hohen Mehrwert für die Internationalisierung bieten.“ Die beiden letzten Delegationsreisen führten nach Israel und an die amerikanische Ostküste – nach New York und Boston.

Für 2024 ist Südafrika das Ziel der Tech Journey. Los geht’s im November! Interessierte können sich hier für ein Info-Webinar am 4. Juli anmelden. (vdo)

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