• Olivia Budek und Tobias Kirschnick, CHIC, Brain City Berlin

    CHIC – Gründungszentrum am Zukunftsort

Im Charlottenburger Innovations-Centrum CHIC sitzen rund 50 Start-ups. Das 2015 in der Brain Ciyt Berlin eröffnete Gründungszentrum geht auf eine gemeinsame Initiative von WISTA Management GmbH, TU Berlin, UdK Berlin und dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zurück. Die Vernetzung am Standort ist ausgesprochen gut, denn das CHIC gehört zu einem der 11 Berliner Zukunftsorte: dem Campus Charlottenburg. Der inhaltliche Fokus des CHIC: technologiegetriebene Unternehmen und Softwareentwicklung.

„Die Start-up-Szene an den Hochschulstandorten ist eine ganz andere als die, die man in den Coworking-Spaces in Berlin-Mitte antrifft. Meist haben die Gründerinnen und Gründer bereits während des Studiums eine Idee entwickelt, eine Abschlussarbeit zu dem Gründungsthema geschrieben oder sogar promoviert. Sie wissen daher recht genau, was sie machen und wie sie ihre Idee in ein Produkt umsetzen können. Und häufig haben sie bereits eine Marktnische im Fokus, in die ihr Produkt passen könnte.“ Tobias Kirschnick hat fast täglich mit Gründerteams aus dem Hochschulbereich zu tun. Denn als Leiter des WISTA Gründungsteams betreut er nicht nur das Innovations- und Gründungszentrum (IGZ) in Berlin-Adlershof, sondern – zusammen mit seiner Kollegin Olivia Budek – auch das Charlottenburger Innovations-Centrum (CHIC).    

2015 wurde das auf eine gemeinsame Initiative der WISTA Management GmbH, des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) und der Universität der Künste Berlin (UdK Berlin) hin ins Leben gerufene CHIC eröffnet. In einem ehemaligen Versicherungsgebäude in der Bismarckstraße 10–12. Nur wenige Hundert Meter vom Ernst-Reuter-Platz entfernt und in unmittelbarer Nähe der beiden Universitäten sowie zu renommierten Forschungsreinrichtungen wie dem Heinrich-Hertz-Institut (HHI), der Fraunhofer Gesellschaft (FhG), der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) sowie den Telekom Innovation Laboratories (T-Labs). Mit rund 5.500 Quadratmetern Fläche ist das CHIC inzwischen zu einem der größten und modernsten Gründungszentren Berlins herangewachsen. Zugleich ist es eng mit dem Berliner Zukunftsort Campus Charlottenburg verschmolzen, einem der größten innerstädtischen Universitätskomplexe Europas. 

Schwerpunkt: Informations- und Kommunikationstechnologie

Während das inhaltliche Spektrum des Campus Charlottenburg eher breit angelegt ist, fokussiert sich das CHIC aufgrund seiner Nähe zur TU Berlin vor allem auf technologiegetriebene Unternehmen. „Unser Schwerpunkt ist die Informations- und Kommunikationstechnologie. Momentan sitzen 50 Start-ups bei uns im CHIC“, so Tobias Kirschnick. Dazu gehören Unternehmen wie „CODARY“, ein Anbieter von Online-Programmierkursen für Kinder und Jugendliche. Oder „R3Solutions“, eine Firma, die drahtlose Kommunikationslösungen speziell für die Anwendung in der Industrie entwickelt.

Bis zu acht Jahre können die Start-ups im Rahmen der Förderung im Gründungszentrum CHIC bleiben. Im besten Fall haben sie sich dann bereits erfolgreich im Markt etabliert. Wie das Team von „Betterguards“. Es hat ein flexibles Stützsystem für Gelenke entwickelt, das Sportlerinnen und Sportler vor Verletzungen schützt. Das Unternehmen ist inzwischen flügge geworden und sucht nun neue Räume in der Nachbarschaft.

Unterstützung beim Aufbau von Kontakten

Die meisten der im CHIC ansässigen Unternehmen sind Spin-offs der TU Berlin. Einige sind auch aus dem IGZ in Berlin-Adlershof in die City-West gekommen. „Die Universitäten betreuen die „Preseed-Phase“ – die frühe Phase der Start-ups, in der die Teams einen Businessplan entwickeln, vielleicht auch einen Prototypen bauen“, erläutert Tobias Kirschnick. „Wir fangen die Phase danach auf und geben den Unternehmen weitere Wachstumsmöglichkeiten, um sie marktfähig zu machen. In einem geschützten Raum mit geförderten Mieten.“  

Außer der günstigen Miete, die derzeit bei 9,55 Euro netto kalt liegt, profitieren die Start-ups im CHIC von infrastrukturellen Vorteilen, wie Konferenz- und Besprechungsräumen und dem Postservice. Wertvoll ist aber vor allem der Zugang zum Netzwerk des Campus Charlottenburg und zur Gründerszene der Stadt. Unterstützung beim Aufbau von Kontakten bieten Tobias Kirschnick und seine Kollegin Olivia Budek: „Die Kooperation auf dem Campus ist sehr gut. Wir wissen, welche Akteure hier sitzen und kennen das Netzwerk. Mit der IBB Investitionsbank sind wir eng in Kontakt, wenn es um Förderungen geht. Und mit dem Centre for Entrepreneurship der TU Berlin sowie der Wirtschaftsförderung Berlin Partner stehen wir in engem Austausch, wenn es um Themen wie Talentsuche geht.“

Im Team arbeiten Tobias Kirschnick und Olivia Budek auch bei der Auswahl neuer Mieterinnen und Mieter. „Wir schauen uns nicht nur Bewerbungen von der TU Berlin und der UdK Berlin an. Die Start-ups können auch von anderen Hochschulen kommen. Was zählt, ist die Idee“, so Olivia Budek. „Das Konzept muss uns beide überzeugen.“ Anders als im IGZ Adlershof oder in dem auf Start-ups aus dem Chemiebereich fokussierten Inkulab der TU Berlin, bietet das CHIC keine Laborflächen an. Ausgelastet ist es trotzdem. Obwohl auch hier einige Start-ups ihre Arbeit in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt stärker ins Home-Office verlagert haben. Tobias Kirschnick und Olivia Budek denken daher aktuell darüber nach, die Räumlichkeiten zum Beispiel über Sharing-Modelle flexibler nutzbar zu machen. 

Gründung als gangbare Alternative zur Wissenschaft

Generell habe sich die Start-up-Szene in Berlin deutlich professionalisiert, davon ist Tobias Kirschnick überzeugt. „Die Gründerinnen und Gründer bringen viel mehr Erfahrung mit als früher. Und sie wissen heute ganz genau, an wen sie sich wenden müssen. Auch das Fördersystem und die Förderinstrumente sind besser geworden.“ Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sei der Weg in die Wirtschaft jedoch häufig mit einer Identitätskrise verbunden. „An Forschungseinrichtungen und Universitäten versuchen Transfereinrichtungen, den Forschenden zu helfen, ihre Forschungsergebnisse in ein Produkt umzusetzen. Aber das wollen viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht. Für sie bricht ein Lebensplan zusammen, wenn sie realisieren: ‚In der Forschung wird es für mich keinen Platz geben’“, resümiert Tobias Kirschnick. „Das ist ein heikler Punkt. Da müssen wir insgesamt besser werden und den Forschenden aufzeigen, dass der Weg in die Gründung eine gangbare und ehrbare Alternative zur wissenschaftlichen Karriere ist.“ 

Für Beratungsgespräche steht die Bürotür von Tobias Kirschnick und Olivia Budek daher immer offen. Und auch die Bewerbung für einen Platz im CHIC ist jederzeit möglich. Zurzeit ist das CHIC zwar komplett vermietet. Aber wie in der gesamten Berliner Gründer-Szene ist auch in dem Charlottenburger-Innovations-Centrum alles ständig in Bewegung. (vdo)

Mehr Stories