• Graffito, Brain City Berlin

    Dual Career Network – Fuß fassen in Berlin

Viele hochkarätige Wissenschaftler*innen zieht es jährlich in die Brain City Berlin. Doch Professor*innen und Führungskräfte aus Forschung und Verwaltung kommen meist nicht allein. Das Dual Career Network Berlin unterstützt Partner*innen von Fach- und Führungskräften aus Wissenschaft und Wirtschaft dabei, in der Stadt privat und beruflich neu durchzustarten. Rund 30 Berliner Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen zählen inzwischen zu den Partnern des Netzwerks.

„Zu Beginn spielt neben der Wohnungs- und der Arbeitsplatzsuche oft auch die Sorge um einen Kitaplatz und die passende Schule eine Rolle“, sagt Dr. Diana Woelki. „Da die Bedarfe hier naturgemäß sehr individuell sind, informieren wir zunächst zu Wohnungsmarkt, Kindergarten und Schulformen. So kann sich jede*r einen Überblick verschaffen und die verschiedenen Themen priorisieren. In Einzelfällen begleiten wir diese Entscheidungsprozesse dann auch intensiver.“ Der Job der Psychologin und Karriereberaterin ist nicht alltäglich: Zusammen mit ihrem Kollegen Rouven Sperling berät und unterstützt sie bei der Berliner Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner im Rahmen des Dual Career Netzwerk Berlin (DCNB) die Lebenspartner*innen von neu nach Berlin berufenen Professor*innen und anderen wissenschaftlichen Führungskräften dabei, sich in der Brain City Berlin einzuleben und hier beruflich neu durchzustarten. Auch Partner*innen von Führungskräften aus der Wirtschaft können das Angebot nutzen, das 2011 als gemeinsame Initiative von den staatlichen Berliner Hochschulen und Universitäten gemeinsam mit dem Land Berlin ins Leben gerufen wurde, um den Wissenschaftsstandort Berlin im internationalen Wettbewerb zu stärken.

„Zu unseren Beratungsleistungen zählen neben der standardmäßigen Prüfung und Überarbeitung der Bewerbungsunterlagen und Arbeitsmarktberatung bedarfsweise auch ein umfassendes Karrierecoaching samt Potenzialanalyse und Zielplanung. Trainings zur Positionierung auf dem Berliner Arbeitsmarkt gehören ebenfalls dazu“, erläutert Diana Woelki. Gefragt seien auch Informationen zu Themen, die Familien im Allgemeinen beschäftigen – wie Betreuungs-, Bildungs- und Freizeitangebote.“ 

Aus Sydney nach Berlin

Allein in den vergangenen zwei Jahren betreuten Diana Woelki und ihr Kollege knapp 100 Klient*innen. Rund 50 Prozent davon waren internationaler Herkunft, mehr als 60 Prozent Frauen. Susanne Gschwendtner ist eine von ihnen. „Wir sind im Juni letzten Jahres von Sydney nach Berlin gezogen. Der Zeitpunkt war durch die Berufung meines Partners auf eine Professur an der Technischen Universität Berlin bedingt.“ Mehr als zehn Jahre lang hatten Susanne Gschwendtner und Dr. Ingo Weber in Australien gelebt. Beide waren dort beruflich erfolgreich: Sie leitete im öffentlichen Sektor eine Vielzahl von Projekten. Unter anderem betreute sie das damals größte SAP-Roll-out in Australien mit. Der Informatiker Ingo Weber war als Principal Research Scientist bei der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) tätig und leitete dort ein Team mit 30 Personen. 

Der Abschied von Australien fiel den beiden nicht leicht. Aber es gab für das Paar – neben der Berufung von Ingo Weber an die TU Berlin – noch zwei weitere fundierte Gründe, nach Berlin zu kommen: Die Nähe zur Familie in Süddeutschland und die Vorzüge des Wissenschaftsstandorts Berlin, wie Ingo Weber betont: „Für mich als Informatiker ist die TU Berlin eine der Top-Unis in Deutschland. Sowohl die Größe meiner Fakultät für Elektrotechnik und Informatik, aber auch die Vielzahl an wissenschaftlichen Einrichtungen in der Stadt ist sehr attraktiv – ebenso wie die Nähe zu interessanten Firmen und den vielen IT-Start-ups in der Stadt. Berlin zieht – auch als Wohnort. Für Deutschland insgesamt spricht die Freiheit der Forschung und Lehre, die durch den Beamtenstatus ermöglicht wird und durch die ausreichende Verfügbarkeit von Drittmitteln weiter gestärkt wird.“

Neu in Berlin: Susanne Gschwendtner und Prof. Dr. Ingo Weber. (Foto: privat)

Deutschkenntnisse nach wie vor essenziell

Bei der Ankunft in Berlin hatten Susanne Gschwendtner und Ingo Weber trotz aller Euphorie mit den typischen Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen. „Wir kamen rund neun Monate bevor hier die pandemiebedingten Einschränkungen eingeführt wurden. Schwierig war die Wohnungssuche, sehr schwierig die Kita-Suche“, erinnert sich Susanne Gschwendtner. Über eine Empfehlung des Dual Career Service der TU Berlin kam die Neuberlinerin mit Diana Woelki in Kontakt. Diese beriet sie nicht nur bei der Suche nach einem Kitaplatz für ihre zweijährige Tochter, sondern auch bei der Jobsuche. „Die Beratung war genau auf mich zugeschnitten. Ich habe meine persönliche Situation und meine beruflichen Ziele und Erwartungen geschildert. Basierend auf diesen Informationen hat Frau Dr. Woelki das Netzwerk von Berlin Partner genutzt, um mich auf Firmen und Stellen aufmerksam zu machen. Sie hat meine Bewerbungen auf unterschiedliche Stellen gelesen und passgenaues Feedback gegeben.“ Vor allem Diana Woelkis Ratschläge zur Gestaltung von Bewerbungsunterlagen zahlten sich aus. Susanne Gschwendtner schrieb lediglich zehn Bewerbungen und erhielt gleich mehrere Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Nach nur drei Monaten intensiver Jobsuche wurde die Neuberlinerin fündig: Sie erhielt eine Stelle als Projektleiterin bei der Deutschen Bahn. 

Der Erfolg von Susanne Gschwendtner ist kein Einzelfall. „Glücklicherweise zeigt uns die Erfahrung, dass die Mehrheit der Kandidat*innen die vielfältigen Angebote der Stadt für sich nutzt und trotz der anfänglichen Schwierigkeiten schnell Fuß fassen kann“, erläutert Diana Woelki: „Nicht alle sind allerdings nach ihrer Ankunft in Berlin fit für den Berliner Arbeitsmarkt, auf dem Deutschkenntnisse nach wie vor Grundvoraussetzung sind. Je nach Berufswunsch kann es daher sein, dass sie sich in den ersten Monaten vor allem um bessere Deutschkenntnisse oder eine Weiterbildung bemühen müssen.“ Die meisten ihrer Klient*innen seien in ihrem Leben allerdings bereits mehrfach umgezogen und brächten daher eine überragende interkulturelle Kompetenz und Sensibilität mit. 

Networking ist Gold wert

Neben der individuellen Betreuung machen Diana Woelki und ihr Partner Rouven Sperling auch auf Veranstaltungen wie der Berlin Science Week auf den Dual Career Service aufmerksam. Außerdem organisieren sie Workshops und Netzwerktreffen und tauschen sich regelmäßig mit den Dual Career-Berater*innen der Freien Universität Berlin (FU Berlin), der Humboldt Universität zu Berlin (HU Berlin), der Technischen Universität Berlin und der Universität Potsdam aus. Besonders gut kam bei den Kandidat*innen das letzte Netzwerktreffen, dass der Dual Career Service Ende 2019 in einem Berliner Unternehmen veranstaltete. „Wir hatten interessante Speaker geladen, das Unternehmen stellte sich vor und es wurden sofort Einzelgespräche geführt. Im Anschluss haben sich alle bei Snacks und Getränken untereinander ausgetauscht und sich gegenseitig Tipps gegeben. Solche Begegnungen sind Gold wert“, so Diana Woelki. Aufgrund der aktuellen Situation seien solche Treffen zwar ausgesetzt, „aber wir werden nun verstärkt digitale Begegnungen fördern.“

 

Tipps für Neuankömmlinge von Susanne Gschwendter und Prof. Dr. Ingo Weber

  • Kitas: Persönlicher Kontakt hilft. Einfach vorbeigehen und anklopfen oder zumindest anrufen. Auch immer wieder mal nachfragen, denn Kinder wechseln aus verschiedenen Gründen auch unterhalb des Jahres die Kita.
  • Bewerbungen: Steckt Zeit in die Vorbereitung. Qualität geht vor Quantität
  • Nutzt den Sommer, um die vielen Seen und Wanderwege rund um Berlin zu erkunden.
  • Nutzt den Sommer und den frühen Herbst, um Berlin kennenzulernen. Im Winter ist es hier kalt und ungemütlich (zumindest, wenn man aus Australien kommt. ;-)

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