• Foyer des EINS mit Sitzelementen, Brain City Berlin

    Ökonomisch, ökologisch, sozial

Am EINS in Berlin-Charlottenburg fördert die Technische Universität Berlin Start-ups, die den globalen Herausforderungen gleich dreifach nachhaltig begegnen. Zugleich macht die TU Berlin mit dem Coworking Space nach außen hin sichtbar: Universitäten und Hochschulen sind inzwischen ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Und das nicht nur in der Brain City Berlin.

„ENTREPRENEURSHIP, INNOVATION, NETWORKING, SUSTAINABILITY“ steht in Großbuchstaben in der Eventhalle des „EINS“ in Berlin-Charlottenburg. Hier, im Erdgeschoss des denkmalgeschützten „Willy-Kreuer-Bau“ am Ernst-Reuter-Platz 1 war früher die Fakultät Bergbau und Hüttenwesen der Technischen Universität Berlin zu Hause. Heute wird an diesem Ort auf rund 1.000 Quadratmetern Fläche Technologietransfer gelebt – Mitten im Campus Charlottenburg und vis-à-vis dem Campus der TU Berlin. Der Name „EINS“ verweist als Acronym zugleich auf den inhaltlichen Fokus des Coworking Spaces. „Besonders wichtig ist uns der Aspekt der Nachhaltigkeit. Hier werden Ideen gefördert, um globalen Herausforderungen getreu der Idee ‚High-Tech for Triple Impact‘ zu begegnen“, sagt Lars Diedrich, Standortmanager der EINS und Mitarbeiter der Abteilung Forschung und Technologietransfer des Centre for Entrepreneurship (CfE) der TU Berlin, das die Innovationsplattform betreut und verwaltet. „Triple Impact“, das heißt konkret: Ausgründungen, die hier an den Start gehen, sollen gleich dreifach nachhaltig wirken: ökonomisch, ökologisch und sozial. „Damit möchte die Universität deutschlandweit und auch international Standards setzen, wie Entrepreneurship in der Zukunft aussehen kann.“

80 Arbeitsplätze und mehr als 100 Veranstaltungen jährlich

Die Räume im EINS sind ausgelastet. „Unsere Start-ups kommen aktuell aus unterschiedlichen Bereichen: Künstliche Intelligenz, 3D-Printing, Anlagen- und Energiemanagement, erneuerbare Energien, Produktionstechnik, Chemie sowie Softwareentwicklung, um nur einige zu nennen. Weiterhin arbeiten derzeit eine Vielzahl an studentischen Projekten in der EINS sowie verschiedene Projekte, die von Gründerinnen entwickelt werden“, so Lars Diedrich. Zu den im Coworking Space geförderten und am Markt bereits erfolgreichen Start-ups gehören etwa 3YourMind, das eine digitale Fertigungslösung für die On-Demand-Produktion entwickelt hat, Augmented Robotics, das es Unternehmen ermöglicht, ihre Geschäftsmodelle und Produkte mittels Augmented Reality interaktiv zu beleben oder LiveEO, ein Unternehmen, das umweltschonende Lösungen zur Erdbeobachtung anbietet.

Der Erfolg dieser Gründungsteam wirkt nicht nur nach außen hin positiv, sondern strahlt auch in die Universität hinein. Etablierte Start-ups werden zu Vorbildern für andere Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Studierende, die sich ebenfalls aus der Hochschule heraus selbständig machen möchten. Auch das ist Teil des Förderkonzepts der TU Berlin, wie Lars Diedrich erläutert: „Universitäten sind ein unglaublich kreativer Ort, an dem eine Vielzahl von bahnbrechenden Ideen entwickelt werden. Dieses Innovationspotential wird aber immer noch zu wenig für Bereiche außerhalb der Wissenschaft erschlossen. Genau hier setzen wir als Centre for Entrepreneurship seit über 15 Jahren an: Zum einen sensibilisieren wir die Universitätsangehörigen für die Möglichkeiten des Wissens- und Technologietransfers, und zum anderen bieten wir eine Vielzahl von Unterstützungsformaten für Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie für Alumni an, die ihre wissenschaftlichen Forschungen im Rahmen von Start-ups an den Markt bringen wollen. Wir helfen bei der Reflektion und Weiterentwicklung der Gründungskonzepte und vermitteln das notwendige Know-how.“

Vielschichtige Vernetzung am Standort

Auch bei der Akquise von Fördermitteln und beim Thema Anschlussfinanzierungen unterstützt das Centre for Entrepreneurship Gründungsteams, um ihnen zum Erfolg zu verhelfen und damit zugleich die Wirtschaftskraft der Hauptstadtregion zu stärken. Dies wiegt umso mehr, als die Zahl der Unternehmensgründungen seit einigen Jahren bundesweit rückläufig ist. Nach einer Erhebung des Branchendienstes Startupdetector wurden 2022 in Deutschland rund 22 Prozent weniger Start-ups neu gegründet als noch 2021. In der Gründermetropole Berlin sank die Zahl im gleichen Zeitraum gar um 30 Prozent ­– von 772 auf 540 Unternehmen. Auch wenn Krisen und die damit verbundene unsichere Wirtschaftslage als Ursache für den aktuellen Abwärtstrend zu nennen sind – er zeichnet sich dennoch deutlich ab. „Die gezielte Förderung von Gründungen durch Universitäten und Hochschulen trägt dazu bei, diesem Trend entgegenzuwirken“, so Lars Diedrich. „Sie sind daher ein zentraler Wirtschaftsfaktor in ihren jeweiligen Regionen und ihre Funktion gewinnt weiter an Bedeutung.“

Innovative Ideen an den Start zu bringen – das heißt auch: Forschende und Start-ups mit Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu vernetzen. Denn nur gemeinsam lassen sich Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft erarbeiten. Regelmäßig finden im EINS daher Themenkonferenzen statt. Weitere Verbindungen und Synergien ergeben sich über das Netzwerk der TU Berlin. Zu den Kooperationspartnern des Centre for Entrepreneurship zählen beispielsweise das Fraunhofer Heinrich-Hertz- Institut (HHI), die IHK Berlin und Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie. Und auch im benachbarten Charlottenburger Innovations-Centrum CHIC sitzen Start-ups, die sich aus der TU Berlin heraus gegründet haben. Der wichtigste Verbund für das CfE und damit auch für den Coworking Space EINS ist jedoch „Science&Startups“: Das Ziel dieses Zusammenschlusses der Start-up-Services der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der TU Berlin in Kooperation mit der der Charité – Universitätsmedizin Berlin: Berlin auch international als attraktiven Standort für Gründungen aus der Wissenschaft heraus zu etablieren. 

Die Brain City ist dafür in vielerlei Hinsicht der ideale Standort, wie Diedrich bestätigt: „Berlin ist weiterhin einer der zentralen Gründungs-Hotspots in Deutschland. Es existieren vielfältige Angebote für Gründerinnen und Gründer sowie eine in Deutschland einzigartige Dichte an exzellenten Forschungseinrichtungen.“ Das EINS bietet dafür die passende Infrastruktur – und das mit dreifach nachhaltiger Wirkung. (vdo)

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