• Ramona Pop, Brain City Berlin

    „Berlin ist Innovationsstadt“

Bereits seit 1992 wird der Innovationspreis Berlin Brandenburg vergeben. Ziel des Wettbewerbs: zukunfts- und marktfähige Entwicklungen von Start-ups, etablierten Unternehmen oder von Kooperationen aus Wissenschaft und Wirtschaft sichtbar zu machen und zu fördern. In diesem Jahr war die Zahl der Bewerbungen mit 221 so hoch wie nie zuvor. Allein 69 Einreichungen kam von Verbindungen von Wissenschaft und Wirtschaft. Am 27. November werden die Gewinner*innen im Livestream bekanntgegeben. Ramona Pop, Berliner Bürgermeisterin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, im Brain City Berlin-Interview. 

Frau Pop, was kennzeichnet den Berliner Innovationsgeist? 

Berlin ist Innovationsstadt und stark in den Zukunftsfeldern: Als unumstrittene Start-up-Hauptstadt Deutschlands werden hier die Trends der Digitalisierung ersonnen und gefördert. Praktisch alle Dax- und zahlreiche internationale Konzerne haben ihre Digitaltöchter in Berlin angesiedelt. Die gemeinsame Innovationsstrategie mit Brandenburg (InnoBB 2025) setzt bereits seit Jahren auf Felder, die nach der Krise besonders gefragt sein werden, wie den Gesundheits-, den Energie- und den Mobilitätsbereich. Hier haben wir besonders starke Player in Wirtschaft und Wissenschaft. Die Lektionen des Virus sind: Krisenresilienz und Digitalisierung voranbringen und die Dekarbonisierung der Industrie zur Bekämpfung der Klimakrise rechtzeitig angehen. Die Berliner Wirtschaft wird für den Rest des Landes und der Welt Lösungen genau dafür anbieten können. Die Mischung aus Kreativität und Wissenschaft, aus Ausbildung und Forschung und Unternehmen, die das hier produzierte Wissen für neue Produkte und Geschäftsmodelle nutzen, macht Berlin zur Innovationsstadt.

Der Wissenstransfer zwischen Forschung und Wirtschaft sind wesentliche Stärken der Brain City Berlin. Inwiefern beflügelt diese interdisziplinäre Vernetzung die Innovationkraft der Hauptstadtregion?

Die Vernetzung von Forschung und Wirtschaft ist für die Innovationskraft der Hauptstadtregion essenziell, so werden unterschiedliche Perspektiven zusammengedacht. Transferansätze und Verbundprojekte, die insbesondere im Rahmen der gemeinsamen Clusterarbeit und damit auch des Innovationspreises Berlin Brandenburg entstehen, aktivieren das vorhandene Forschungs- und Entwicklungspotenzial entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Wir gehen voran und bauen die verschiedenen Orte zum Vernetzen und Entwickeln weiter aus. Damit Gründungszentren, Inkubatoren und Akzeleratoren – zum Beispiel in Wissenschafts- und Technologieparks, Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen –  einen festen Platz in unserer Stadt haben.

In diesem Jahr ist die Anzahl der Einreichungen für den Innovationspreis Berlin Brandenburg besonders hoch. Allein 69 Einreichungen stammen von Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Worauf führen Sie das zurück?

Es ist großartig, dass wir noch einmal mehr Bewerbungen erhalten haben als im Vorjahr. 69 Einreichungen allein von Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zeigen, dass die im Masterplan Industriestadt Berlin wie auch in der gemeinsamen Innovationsstrategie auf den Weg gebrachten Ansätze zur Stärkung des Wissens- und Technologietransfers immer sichtbarer werden und Wirkung entfalten. Es wird sicherlich eine große Herausforderung für die Jury, aus allen Einreichungen, die Preisträgerinnen und Preisträger auszuwählen.

Eine Zielsetzung der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg ist es, regionale Akteure dabei zu unterstützen, den Herausforderungen von morgen innovativ zu begegnen. Welches sind die künftigen Herausforderungen für die Wirtschafts- und Wissenschaftsregion Berlin?

Aktuell sieht sich die Wirtschafts- und Wissenschaftsregion Berlin noch mit den Folgen der Corona-Pandemie konfrontiert. Mittel- und langfristig aber stehen andere Herausforderungen im Mittelpunkt. Dazu zählen unter anderem Zukunftsthemen wie Digital Health, Clean Technologies oder intelligente Verkehrssysteme. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere herausfordernde Aufgaben über die Clustergrenzen hinweg bei der Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Fachkräfteentwicklung. Technologiefeldern wie Künstlicher Intelligenz (KI) oder Internet of Things (IoT) kommt als Querschnittsbereich eine sehr rasch wachsende wirtschaftliche Bedeutung zu. Es liegt also viel vor uns. Mit der innoBB 2025 haben wir eine sehr gute Basis geschaffen, um diese Themen anzugehen und die wirtschaftliche Entwicklung der Hauptstadtregion auf ein noch solideres Fundament zu stellen.

Die aktuelle Corona-Pandemie markiert die derzeit wohl größte Herausforderung für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft auch in Berlin. Stimuliert die Krise notgedrungen die Innovationskraft der Region? 

Gerade jetzt sehen wir: Eine Krise wie die Corona-Pandemie ist nicht nur eine große gesamtgesellschaftliche Herausforderung – sie schafft auch Innovation. Mit dem Innovationspreis Berlin Brandenburg machen wir Unternehmen mit klugen Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit sichtbar. Unterstützung lokaler Unternehmen während der Corona-Krise, nachhaltige Ideen zur Erzeugung erneuerbarer Energien und schnelle Lösungen in der Verwaltung – so vielfältig und aktuell sind die diesjährigen Einreichungen zum Innovationspreis Berlin Brandenburg 2020. Sie stärken die Wirtschaftskraft, schaffen zukunftsfähige Arbeitsplätze und sind ein Beleg für die lebendige Innovationskultur in der Hauptstadtregion. 

Welche Bedeutung haben Allianzen wie die Berlin University Alliance und das außeruniversitäre Netzwerk „Berlin Reseach 50“ für die Innovationskraft Berlins?

Allianzen wie die BUA oder das außeruniversitäre Netzwerk „Berlin Research 50“ sind wichtige Kooperationsplattformen für die internationale Wissenschaftsmetropole Berlin. Sie haben sich das langfristige Ziel gesetzt, Berlin zu einem integrierten Forschungsraum und zum führenden Wissenschaftsstandort in Europa auszugestalten und als Dialogplattformen zwischen Forschung, Politik und Gesellschaft zu fungieren. Darin liegen große Chancen für die Innovationskraft Berlins, z.B. im Hinblick auf gemeinsame Strukturen und Strategien bei den Themen Ausgründungen oder Internationalisierung und in der Umsetzung eines wirksamen und effizienten Wissens- und Technologietransfers.

Wenn Sie sich für die Zukunft des Wissenschaftsstandorts Berlin etwas wünschen könnten, was wäre das?

Für die Zukunft wünsche ich dem Wissenschaftsstandort Berlin einen noch stärker integrierten Forschungsraum aus Hochschulen, Industrie und Zivilgesellschaft. Die Stadt blickt auf eine vielseitige Geschichte als Industrie- und Wissenschaftsmetropole zurück und hat nun die einzigartige Chance, mit einem exzellenten Ökosystem in der Weltspitze mitzuspielen. Wir sind bereits auf einem sehr guten Weg. Der Nobelpreis an Emmanuelle Charpentier vom Berliner Max-Planck-Institut zeigt, was möglich ist.

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