• Dr. Kostja Renko/Bundesinstitut für Risikobewertung, Caroline Frädrich/Charité–Universitätsmedizin Berlin, Prof. Dr. Josef Köhrle/Charité–Universitätsmedizin Berlin

    „Berliner Forschungspreis für Alternativen zu Tierversuchen“: Projekt von Charité und BfR gewinnt

Caroline Frädrich und Prof. Dr. Josef Köhrle vom Institut für Experimentelle Endokrinologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie Dr. Kostja Renko vom Bundesinstituts für Risikobewertung sind am 9. Dezember mit dem Preis des Landes Berlin zur Förderung und Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche in Forschung und Lehre ausgezeichnet worden. Mit der von dem Team entwickelten Methode können Substanzen ohne Verwendung von Versuchstieren auf ihre endokrine Wirkung hin getestet werden.

Tierversuche einzuschränken, zu ersetzen, sie soweit wie möglich zu vermeiden und die Belastung der Tiere zu reduzieren – das ist das Ziel des „Berliner Forschungspreises für Alternativen zu Tierversuchen“. In diesem Jahr ging die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung an ein Projekt der Charité ‒ Universitätsmedizin Berlin und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Die Preisträgerin  und der Preisträger Caroline Frädrich und Prof. Dr. Josef Köhrle arbeiten im Institut für Experimentelle Endokrinologie der Charité. Dr. Kostja Renko ist Gastwissenschaftler an der Charité und inzwischen in der Fachgruppe Toxikologische Bewertungsstrategien der Abteilung Experimentelle Toxikologie und ZEBET des Bundesinstituts für Risikobewertung. 

Im Rahmen des Projekts „Etablierung einer versatilen High Throughput Screening-Plattform zur Identifizierung endokriner Disruptoren auf Basis der Sandell-Kolthoff-Reaktion“ gelang es dem Team, eine Methode zu entwickeln, mit der Tausende von Substanzen ohne Verwendung von Versuchstieren auf ihre endokrine Wirkung hin getestet werden können. Sie fahndeten dabei nach sogenannten endokrinen Disruptoren: Chemikalien, die unbeabsichtigt die hormonelle Steuerung im menschlichen oder tierischen Körper stören – wie etwa die Regulierung des Stoffwechsels durch Schilddrüsenhormone. Das von den Forschenden betrachtete Enzym, die „Deiodinase 2“, ist essenziell für die Umwandlung des Hormons Thyroxin (T4) zum aktiven Schilddrüsenhormon T3. Endokrine Disruptoren, Medikamente oder auch Nahrungskomponenten können diese Umwandlung stören – und damit auch wichtige schilddrüsenhormonabhängige Prozesse. Das wiederum kann Auswirkungen auf die vorgeburtliche Gehirnentwicklung haben – ebenso wie auf andere essenzielle Stoffwechselprozesse in allen Lebensphasen.

 

Mithilfe der von Caroline Frädrich, Prof. Dr. Josef und Kostja Renko entwickelten „Hochdurchsatz-Screening-Methode“ lassen sich solche Stör-Faktoren schnell und effizient identifizieren. Die drei setzen dabei ein  „humanes“ Enzym ein, das in einer Zellkultur hergestellt wurde und daher eine gute Vergleichbarkeit mit der Situation im menschlichen Organismus herstellt. 

Der „Berliner Forschungspreis für Alternativen zu Tierversuchen“ wird vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung und dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) seit 2011 alle zwei Jahre an Forschungsprojekte aus Berlin und Brandenburg vergeben, um die Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden in der Verwendung von Versuchstieren in der Forschung entsprechend dem 3R-Prinzip (Replacement, Reduction, Refinement) von Russel und Burch (1959) zu fördern. Darüber hinaus soll die Auszeichnung Anregungen für weitere Initiativen geben und die Vernetzung von Wissenschafterlerinnen und Wissenschaftlern in dem Bereich fördern. (vdo)

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