• Porträt Dr. Ursula Fuhrich-Grubert

    Dr.in Ursula Fuhrich-Grubert, Humboldt-Universität zu Berlin

Brain City-Botschafterin Dr.in Ursula Fuhrich-Grubert ist zentrale Frauenbeauftragte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Für Gleichstellung und Antidiskriminierung setzt sie sich bereits seit dem Studium ein. 

„Ich bin ein hochschulpolitischer Mensch und habe großes Interesse daran, Gleichstellung als politisches Thema in allen Bereichen – sowohl an meiner Hochschule als auch berlinweit – als Lobbyistin zu begleiten und zu gestalten,“ erläutert Brain City-Botschafterin Dr.in Ursula Fuhrich-Grubert. „Mir ist es wichtig, dass Gleichstellung möglichst zeitnah soweit im Mainstream ankommt, dass sie als selbstverständliche Aufgabe verstanden und mitgedacht wird.“ 

Für Ursula Fuhrich-Grubert war ihr Interesse Berufung. Bereits während des Studiums der Geschichte in Berlin arbeitete sie ehrenamtlich beim Notruf und Beratungstelefon für vergewaltigte Frauen. Nach der Promotion wurde sie schließlich wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin –  wo sie zeitgleich zur dezentralen Frauenbeauftragten gewählt wurde. Seit 2009 ist Ursula Fuhrich-Grubert zentrale Frauenbeauftragte an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin). „Ich wurde inspiriert von den starken Frauen in meiner Familie, insbesondere meiner Mutter und meiner Großmutter, die beide – heute würde man sagen – ,Managerinnen' in einem Familienbetrieb bzw. in einem Unternehmen waren – zu ihrer Zeit absolut ungewöhnlich. Diese beiden waren große Vorbilder und gleichzeitig ein Ansporn für mich.“ 

Als Frauenbeauftragte an der HU Berlin hat Ursula Fuhrich-Grubert gleich mehrere zentrale Aufgaben: „Einerseits bin ich quasi Controlling-Instanz im Kontext von Gleichstellung und Chancengleichheit und berate zu diesen Themen die Hochschulleitung genauso wie die Gremien und Einrichtungen an der Humboldt-Universität. Zum anderen habe ich auch in allen zentralen Gremien der HU Berlin Rede- und Antragsrecht und betreibe dort unter anderem Hochschulpolitik im Sinne von Gleichstellung.“ Zusätzlich ist die Brain City Botschafterin Chefin von vier Organisationseinheiten an der Universität: dem Frauenbüro, dem Familienbüro, der Geschäftsstelle des Berliner Chancengleichheitsprogramms und dem Bereich Diversität mit der Stelle für diversitätsgerechte Kommunikation. Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeit.

Außerdem berät sie in Fällen von sexualisierter Diskriminierung und Gewalt und setzt sich für die Verankerung von Antidiskriminierung an den Hochschulen ein. Und last but not least: „Seit fast  zehn Jahren bin ich eine der beiden Sprecherinnen der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Berliner Hochschulen.“ Kurzum, Ursula Fuhrich-Grubert ist eine engagierte und viel beschäftigte Frau. 

Schon heute ist Berlin Spitzenreiterin in Bezug auf Gleichstellung unter den deutschen Hochschulstandorten. Professuren sind zu etwa einem Drittel mit Frauen besetzt, bei den Promotionen haben wir die 50-Prozent-Quote geknackt.

Besonders stolz ist sie auf das von ihr mit initiierte Leadership-Programm für Professorinnen. „Eine Evaluation hat bereits belegt, dass es das Ziel, mehr Professorinnen in Leitungspositionen an Universitäten und bei großen Forschungsprojekten sowie in die akademische Selbstverwaltung zu bringen, außerordentlich gut erreicht. Beispielsweise haben ein unserer Vizepräsidentinnen und die Präsidentin einer anderen Universität dieses Programm durchlaufen, ebenso wie alle Dekaninnen der Humboldt-Universität der letzten zehn Jahre oder sämtliche Sprecherinnen großer Forschungsverbünde an der HU Berlin.“ Inzwischen wurde das ursprünglich an der HU Berlin verankerte Programm für die Berlin University Alliance geöffnet. Für Ursula Fuhrich-Grubert ein großer Erfolg. „So kommen hoffentlich bald noch mehr Professorinnen in den Führungspositionen der Berliner Hochschulen und darüber hinaus an.“

Heute bereits ist die Brain City Berlin bundesweit Spitzenreiterin in Bezug auf Gleichstellung. „Professuren sind inzwischen zu etwa einem Drittel mit Frauen besetzt, bei den Promotionen haben wir die 50-Prozent-Quote geknackt, bei den Postdoktorandinnen liegt der Frauenanteil zwischen 30 und 50 Prozent und bei den Studierenden sogar bei mehr als 60 Prozent. Ausnahmen bilden hier nur die rein technischen Universitäten und Hochschulen. Wir haben also sehr viel erreicht. Denn als ich zu Beginn der 90er-Jahre als dezentrale Frauenbeauftragte begann, mich für Gleichstellung einzusetzen, gab es zum Beispiel noch keine einzige Professorin in den Geschichtswissenschaften an der Freien Universität.“ Dennoch gebe es auch weiterhin viel zu tun, resümiert Ursula Fuhrich-Grubert, denn der Professorinnen-Anteil von rund 33-Prozent in Berlin stelle eine Art gläserne Decke dar. „Wir beobachten, dass vielerorts der Eindruck herrscht, die Gleichstellung sei dadurch bereits erreicht. Es ist eine große Herausforderung, damit umzugehen und die Frauenanteile weiter zu steigern. Ich halte hier Tenure-Track-Professuren für ein sehr geeignetes Mittel, das wir weiterverfolgen sollten.“ 

Ursula Fuhrich-Gruberts persönliche Botschaft für Berlin lautet dementsprechend: „Gemäß dem geflügelten Wort ,Berlin Stadt der Frauen' wünsche ich mir, dass Berlin auch Stadt der Führungsfrauen in der Wissenschaft und darüber hinaus wird. Gleichzeitig dürfen wir nie die Frauen vergessen, die nicht in Spitzenpositionen tätig sind und teilweise schlecht bezahlt für ihr tägliches Brot arbeiten und gerade in Zeiten der Corona-Pandemie auch um ihren Arbeitsplatz bangen müssen. Hier brauchen wir eine starke Solidarität zwischen allen Frauen!“ (vdo)

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