• Das Ewige Eis schmilzt: Eisrinne im nördlichen Polarmeer.

    Ausstellungstipp: „Dünnes Eis“

Es besteht noch Hoffnung für die Arktis und unser gemäßigtes Klima. Aber nur, wenn wir jetzt handeln! Die Sonderausstellung „Dünnes Eis. Komm mit auf Klima-Expedition!“ im Deutschen Technikmuseum macht eiswürfelklar: Es bleibt nur noch wenig Zeit, um die Arktis zu retten. Sie gibt einen packenden Einblick in die größte Arktis-Forschungsreise aller Zeiten und präsentiert erste Forschungsergebnisse der MOSAiC-Expedition.

Klirrende Kälte, monatelange Dunkelheit, meterdicke Eisschichten: Die Arktis an nördlichen Polarkreis gilt – ebenso wie ihr Pendent am Südpol, die Antarktis ­– als Gegend des Ewigen Eises. Doch diese Ewigkeit ist leider endlich, denn das Ewige Eis schmilzt. Und damit schwindet nicht nur der Lebensraum von Eisbären, Robben und Pinguinen, auch das weltweite Klima ist aus dem Lot. Waren in den 1980er Jahren im Sommer noch rund sieben Millionen Quadratmeter Ozean mit arktischen Eis bedeckt, zählte man 2023 nur noch rund 4,5 Millionen Quadratmeter Eisfläche. Hält dieser Trend an, könnte die Arktis in künftigen Sommern nahezu eisfrei sein.

Die Sonderausstellung „Dünnes Eis“ im Deutschen Technikmuseum macht deutlich: Es bleibt nur wenig Zeit, denn die Arktis ist unser Frühwarnsystem. Wir müssen jetzt handeln, um die Klimakatastrophe zu verhindern! Im Mittelpunkt der Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung des Alfred-Wegener-Instituts realisiert wurde, steht die größte Arktis-Expedition aller Zeiten: 2019 stach das Forschungsschiff „Polarstern“ in arktische Gewässer. Ein Jahr lang war sie im Rahmen der „MOSAiC“-Expedition als „Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate“ unterwegs. An Bord: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 20 Nationen. Die Polarstern dockte an einer Eisscholle an, ließ sich dort einfrieren und driftete durch das Nordpolarmeer. Auf der Eisscholle rund um das Schiff errichtete die Crew ein interdisziplinäres Forschungscamp. Das Ziel des Forschungsteams: Den Einfluss der Arktis auf das globale Klima besser zu verstehen und damit einen Meilenstein in der Klimaforschung zu setzen. Bisher gab es nämlich nur wenige Beobachtungsdaten aus der Arktis. Entsprechend unterschiedlich sind die Prognosen der damit arbeitenden Klimamodelle. 

Besuch von Polarstern und Forschungscamp

In der dreiteiligen Ausstellung „Dünnes Eis“ können die Besucherinnen und Besucher nun selbst auf Klimaexpedition gehen. 

Im ersten Teil betreten sie die Polarstern. Sie informieren sich über das Leben an Bord des Eisbrechers und lernen, dass die Kälte das größte Risiko für die Forschenden in der Arktis darstellt. Sie können mit dicken Polarhandschuhen Messinstrumente zusammenschrauben und sich mit der Sicherheitsausrüstung vertraut machen. Eines der Highlights: eine selbstgebaute Hütte, die dem Eisbärenwacht-Team auf der Polarstern Schutz gegen Kälte und Wind bot. Die Eisbärenwachen hinterließen an den Wänden Kritzeleien – spannende Eindrücke aus dem Forschungsalltag in der Arktis.

Der zweite Teil der Ausstellung zeigt das Forschungscamp. Anhand von fünf Bereichen wird hier demonstriert, wie hoch der technische und personelle Aufwand beim Sammeln der Daten ist. So misst der Heliumballon „Miss Piggy“ die Temperatur über der Arktis, die Tauchroboter „Beast“ und „Beauty“ sammeln Proben von Mikroorganismen, die an der Unterseite des Meereises leben. Eisbohrkerne geben Aufschluss über die Geschichte des Meereises. Verdeutlicht wird in diesem zweiten Ausstellungsteil auch, welche alarmierenden Thesen sich im Hinblick auf das Klima und die drohende Klimakatastrophe durch die Daten belegen lassen.

Im dritten Teil der Ausstellung geht es zurück auf die Polarstern. Das Forschungsteam der Expedition kommt hier ebenso zu Wort wie klimapolitische Initiativen. Auch die Besuchenden selbst können ihre Thesen zum Klimawandel an die Wand pinnen. Die Botschaft von „Dünnes Eis“ basiert auf ersten Ergebnissen der MOSAiC-Expedition und denkt zum Nachdenken an. Sie lautet: Es besteht noch Hoffnung für die Arktis und unser gemäßigtes Klima. Aber nur, wenn sich Gesellschaft und Politik dazu entscheiden, jetzt zu handeln. Denn – das zeigen die Daten des Polarstern-Teams deutlich: Das Klima in der Arktis hat sich bereits stark verändert.

Die Ausstellung „Dünnes Eis. Komm mit auf Klima-Expedition!“ läuft noch bis zum 8. September 2024 im Deutschen Technikmuseum. In einem kostenlosen Begleitprogramm können Schulklassen und Familien noch stärker in das Thema einsteigen: Als Teil der „Mission Arktis“ schlüpfen sie in die Rollen der Arktisforschenden und sammeln wichtige Klimadaten. Auch ein Besuch der noch bis zum 3. März parallel im Technikmuseum laufenden Ausstellung „Signs of Change. Landschaften im Klimawandel“ lohnt sich. Der Fotograf Olaf Otto Becker dokumentiert hier die Auswirkungen des Klimawandels an verschiedenen Orten unserer Erde und fordert damit zur Suche nach Lösungen auf. (vdo)

Weiterführende Informationen

Sonderausstellung „Dünnes Eis. Komm mit auf Klimaexpedition!“ –  bis 8. September 2024
Deutsches Technikmuseum Berlin, jeden 1. Sonntag im Monat Eintritt frei, generell gilt: freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Mehr Informationen und Tickets

Mehr über die MOSAiC-Expedition (Seite des Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung)
mosaic-expedition.org

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