• Forschungsgebäude für Medizinische Genomforschung, Campus Berlin-Buch

    Lebendiges Gesundheitsnetzwerk

Der Campus Berlin-Buch im Norden der Brain City Berlin entwickelt sich zu einem der größten Wirtschafts- und Forschungsstandorte für Life Sciences in Europa. Das Besondere an dem Areal: Wirtschaft, Wissenschaft und klinische Forschung arbeiten hier eng vernetzt zusammen, um innovative Diagnostika und neue Medikamente zu entwickeln. 2023 wird mit dem BerlinBioCube ein neues Gründer:innenzentrum eröffnen. 

Elegant schlängelt sich das Timoféeff-Ressovsky-Hauses über das satte Grün des Campus Berlin-Buch. In den lamellenartig angeordneten Fensterreihen der Fassade spiegeln sich Sträucher, Bäume und blauer Himmel. Benannt wurde das Forschungsgebäude für Medizinische Genomforschung nach Nikolai Wladimirovich Timoféeff Ressovsky. Der Genetiker arbeitete in den 1930er- und 1940er-Jahren am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch und gilt mit Max Delbrück als einer der Väter der molekularen Genetik. Und um Genomforschung geht es auch in dem modernen Laborgebäude, welches das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und das Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) auf dem Campus-Gelände gemeinsam betreiben und nutzen. 

Tradition und Gegenwart vereinen sich hier in Richtung Zukunft – wie auf dem gesamten Gelände des Campus Berlin-Buch, der seit seiner Gründung 1992 zu einem der größten Wirtschafts- und Forschungsstandorte für Life Sciences in Europa heranwächst. Rund 70 Unternehmen haben sich auf dem rund 32 Hektar großen Areal angesiedelt, das zugleich Teil eines historischen Gesundheitsstandorts ist. Denn bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Buch Heilanstalten errichtet – eine Gesundheitsstadt mit fünf Krankenhausanlagen, deren denkmalgeschützte Gebäude heute noch genutzt werden. Die auf dem Campus-Gelände ansässigen Unternehmen forschen, entwickeln und produzieren in engem Austausch mit den renommierten Forschungsinstitutionen am Standort. Neben MDC und dem FMP zählen dazu das auf klinische Forschung spezialisierte Experimental and Clinical Research Center (ECRC) von Charité und MDC sowie das Berlin Institute of Health (BIH). „Das Besondere am Campus Berlin-Buch sind die Netzwerkstrukturen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und klinischer Forschung. Die Forschungsinstitute, Biotech-Unternehmen und Kliniken bilden in Buch ein lebendiges Gesundheitsnetzwerk, aus dem heraus neuartige Diagnostika und Medikamente entstehen“, so  Dr. Ulrich Scheller, Geschäftsführer der Campus Berlin-Buch GmbH. „Forschen, Entwickeln, Produzieren, Bildung und soziales Miteinander bilden bei uns eine Einheit.“

Ein Ort für kleine und große Erfolgsgeschichten

Entsprechend belebt sind die Wege auf dem Campusgelände kurz nach der Lockerung des zweiten Corona-Lockdowns. Denn rund 2.800 Menschen aus über 70 Nationen arbeiten hier; gesprochen wird vor allem Englisch. Wer’s eilig hat, der leiht sich ein Campus-Bike aus. Und für den kleinen oder großen Hunger trifft man sich entweder in der zentral gelegenen Mensa oder macht es sich beispielsweise im Café Max im historischen „Torhaus“ gemütlich. Letzteres bildet mit seinem baulich integrierten Durchgang auch heute noch das westliche Eingangstor zum Campus. Direkt gegenüber sitzt die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG. Das Unternehmen ist einer der größten Anbieter sogenannter isotopentechnischer Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Unter anderem liefert es weltweit Wirkstoffe für radioaktive Medikamente in der Krebstherapie. Seine ersten Schritte machte das Unternehmen 1992 auf dem Gelände – und ist somit eines der frühen Start-ups des Campus. Erfolgsgeschichten wie die von Eckert & Ziegler sind hier auch heute noch möglich. Denn im Innovations- und Gründerzentrum des BiotechPark Berlin-Buch können Gründer:innen und junge Unternehmen nicht nur modern ausgestattete Labor- und Büroflächen mieten, sondern auch mit anderen Know-how, Erfahrungen und Material austauschen. Der Innovationsgeist war hier auch während der pandemiebedingten Lockdowns ungebremst, wie Ulrich Scheller bestätigt: „Von Lähmung ist hier nichts zu spüren, im Gegenteil. Die Auftragsbücher vieler Biotechs sind durch die Krise sehr gut gefüllt, da sie Teil von Wertschöpfungsketten bei der Entwicklung und Produktion von Corona-Tests oder Impfstoffen sind.“ 

Eines dieser Biotech-Unternehmen ist CONGEN Biotechnologie. Es entwickelte bereits zu Beginn der Corona-Pandemie innerhalb kürzester Zeit einen PCR-Test zum direkten Nachweis des Virus. Andere, wie die Invitek Molecular GmbH, bieten Komponenten und Dienstleistungen für COVID-19-Tests an. Und auch die Forschungsinstitute auf dem Campus riefen viel beachtete Projekte ins Leben – etwa zu den Folgen von COVID-19 auf das Gefäßsystem oder zu Herzerkrankungen infolge von Post-COVID-19. Innovative Forschung und Entwicklung findet auf dem Campus auch in anderen thematischen Bereichen statt. So gilt etwa das in Buch ansässige junge Biotech-Unternehmen „T-knife“ – ein Spin-off, das aus dem MDC und der Charité heraus gegründet wurde – als eines der erfolgreichsten deutschen Biotech-Start-ups. Dem Forscherteam um Prof. Dr. Thomas Blankenstein vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gesellschaft gelang es, Zellen des menschlichen Immunsystems, sogenannte T-Zellen, genetisch so zu verändern, dass ihre Rezeptoren bestimmte Tumorzellen gezielt aufspüren und zerstören können. Mithilfe dieser Technologie entwickelt das Unternehmen eine der ersten T-Zellrezeptor-Gentherapien in Deutschland.

Gäste sind willkommen

Ein weiteres Charakteristikum des Campus Berlin-Buch ist seine Offenheit. Nicht nur zur Langen Nacht der Wissenschaften besuchen Berliner:innen und Gäste aus aller Welt den Wissenschaftspark. Gelegenheiten dafür bieten sich viele, denn es gibt einen Skulpturenpark, Konzerte, regelmäßiges Campuskino, Cafés, eine Bäckerei und sogar ein Wissenschaftsmuseum auf dem Gelände. Eine besondere Attraktion ist das Gläserne Labor, das als außerschulischer Lernort Experimentierkurse zu den Themen Molekularbiologie, Zellbiologie, Neurobiologie, Chemie, Radioaktivität und Ökologie anbietet. Mehr als 14.000 Schüler:innen der Sekundarstufe nehmen jährlich an den Kursen teil. Das Labor, eine Gemeinschaftseinrichtung von MDC, FMP und dem Campus Berlin Buch, zählt damit zu den besucherstärksten Schülerlaboren Deutschlands. „Das Gläserne Labor ermöglicht Kindern und Jugendlichen selbstständiges Experimentieren unter Anleitung von Wissenschaftler:innen“, so Ulrich Scheller. „Die Kurse des Schülerlabors sind eng auf die aktuelle Forschung des Campus bezogen. Dadurch können wir Wissen vermitteln, das noch nicht im Lehrbuch steht. Darüber hinaus bilden wir auch Fachkräfte und Unternehmer:innen weiter.“ 

Die Planungen für den Campus Berlin-Buch sehen bis 2030 weitere Forschungsgebäude vor, z.B. ein Optical Imaging Center des MDC. Auch für Start-ups werden auf dem Gelände weitere räumliche Kapazitäten geschaffen. Die Bauarbeiten für das neue Gründerzentrum „BerlinBioCube“ sind bereits in vollem Gange. Ab 2023 wird es 30 Biotech-Startups mit insgesamt bis zu 400 Mitarbeiter:innen Platz zum Forschen und Arbeiten bieten. „Außerdem planen wir in enger Abstimmung mit Senat und Bezirk eine Campuserweiterung auf einer angrenzenden Fläche von neun Hektar entlang der Karower Chaussee“, verrät Ulrich Scheller. „Der Campus hat in den letzten Jahren stark von der Anziehungskraft Berlins für junge Menschen aus dem Ausland profitiert, darunter sind nicht wenige Gründer:innen.“ Die Strahlkraft der Start-up-Hauptstadt sei auch anhand des vergleichsweise hohen Zuflusses an Risikokapital zu spüren. „Zusätzlich verstärkt haben diesen Sog die bislang eher niedrigen Lebenshaltungskosten in Berlin. Am Zukunftsort Buch gilt das immer noch.“

Ein weiterer Vorteil des Campus Berlin-Buch: Die Forschungseinrichtungen des Campus pflegen zu sämtlichen Berliner Universitäten enge Kooperationsbeziehungen, sei es über gemeinsame Forschungsprojekte, über die Professuren der Forschungsgruppenleiter:innen an MDC und FMP oder die Doktorandenausbildung. „Am engsten sind die Kooperationen jedoch mit der Charité-Universitätsmedizin Berlin im Bereich der klinischen Forschung, speziell unter dem Dach des gemeinsamen Experimental und Clinical Research Centers und des Berlin Institute of Health.“

Für Ulrich Scheller, der selbst aus der Forschung kommt, ist die Campusentwicklung ein ebenso spannendes wie abwechslungsreiches Gebiet. „Es gibt viel Neuland und Unvorhersehbares – wie in der Forschung. Außerdem sind wir, wie bereits erwähnt, auf unserem Campus sehr gut vernetzt. Man kann sich regelmäßig über neue Forschungsthemen und -projekte informieren oder spannende Präsentationen und Vorträge erleben.“  Dieses hochkarätige Netzwerk, ebenso wie die große Vielfalt an Themen und die Qualität der Forschung am Standort, machen den Campus zum Herzstück des Berliner Zukunftsortsorts Berlin-Buch. – und zugleich zu einem Zentrum der Gesundheitswirtschaft in der Brain City Berlin. (vdo)

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