• Spuren von Käferfraß an einem Baumstamm, Brain City Berlin

    Inspiriert von Käfern und Moorpflanzen

Käferfraß und Pilzbefall gelten als Schäden am Holz. Als Sinnbild der Zerstörung. Und Moore werden oft stillgelegt, um sie „brauchbar“ zu machen. Mit zwei Ausstellungen ersetzt das Exzellenzcluster „Matters of Activity“ der Humboldt-Universität zu Berlin in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern konventionelle Blickwinkel durch neue Perspektiven. Fraßholz und Moorpflanzen werden zu biobasierten neuen Materialien. „Symbiotic Wood“ und „Swamp Things!“ sind Teil des Berlin-weiten „_matter Festivals 2025“, das unser etabliertes Verständnis von Materialien radikal infrage stellt.

In Befall und Zerfall steckt nicht nur eine zerstörerische Kraft, sondern auch viel kreatives Potenzial. Was also wäre, wenn befallenes Holz nicht als beschädigt, sondern als verwandelt betrachtet würde? Die Ausstellung „Symbiotic Wood“ im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin am Kulturforum lädt die Besucherinnen und Besucher dazu ein, Holz als ein Material zu sehen, das von vielen Arten geformt und genutzt wird – und nicht nur von uns Menschen. Pilze und Käfer gestalten den Wald mit.

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: Der erste Teil beschäftigt sich mit den wissenschaftlichen Grundlagen des Käferbefalls und des damit einhergehenden Pilzbefalls in Fichtenwäldern. Es geht um Waldökosysteme und die komplexen Zusammenhänge zwischen Klima, Forstwirtschaft und Waldgesundheit. Der zweite Teil betrachtet Käfer und Pilze als Co-Designer einzigartiger Formen und Texturen. Neben Designobjekten und Kunstwerken gibt die Ausstellung Einblicke in die Kulturgeschichte und Theorie des Käferbefalls. Eine großen Open-Air-Installation im Innenhof des Museums zeigt abschließend, wie Fraßholz neu gedacht und genutzt werden kann. Beim Abschlussevent können Besucherinnen und Besucher Holzstückchen mitnehmen – sie tragen so selbst dazu bei, das Material umzudeuten. Die Ausstellung „Symbiotic Wood“ rundet als viertes und letztes Kapitel die Ausstellungsreihe „More than Human“ des Kunstgewerbemuseums ab.

„Symbiotic Wood“

28. Juni – 21. September 2025
Mittwoch bis Freitag: 10 bis 17 Uhr
Samstag/Sonntag: 11 bis 18 Uhr
Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

Kunst aus Moorpflanzen

Über rosafarbene Rohre auf Baustellen haben sich viele von uns bereits gewundert. In Berlin erinnern sie daran, dass dort Feuchtgebiete trockengelegt wurden. Denn Niedermoore, Hochmoore, Sümpfe und Feuchtwiesen galten als unbrauchbares Land. Dabei sind sie wertvolle Kohlenstoff-Speicher und lebendige Ressourcen. Die Ausstellung „Swamp Things!“ im BHROX bauhaus reuse am Ernst-Reuter-Platz ruft dazu auf, diese Ökosysteme im Sinne einer nachhaltigen Zukunft zu bewahren, sie wiederherzustellen und mit ihnen zu arbeiten. Und sie erkundet das ungenutzte Potenzial der Pflanzen, die in diesen feuchten Umgebungen gedeihen. Heimische Gräser aus den brandenburgischen Mooren werden zu Körben geflochten und in Wickelmaschinen künstlerisch zu abstrakten Objekten verarbeitet, die die Fantasie anregen und zu lebhaften Gesprächen anregen. Kuratiert wurde „Swamp Things!“ von der Berliner Material- und Produktdesignerin Charlett Wenig und der Anthropologin Lucy Norris. An dem Projekt beteiligt sind neben dem Exzellenzcluster „Matters of Activity“ und dem BHROX bauhaus reuse das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG), das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) und die Weißensee Kunsthochschule Berlin.

„Swamp Things!“

8. Juli – 20. Juli 2025
Dienstag bis Sonntag von 12 bis 20 Uhr (Eintritt frei)
BHROX bauhaus reuse, Ernst-Reuter-Platz, 10587 Berlin
Vernissage am Montag, 7. Juli 2025, 18 bis 20 Uhr

Die Ausstellungen „Symbiotic Wood“ und „Swamp Things!“ wurden in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster „Matters of Activity“ im Rahmen des _matter Festivals 2025 entwickelt. Ziel des Clusters ist es, Grundlagen für eine neue Kultur von Materialen zu schaffen. Design und Kunst fließen in die Grundlagenforschung ein. (vdo)

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