• Drei Berliner Reallabore gehen an den Start

Drohnen-Logistik, Baustoff-Recycling und Wiederverwendung von Abwasser: Diese drei Ideen sollen in den kommenden drei Jahren in Reallaboren praxisnah getestet werden. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe fördert die Projekte in der Brain City Berlin mit insgesamt neun Millionen Euro. Die TU Berlin ist an allen drei Projekten beteiligt und erhält damit Fördermittel von rund 3,1 Millionen Euro.   

Das Projekt B(e)ware will untersuchen, inwiefern sich gebrauchte Baustoffe wie Holzbalken oder Stahlträger im Bau wiederverwenden lassen. Im Projekt „IWIQ“ hingegen soll getestet werden, inwiefern „Grauwasser“, das beispielsweise nach dem Händewaschen abfließt, erneut genutzt werden kann – zum Beispiel für die Bewässerung von Gärten. Und „U-Space Berlin“ will mit Drohnen den Transport von leichten Waren über die sogenannte „Letzte Meile“ im Stadtgebiet erproben, beispielsweise für die Lieferung von Medikamenten. Bei allen drei Projekten geht es darum, den Alltag der Menschen durch Innovationen konkret zu verbessern. Damit sie ihre Konzepte unter praxisnahen Bedingungen testen können, werden sie im Alltag als „Reallabore“ von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe für kommenden drei Jahre mit insgesamt neun Millionen Euro gefördert. Die Technische Universität Berlin (TU Berlin) erhält davon rund 3,1 Millionen Euro, denn sie ist an allen drei Reallaboren als Projektpartnerin beteiligt: Das Projekt „B(e)Ware“ steuert sie sogar. 

Die Förderung erfolgt im Rahmen eines Wettbewerbs, zu dem die Senatsverwaltung  im Oktober 2023 aufgerufen hatte. 56 Projekte bewarben sich, zehn wurden für eine sechsmonatige Konzeptphase ausgewählt, in denen sie ihre Ideen schärfen und ausarbeiten konnten. „Mit den drei ausgewählten Reallaboren fördern wir Innovationen Made in Berlin – von der Idee bis zur Anwendung. IWIQ, B(e)Ware und U-Space Berlin entwickeln Lösungen, die ganz konkret im Alltag Anwendung finden werden und einen direkten Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität leisten“, so Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey. Berlin habe ein riesiges Potenzial an kreativen, innovativen Lösungen aus Wissenschaft und Wirtschaft.

Zielsetzung des Wettbewerbs ist, die Anwendungen am Ende der drei Jahre wirtschaftlich tragfähig machen. Denn Reallabore sind ein wichtiges Bindeglied im Transfer zwischen Forschung und Wirtschaft. Sie bringen Wissenschaft, Unternehmen und Bürgerinnen zusammen, um innovative Lösungen unmittelbar in der Praxis zu testen. Sie sollen außerdem zeigen, wie Forschung schnell in den Alltag übertragen werden kann. Auch TU-Präsidentin Prof. Dr. Geraldine Rauch unterstrich die Bedeutung der Projekte für die Stadt: „Jedes dieser Reallabore eröffnet Berlin neue Chancen für eine nachhaltige Zukunft.“ Die Nutzung von Reallaboren ist Teil der Forschungsstrategie der TU Berlin. Auf der Plattform „StadtManufaktur“ bündelt die Universität mehr als 25 Projekte. (vdo)

Die drei geförderten Reallabore

B(e)Ware – radikales Umdenken im Bausektor

Das Projekt B(e)Ware will Planungs- und Bauprozesse rund um wiederverwendbare Baustoffe erproben. Im Reallabor sollen lokale, gebrauchte Baustoffe wie Holzbalken und Stahlträger als Tragkonstruktionen in die Wertschöpfungskette im Bausektor zurückgeführt werden. In drei Berliner Bauvorhaben wird das Konzept erstmalig umgesetzt: beim Ausstellungs-Pavillon TULIUM auf dem Campus Charlottenburg der TU Berlin, einer Wasserrettungsstation am Müggelsee sowie einem Werkstattgebäude der Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Projektpartner: Natural Building Lab der Technischen Universität Berlin (Verbundkoordination), ZRS Architekten und Ingenieure GvA mbH, assoziierte Partnerinnen und partner u.a. aus den Bereichen Materialprüfung, Logistik, Rückbau, Bauprodukte


IWIQ - Trinkwasserbezug um bis zu 60 Prozent reduzieren

Das Projekt IWIQ will zur zukunftssicheren Wasserversorgung und zur Wärmewende beitragen. Im Reallabor soll das Recycling von Grauwasser (leicht verschmutztes Abwasser, z.B. nach der Dusche, dem Händewaschen oder dem Maschinenwaschgang) aus Haushalten bei gleichzeitiger Wärmerückgewinnung erstmalig für Bestandsgebäude umgesetzt werden. Dafür werden detaillierte 3D-Modelle von Gebäuden in Berlin angefertigt, um die Leitungs- und Anlagenplanung zu ermöglichen – denn es muss ein komplett neuer Wasserkreislauf installiert werden.
Projektpartner: Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH (Verbundkoordination), Nolde – innovative Wasserkonzepte GmbH, Technische Universität Berlin, Contecht GmbH, Howoge Wohnungsbaugesellschaft mbH, Erste Wohnungsgenossenschaft Pankow eG, Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH, Magda GmbH, inter 3 GmbH Institut für Ressourcenmanagement


U-Space Berlin – erstmalig Lieferdrohnen in Berlin

Das Projekt U-Space Berlin will eine effiziente Last-Mile-Logistiklösung mit Hilfe von Drohnen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg erproben. Anvisierte Praxisdemonstrationen sind der Transport von medizinischen Materialien zwischen einem Krankenhaus und externen Einrichtungen sowie das Ausliefern von Waren in ein dezentral gelegenes Gewerbegebiet. Das Ziel des Reallabors ist es, skalierbare und datenbasierte Geschäftsmodelle im urbanen Raum für die Integration von Drohnen in Logistik- und Transportkonzepte zu entwickeln.
Projektpartner: Startup Colors UG/Applied Data Incubator (Verbundkoordination), Technische Universität Berlin, DiAvEn Labfly UG, marktschwalbe GmbH, Murzilli Consulting / M&K Germany GmbH, Akkon Hochschule für Humanwissenschaften

 

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