• Christina Lüdtke, Leiterin "Science & Startups"

    Breite Unterstützung für Hochschul-Start-ups

Vier Universitäten, ein Verbund: Das Netzwerk „Science & Startups“ bündelt die Gründungs-Services der in der Berlin University Alliance vereinten Hochschulen. Zielsetzung: bis 2030 ein europaweit führendes und weltweit sichtbares Ökosystem für forschungs- und wissenschaftsbasierte Start-ups zu schaffen. Rund 1.700 Professorinnen und Professoren unterstützen dieses einzigartige Netzwerk.  

Seit mehr als zehn Jahren arbeiten die Start-up-Services der in der Berlin University Alliance vereinten Universitäten – die „Profund Innovation“ der Freien Universität Berlin, die „Humboldt-Innovation“ der Humboldt-Universität zu Berlin, das „Centre for Entrepreneurship“ der Technischen Universität Berlin und die „Charité BIH Innovation“ – auf operativer Ebene erfolgreich zusammen. 2020 gründeten sie „Science & Startups“: Der bundesweit bisher einzigartige universitäre Verbund will den Transfer von Forschungsergebnissen in Produkte, Dienstleistungen und Lösungen mit hohem gesellschaftlichem Mehrwert gezielt fördern.

Mehr über den Verbund erzählt Christina Lüdtke, Leiterin von „Science & Startups“ im Interview.

Frau Lüdtke, an wen wendet sich Science & Startups?

Science & Startups richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Forschende, Alumni und allgemein Menschen mit wissenschaftlichem Hintergrund, die innovative forschungsbasierte Ideen haben. Wir agieren in Berlin in einem sehr weltoffenen und internationalen Start-up-Ökosystem und sehen das große Potenzial der vielen Menschen mit wissenschaftlichem Hintergrund aus diversen Ländern, die in Berlin eine neue Heimat gefunden haben: Diese laden wir explizit ein, mit ihren Ideen auf uns zuzukommen.

Welche Services bietet der Verbund angehenden Entrepreneurinnen und Entrepreneuren aus dem Wissenschaftsbereich?

Gründungsinteressierte Teams werden federführend von den Start-up-Services der jeweiligen Universität betreut. Darüber hinaus können sie das Netzwerk, die Ressourcen und gemeinsame Angebote des gesamten Verbunds der Universitäten nutzen. Die Start-up-Services begleiten die angehenden Gründerinnen und Gründer an den einzelnen Einrichtungen jeweils engmaschig. Sie erhalten Zugang zur Infrastruktur – zu Büroflächen, Laboren, technischen Geräten oder Prototyping-Werkstätten –, aber auch zu Netzwerken in der Wirtschaft und Finanzwelt. Stipendien ermöglichen es ihnen, sich voll auf die Produktentwicklung zu konzentrieren. Gleichzeitig werden von uns neue gemeinsame Angebote entwickelt, um Start-ups themenspezifisch noch bedarfsgerechter unterstützen zu können. Aktuell bieten wir spezielle Förderungen für Gründerinnen und Gründer in den Themenbereichen Künstliche Intelligenz, Nachhaltige Stadtentwicklung und Health an.

Aus der Hochschule heraus ein Unternehmen zu gründen, ist für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht leicht, da sie in der Regel über kein oder nur wenig wirtschaftliches Know-how verfügen. Wo liegen typische Probleme?

Mangelndes unternehmerisches Know-how kann tatsächlich problematisch sein, weil sich viele Gründerinnen und Gründer vorher ausschließlich in einem wissenschaftlich-technischen Umfeld bewegt haben. Oft führen auch nicht komplementäre Teamzusammensetzungen zu Problemen. Typisch ist auch eine gewisse Technologieverliebtheit – also zu lange an der Perfektionierung der Technologie zu arbeiten, ohne sich ein Feedback vom Markt einzuholen.

Die Betreuung durch Mentorinnen und Mentoren ist ein wichtiger Baustein von Science & Startups. Welche Vorteile hat das für gründende Teams?

Science & Startups bietet den betreuten Teams grundsätzlich Zugang zu über 1.700 Professorinnen und Professoren der Berlin University Alliance. Das eröffnet den Gründenden eine große Bandbreite an Kompetenzen und ermöglicht eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung jeglicher Geschäftsidee. Darüber hinaus hat jede Universität einen Kreis von Mentorinnen und Mentoren, deren außergewöhnliches aktives Engagement für unsere Start-ups über das übliche Mentoring hinausgeht. Sie unterstützen die Teams kompetent und handlungsbezogen und mit umfangreichem Fachwissen, langjährigen Erfahrungen sowie mit ihren Netzwerken aus der Industrie und den jeweiligen Fachgebieten. Viele der Mentorinnen und Mentoren tragen den Gründungsgedanken auch in ihre Fachgebiete hinein und sensibilisieren Studierende und Absolventinnen und Absolventen für die Unternehmensgründung als Karriereweg. 

Ein Schwerpunkt von Science & Startups – Sie erwähnten es bereits – ist Künstliche Intelligenz. Welche Programme umfasst die Förderung zu diesem Zukunftsthema? 

Mit dem K.I.E.Z – Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrum haben wir Mitte November 2021 das bundesweit erste Förderprogramm für Start-ups im KI-Bereich offiziell gestartet. Mit diesem themenfokussierten und unternehmerischen Modell der Innovationsförderung entstehen bei uns wissenschaftsnahe Start-ups, welche die Herausforderungen von heute und der Zukunft angehen und lösen werden. Das Serviceangebot von K.I.E.Z. ist auf die spezifischen Bedürfnisse von KI-Startups ausgerichtet und umfasst die gesamte Innovationskette der Unternehmensentstehung – von der Identifizierung von Gründungspotenzialen in der Forschung über die Unterstützung in der Inkubationsphase bis hin zu einem Accelerator-Programm. Das vierjährige Modellvorhaben wird mit 6,85 Millionen Euro durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördert und durch das Land Berlin kofinanziert. Es ist auch ein wichtiger Baustein für die strategische Weiterentwicklung des KI-Ökosystems in der Start-up-Metropole Berlin. Derzeit rufen wir KI-Startups und Gründungsinteressierte explizit dazu auf, sich bei uns zu melden und sich zu bewerben. Die Bewerbungsphase für das Accelerator-Programm startet im Januar 2022. Für den K.I.E.Z. Incubator werden ganzjährig Bewerbungen angenommen unter https://kiez.ai/.

Warum hat der Wissenstransfer zwischen Hochschule und Wirtschaft in den vergangenen Jahren so stark an Bedeutung gewonnen? 

Im Rahmen der „Third Mission“, der Verflechtung der Hochschulen mit ihrer Umwelt, kommt dem Wissens- und Technologietransfer eine Schlüsselrolle zu. Wir glauben an die Innovationskraft der Wissenschaft. Und daran, dass tatsächliche Veränderung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung für Mensch, Umwelt und Planeten nur durch innovative Lösungen entstehen kann, die ihren Ursprung in wissenschaftlichen Erkenntnissen haben. Mit Science & Startups identifizieren und heben wir diejenigen Potenziale hervor, die in der gesamten Forschungsbreite unserer Universitäten liegen. So leisten wir einen Beitrag zur Lösung der fundamentalen Herausforderungen unserer Zeit – den „Grand Challenges“. 

Was macht die Brain City Berlin für Gründerinnen und Gründer aus dem wissenschaftlichen Umfeld zu einem guten Standort? 

Verglichen mit anderen Start-up-Hotspots in der Welt ist Berlin relativ erschwinglich mit – noch –  bezahlbaren Mieten und recht niedrigen Lebenshaltungskosten. Das ist für frühphasige Start-ups, wie wir sie betreuen, besonders relevant. Mit seiner Geschichte im Rücken, seiner Diversität und Offenheit bietet Berlin potenziellen Gründerinnen und Gründern außerdem ein einzigartiges Lebensgefühl. Wissenschaftlichen Gründungsteams eröffnet Science & Startups bereits jetzt ein einzigartiges Start-up-Ökosystem – mit 130.000 potenziellen Mitgründenden und einem großen Netzwerk von Mentorinnen und Mentoren. Unsere Beraterinnen und Berater verfügen über langjähre Erfahrung und Expertise in der universitären Gründungsberatung sowie über exzellente Kenntnis in Bezug auf die jeweils relevanten Akteurinnen und Akteure sowie der Förderlandschaft. Seit 2010 haben wir zusammen rund 60.000.000 Euro an Fördergeldern für Start-ups eingeworben. Das sind ideale Voraussetzungen für Gründungswillige aus der Wissenschaft.

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