• Junge Gründer sitzen in einem modern eingerichteten Inkubator und arbeiten.

    „Vor allem die Gesellschaft profitiert von Hightech-Start-ups“– Gründungsumfrage der Hochschulen geht in die dritte Runde

Die Brain City Berlin gilt als deutsche Hauptstadt der Start-ups. Viele junge Unternehmen haben sich erfolgreich aus Berliner Hochschulen heraus gegründet. Um herauszufinden, welche wirtschaftliche Bedeutung wissenschaftsbasierte Ausgründungen für Berlin und Brandenburg haben, führen insgesamt zehn Hochschulen aus der Region jetzt bereits zum dritten Mal eine systematische Befragung von Gründer*innen durch. Teilnahmeschluss für die „Gründungsumfrage 2020“ ist der 15. März 2020. Wir sprachen mit Karin Kricheldorff, Leiterin Centre for Entrepreneurship der TU Berlin, das die Gründungsumfrage 2020 koordiniert.

Knapp die Hälfte (43 Prozent) der Unternehmer*innen, die aus Hochschulen der Metropolregion Berlin-Brandenburg heraus gegründet haben, fühlen sich der „digitalen Wirtschaft“ zugehörig. Sie bieten vor allem kreative, wissensintensive Dienstleistungen und Beratung an, sind ausgesprochen international orientiert und trotzdem zu 84 Prozent in der Region verwurzelt. Dies ergab eine Gründungsumfrage, die 2016 von neun in der Metropolregion ansässigen Hochschulen durchgeführt wurde – bereits zum zweiten Mal nach 2014. Aktuell geht die Gründungsumfrage in die dritte Runde. Im Fokus der Befragung, an der sich dieses Mal acht Berliner und zwei Potsdamer Hochschulen beteiligen, stehen die Themen Nachhaltigkeit, Internationalisierung sowie die Bedeutung Künstlicher Intelligenz im Rahmen der Unternehmensgründung. Darüber hinaus werden Daten zur Anzahl der Mitarbeiter*innen, zum Umsatz, zu Beteiligungskapital und Fördermitteln erfasst. 

Gründungsumfrage 2020

  • Teilnahmeschluss: 15 März 2020
  • Mitmachen können: Existenzgründer*innen, Alumni oder andere Personen, die Start-up Services und das Know-how der beteiligten Universitäten genutzt haben, um ein Unternehmen zu gründen oder sich selbständig zu machen.
  • Die zweisprachige Befragung erfolgt online. Jede der gelisteten zehn Hochschulen benutzt einen eigenen Fragebogen.
  • Die 10 beteiligten Hochschulen: Beuth Hochschule für Technik Berlin, Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Freie Universität Berlin, Fachhochschule Potsdam, Universität der Künste Berlin, Universität Potsdam, Humboldt-Universität zu Berlin, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Technische Universität Berlin.

Zweck der Erhebung ist es, die wirtschaftliche Bedeutung von Hochschulausgründungen in Berlin-Brandenburg zu erfassen. Auch soll anhand der Ergebnisse das Beratungs- und Serviceangebot der universitären  Gründungsservices verbessert werden. Die Ergebnisse der Gründungsumfrage 2020“werden voraussichtlich im Sommer dieses Jahres vorliegen. 

Koordiniert wird die Befragung vom Centre for Entrepreneurship (CfE) der TU Berlin. Die IHK Berlin, die Berliner Landesinitiative Projekt Zukunft sowie die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützen das Projekt.

Karin Kricheldorff, Leiterin des Centre for Entrepreneurship der TU Berlin zur Gründungsumfrage 2020

Frau Kricheldorff. Das CfE führt diesem Jahr zum insgesamt dritten Mal eine Gründungsumfrage unter Existenzgründer*innen durch, die sich aus einer Berliner oder Potsdamer Hochschule heraus selbständig gemacht haben. Warum?

Ziel der Gründungsumfrage ist es, Gründungsaktivitäten an der Technischen Universität Berlin und den anderen teilnehmenden Hochschulen systematisch zu erfassen. Anhand von vergleichbaren Daten soll universitätsübergreifend ein einheitliches Bild der akademischen Gründerszene Berlins ermöglicht werden. So wollen wir beispielsweise nachhalten, welche und wie viele Start-ups direkt aus der Universität hervorgegangen sind – unterstützt durch unsere Services, Angebote und das Know-how, das wir an der TU Berlin im Bereich der Gründungsunterstützung anbieten. Wir wollen außerdem wissen, ob die Start-ups sich langfristig am Markt behaupten konnten, um die Wirtschaftskraft der Wissenschaft zu messen und darzustellen. Die Ergebnisse dienen außerdem dazu, das Beratungs- und Serviceangebot der universitären Gründungsservices zu optimieren.

Welche wirtschaftliche Bedeutung haben wissensbasierte Start-ups für den Wirtschaftsstandort Berlin?

Eine große Bedeutung. Die Gründungsumfrage, die wir 2016 unter neun Hochschulen aus Berlin und Brandenburg durchführten, hat gezeigt, dass 84 Prozent der befragten Unternehmen in Berlin-Brandenburg an den Start gingen. 653 gegründete Unternehmen beschäftigten hier 2015 rund 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Gesamtumsatz von 605 erfassten Unternehmen lag 2015 bei knapp 3 Mrd. Euro. Mit wenigen Ausnahmen handelte es sich um KMUs. In 9 Großunternehmen waren zusammen etwa 12.000 Mitarbeiter*innen beschäftigt.

Inwiefern profitieren Hochschulen wie die TU Berlin on erfolgreichen Ausgründungen?

Wir arbeiten nicht profitorientiert. Wir nehmen also im Gegensatz zu den meisten Inkubatoren keine Anteile an den Unternehmen, die aus unserem Inkubationsprozess hervorgehen. Uns geht es darum, dass neueste Forschungsergebnisse nicht in der Schublade verschwinden, sondern einen Mehrwert erzeugen. Indem sie als Anwendungen, Produkte oder Serviceleistungen in den Markt gebracht werden. Es profitiert also vor allem die Gesellschaft von Hightech-Start-ups, die neueste wissenschaftliche Erkenntnisse nutzbar machen. Unsere Teams zeigen die Innovationskraft der Wissenschaft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung auf.

Die TU Berlin gilt als Gründungshochschule: Mit welchen Maßnahmen unterstützen sie junge Gründer?

Wir richten uns mit unseren Angeboten an Angehörige der TU Berlin, also Forscher*innen, Alumni und Studierende. Wir zeigen die Unternehmensgründung als Karriereweg auf und beraten Teams in der Frühphase ihrer Gründungsvorhaben. Unter anderem zur Geschäftsmodellentwicklung, zur Finanzierung und zu Fördermitteln wie dem Berliner Start-up Stipendium, dem EXIST Gründerstipendium und dem EXIST Forschungstransfer.

Können Sie das konkretisieren?

Die Teams können sich mit ihren innovativen, technologieorientierten Geschäftsideen für die Aufnahme in unseren systematischen, meilensteinbasierten Start-up-Inkubationsprozess bewerben. Über einen Zeitraum von 6 bis 18 Monaten werden die Hightech-Startups kontinuierlich beraten und unternehmerisch ausgebildet, um ihre Produkte bis zur Marktreife zu entwickeln. Dazu gehören Büro- und Laborräume, unsere StarTUp School mit Workshops zur unternehmerischen Weiterbildung, individuelle Expertensprechstunden mit Anwälten und Investoren, Pilotkundenprojekte mit Industriepartnern, Events, in denen es um Finanzierungsstrategie und Investorenkontakte geht, das TU Messeprogramm sowie Community-Events und die Vernetzung mit Alumni-Start-ups.

Welche erfolgreichen Unternehmen sind in letzter Zeit aus der TU Berlin hervorgegangen?

Start-ups aus der TU Berlin haben eine enorme Wirtschaftskraft. Die letzte Gründungsumfrage hat beispielsweise ergeben, dass im Jahr 2015 rund 250 Gründungen von Alumni der TU Berlin einen Umsatz von etwa 2,6 Mrd. Euro erzielten. Die befragten Unternehmen beschäftigten rund 18.400 Mitarbeiter. Zu den erfolgreichen Teams, die in den letzten Jahren am Centre for Entrepreneurship betreut wurden, gehören Akvola, 3YOURMIND, Sicoya und Teraki. Allerdings sind bereits in den 1980er-Jahren erfolgreiche Unternehmen wie AVM aus einem der ersten Gründungszentren der TU Berlin hervorgegangen – das sind die Entwickler der Fritz!Box.

Welche Vorteile bietet der Standort Berlin Gründer*innen?

Berlin ist als Start-up-Hauptstadt weltweit einzigartig: Die Stadt ist international und weltoffen, Menschen aus der ganzen Welt kommen nach Berlin. Darunter sind natürlich auch Gründer*innen mit innovativen Ideen, die sie hier umsetzen können. Unter anderem aufgrund des hiesigen Start-up-Ökosystems mit seinen sehr guten Rahmenbedingungen und der guten Förderlandschaft.

Haben Sie einen Tipp für Absolventen, die ein Unternehmen gründen möchten?

Nutzen Sie die Unterstützungsangebote des Centre for Entrepreneurship der TU Berlin und melden Sie sich bei uns!

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