• Innenansicht der Philologischen Bibliothek der FU Berlin, Brain City Berlin

    Neue-Plattform für Zeitzeugen-Interviews

„Oral-History.Digital“ heißt ein in dieser Woche online gegangenes Portal. Forschende und historisch Interessierte können – nach vorheriger Registrierung – kostenlosen auf derzeit mehr als 2.000 Zeitzeugen-Interviews zugreifen. Die Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin ist Partnerin des von der DFG geförderten Projekts.

Stimmen von damals. Stimmen „von unten“. Stimmen, die bisher nicht gehört wurden oder nicht mehr gehört werden können: Oral History dokumentiert diese Stimmen über Zeitzeugeninterviews und bringt so auch Sichtweisen in den wissenschaftlichen Kontext ein, die sonst für immer verloren gehen würden.

Zugriff auf bisher schwer zugängliche Zeitzeugeninterviews aus unterschiedlichen Projekten und Institutionen bietet Forschenden und historisch Interessierten die gerade frisch an den Start gegangene Online-Plattform „Oral-History.Digital“ (oh.d). Mehr als 2.000 Interviews sind bereits auf der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Plattform abgelegt. Als Audio- oder Videofile – und teilweise durch Materialien wie Transkripte oder Fotos ergänzt. Die Themen sind breit gestreut: Verfolgte des Nationalsozialismus kommen ebenso zu Wort wie Bergarbeiter aus dem Ruhrgebiet, ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner der Colonia Dignidad, Punks oder Kriegskinder.

Die FU Berlin gehört zu den sechs Partnerinstitutionen, die in dem Projekt zusammenarbeiten. „Mit dem Portal ‚Oral-History.Digital‘ macht die Freie Universität Berlin eine große Vielfalt lebensgeschichtlicher Zeugnisse zu unterschiedlichen Geschichtsepochen zugänglich. Zugleich unterstützt die Plattform Forschungsprojekte innerhalb und außerhalb der Universität bei der Archivierung, Erschließung und Bereitstellung von Zeitzeugen-Interviews“, so Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Brain City-Botschafter und Präsident der Universität. Für die FU Berlin sei das Portal „ein weiterer wichtiger Schritt beim Ausbau ihrer Expertise im Bereich von Erinnerungskultur, Oral History und Digital Humanities“. Ebenfalls als Partner an oh.d beteiligt sind das Archiv „Deutsches Gedächtnis“ der FernUniversität Hagen und die Werkstatt der Erinnerung an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg. Zusammen mit der FU Berlin bringen sie als die größten Oral History-Einrichtungen in Deutschland ihre Sammlungsbestände in das Projekt ein. Die Universität Erlangen erprobt das Portal für eine Studie zur Migrationsgeschichte. Das Bayerische Archiv für Sprachsignale an der Universität München gewährleistet die Langzeitarchivierung und unterstützt die Erschließung von Interviews durch Spracherkennung, und der Lehrstuhl für Medieninformatik der Universität Bamberg betreut die Schnittstellen zu den Normdaten und unterstützt das Rechtemanagement.

An der Entwicklung der Plattform sind außerdem fast 30 Pilotarchive beteiligt, darunter das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung, das Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, das Westfälische Landesmuseum für Industriekultur, die KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Flossenbürg, die Staatlichen Museen zu Berlin und die Universitäten Halle, Erfurt und Bochum.

Oral-History.Digital hat zwei Nutzergruppen:

  • Forschende und Interessierte aus Bildung und Öffentlichkeit können die gespeicherten Interviews über eine Filter- und Volltextsuche sammlungsübergreifend sichten und sie – nach vorheriger Registrierung und Freischaltung – ansehen oder anhören. Eine differenzierte Zugangskontrolle schützt dabei die Persönlichkeitsrechte der Interviewten.
  • Museen, Universitäten oder Stiftungen können Audio- und Video-Interviews aus Projekten mit Begleitmaterialien hochladen, sie per Software transkribieren und verschlagworten.

Die auf Oral-History.Digital gespeicherten Interviews sollen Nutzerinnen und Nutzern dauerhaft zur Verfügung stehen. In der in diesem Jahr gestarteten und bis 2026 laufenden zweiten Förderphase des Projekts sollen unter anderem Suchoptionen und Editiermöglichkeiten verbessert werden. Die FU Berlin will die Infrastruktur als wissenschaftliche Dienstleistung für Forschende und Archivpartner langfristig ausbauen. (vdo)

oral-history.digital

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