Wenn Berlin zum Seminarraum wird ...

15.08.2019 | „New Urban Development in Berlin“, „Islam and Feminism“ oder „Berlin im Sommer“: Das Kursangebot der HUWISU Summer University ist vielfältig und spannend. 28 Kurse werden in zwei vierwöchigen Sessions angeboten. Die Zielgruppe ist international: Studierende aus dem Ausland, die für einige Wochen Kurse an der Humboldt-Universität zu Berlin belegen – und dabei gleichzeitig Land und Leute kennenlernen möchten. Das europäische Programm der Summer University existiert seit den späten 1980ern. In Berlin nehmen inzwischen mehrere Universitäten, Hochschulen und wissenschaftliche Institutionen daran teil. Die Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) ist eine davon.

"Ein Sommerschul-Konzept für internationale Studierende existiert an der HU Berlin bereits seit den späten 1990er Jahren“, so Pierre Steuer, Koordinator der Humboldt Winter and Summer University (HUWISU). „Ursprünglich wurden bei uns ausschließlich Deutsch-Intensivkurse auf verschiedenen Sprachniveaus angeboten. Aber wir stellten bald fest, dass sich viele ausländische Studierende auch fachlich in der vorlesungsfreien Zeit weiterentwickeln wollten. Deshalb haben wir unser Programm seit 2007 kontinuierlich um Fachkurse aus den unterschiedlichsten Disziplinen erweitert.“

Strukturell betrachtet besteht das Modell der HUWISU heute aus vier Säulen: Der Unterricht wird fast ausschließlich auf Englisch abgehalten, die Kurse sind interdisziplinär angelegt, sie verbinden Theorie und Praxis  – und sie haben inhaltlich stets einen Bezug zu Berlin oder Deutschland. Gibt es inzwischen Top-Seller im Kurs-Angebot? „Ja, die gibt es“, erläutert Pierre Steuer: „Besonders beliebt bei den internationalen Studierenden der HUWISU sind in diesem Sommer beispielsweise juristische Kurse zu Themen wie Menschenrechte oder „Refugee Protection and  Forced Migration“. Auch Angebote zur Metropolenforschung oder Kurse, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln heraus mit der Europäischen Union beschäftigen, waren sehr schnell ausgebucht.“ Durchgängig beliebt seien auch Kurse zur Geschichte Deutschlands. Steuer: „Berlin, mit seiner reichen Kultur und den vielen historischen Schauplätzen, bietet sich für Exkursionen förmlich an. Die Stadt wird so quasi zum großen Seminarraum.“

Pro Jahr nehmen rund 550 Studierende aus 50 Nationen an den Sommer- und Winterkursen der HUWISU teil. Bachelor-, Master- und Diplom-Student*innen ebenso wie Doktorand*innen. Dabei zeichnet sich seit einigen Jahren ein klarer Trend ab: „Im Sommer nehmen vor allem Studierende aus Europa, Nordamerika und Asien an den Kursen teil. Im Winter kommt etwa die Hälfte der Teilnehmer*innen aus Australien bzw. aus  Süd- oder Mittelamerika. Das hängt mit den Semester- und Ferienzeiten unserer weltweiten Partner-Universitäten zusammen“, so Pierre Steuer.

Win-Win-Situation für Studierende und Universitäten

Die Vorteile der Summer bzw. Winter University für die Studierenden aus dem Ausland liegen klar auf der Hand: Sie können über eine kurze Zeit hinweg wertvolle Lernerfahrungen sammeln und ihre Deutschkenntnisse verbessern. Darüber hinaus bietet sich ihnen die einzigartige Möglichkeit, direkt in das dynamische Leben der Brain City Berlin einzutauchen und Freundschaften mit Menschen aus der ganzen Welt zu schließen. Für die Teilnehmer*innen zusätzlich interessant: Für den Besuch der Kurse werden Credits vergeben, die sich an der heimischen Universität anrechnen lassen. Der DAAD fördert Teile des Programms in Form von Stipendien für Sprachkurse.

Die Summer University ist somit auch ein kurzes Berliner Schnupperstudium. Wie Pierre Steuer bestätigt, ist das Teil des Konzepts: „Die HUWISU versteht sich als eine Art Schaufenster für das Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin. Wir möchten bei Studierenden aus dem Ausland Interesse für unsere Universität generieren – und damit natürlich auch die internationale Sichtbarkeit der HU stärken.“       

Dieser Ansatz scheint zu funktionieren: Rund 16 Prozent der Studierenden an der HU Berlin kommen inzwischen aus dem Ausland – das entspricht prozentual dem Anteil der internationalen Studierenden in ganz Berlin. Welche dieser künftigen Akademiker*innen zuvor an einer Summer oder Winter University der HU Berlin teilgenommen haben, lässt sich allerdings nur schwer eruieren. „Im Einzelfall ist das aus Datenschutz-Gründen schlecht nachvollziehbar“, so Steuer. „HUWISU-Veranstaltungen wie ‚Studieren an der Humboldt-Universität zu Berlin’ sind allerdings jedes Mal sehr gut besucht. Wenn sich später ehemalige HUWISU-Teilnehmer*innen bei uns melden, die inzwischen hier studieren, freut uns das natürlich sehr.“

Von den vielen Forschertalenten aus aller Welt, die nach dem Studium in Berlin bleiben, profitieren ganz gewiss auch die Forschung & Lehre sowie die Wirtschaft der Hauptstadt. Denn Internationalität gehört inzwischen fest zum Selbstverständnis der Brain City Berlin. Das Programm der Berliner Winter Universities startet übrigens am 6. Januar 2020. Die Anmeldung läuft bereits. (vdo)