Brain City Berlin-Botschafter: Prof. Günter M. Ziegler (Freie Universität Berlin)
Präsident der Freien Universität Berlin
Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin und Professor für Mathematik, erklärt, wie Berlin durch die gute Zusammenarbeit von Universitäten und Forschungsinstitutionen junge Spitzen-Mathematiker und -Mathematikerinnen aus der ganzen Welt in die deutsche Hauptstadt lockt. Er ist der Verfasser des Weltbestsellers „Das BUCH der Beweise“, das mittlerweile in 14 Sprachen und im Englischen in fünf Auflagen erschienen ist.
Was zeichnet den Wissenschaftsstandort Berlin aus?
Berlin ist „the place to be“, auch um Mathematik zu machen. In der Wissenschaft kann die Stadt aufgrund der Kooperationen zwischen den vielen Mitspielern Dinge bewegen, die sonst nirgendwo auf der Welt möglich sind. In Berlin verändert sich mehr als in den meisten anderen Städten, die ich kenne, München, London und New York zum Beispiel.
Was macht die Mathematik-Forschung in Berlin so besonders?
Zum Beispiel haben FU, TU und HU zusammen mit den Forschungsinstituten WIAS (Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik) und ZIB (Zuse-Institut Berlin) das Forschungszentrum MATHEON gegründet. Dort wird Mathematik für Schlüsselindustrien entwickelt – zur Unterstützung von Partnern in Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft. Auch die internationale Graduiertenschule Berlin Mathematical School tragen die drei Unis gemeinsam. Dort haben wir Doktoranden aus den USA, Australien, China und Afrika. Und sind sehr stolz darauf.
Arbeiten die Hochschulen und Institute in anderen Ländern und Städten auch so eng zusammen?
Überhaupt nicht. Ich habe selbst in den USA erlebt, wie das Massachusetts Institute for Technology (MIT) und die benachbarte Harvard University die Zusammenarbeit nicht schaffen. Für die Universitäten in München gilt das Gleiche. Das Potenzial für Kooperationen wird nirgendwo so gut genutzt wie in Berlin. Nach dem Vorbild von MATHEON wurden bereits Institute in Kanada und in Australien gegründet. In Madrid ist gerade eines im Aufbau.
Wie kamen Sie als gebürtiger Münchner eigentlich nach Berlin?
Ich habe am MIT promoviert und nahm anschließend bei dem renommierten Mathematiker Martin Grötschel eine Postdoc-Stelle in Augsburg an. Als er einen Ruf nach Berlin bekam, erhielt ich die Gelegenheit mitzugehen. Ungefähr drei Wochen nach meiner Ankunft habe ich zum ersten Mal gesagt: „Ich bin ein Berliner“.
Kam ein erneuter Wechsel nie für Sie in Frage?
Doch. Ich hatte 2001 gleichzeitig Rufe nach Köln und nach Zürich. Die Entscheidung stand Spitz auf Knopf. Am Ende habe ich mich für meine Arbeitsgruppe und mein Leben in Berlin entschieden, weil ich hier zu Hause bin. In meinen 23 Jahren in der Stadt habe ich – von Simon Rattle bis zu Georgette Dee – so viel große Kultur erlebt, wie es in keiner anderen Stadt möglich wäre.