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© Nicola Sernow
01.08.2023Prof. Dr. Sarah Häseler, Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
Über ihre wissenschaftliche Arbeit im städtischen Zusammenleben etwas zu bewirken – das ist das Ziel von Prof. Dr. Sarah Häseler. Seit 2020 ist die gebürtige Berlinerin als Professorin für Theorien und Methoden Sozialer Arbeit an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) tätig – mit dem Schwerpunkt lokale Demokratieförderung.
Das Wort „Engagement“ charakterisiert Prof. Dr. Sarah Häseler besonders. „Bereits in meiner Schulzeit habe ich mich ehrenamtlich eingebracht und Theatergruppen geleitet. Später wollte ich etwas mit Theater machen. Da schien mir das Studium der Sozialen Arbeit am geeignetsten“, erzählt die Brain City-Botschafterin. Während ihres Diplomstudiums an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin kam sie in Kontakt mit der Stadtteilarbeit, lernte wie Gemeinden und Gemeinschaften sich organisieren. „Ich war fasziniert davon, wie begeistert Menschen, die in den Berliner Bürgerplattformen engagiert waren, davon berichtet haben und welchen Einfluss das auf ihr Leben und ihre Lebensgestaltung genommen hat“, erinnert sich Sarah Häseler: „Darüber wollte ich gern mehr wissen, um Veränderungen initiieren und begleiten zu können. Mich steckte dabei insbesondere die Begeisterung anderer an.“
Äußerst engagiert ist Sarah Häseler auch in ihrer heutigen Lehr- und Forschungstätigkeit an der KHSB, wo sie – nach dem Masterstudium in Erwachsenenbildung/lebenslanges Lernen an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Promotion an der Fakultät Bildungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen und einer Professur für Soziale Arbeit an der Medical School Berlin – heute als Professorin für Theorien und Methoden Sozialer Arbeit mit dem Schwerpunkt lokale Demokratieförderung arbeitet. „Ich habe zwei Forschungsschwerpunkte“, erzählt Sarah Häseler: „Der erste befasst sich mit bürgerschaftlichem Engagement und dem Zusammenleben im Stadtteil. Hier geht es mir darum, wie Menschen in einem Stadtteil Einfluss nehmen und etwas verändern können. Insbesondere richtet sich mein Blick dabei auf die Menschen, deren Stimme und Interessensvertretung weniger gehört werden. Ein Beispiel sind die Berliner Bürgerplattformen. Als Leiterin des Deutschen Instituts für Community Organizing (DICO) ist mir der Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis wichtig.“
Aufgrund der Diversität von Berlin gibt es hier viel Potenzial: Praktikerinnen und Praktiker und viele Engagierte, die Neues entwickeln und erproben.
Ihr zweiter Interessenschwerpunkt liegt auf der Verbindung von Stadtteilarbeit und Familien. „Wie muss ein Stadtteil gestaltet sein, damit alle Familien sich dort wohlfühlen? Und was kann ein Stadtteil leisten, um Familien zu unterstützen, bestenfalls bevor diese in Krisensituation geraten? Fragen wie diese versuche ich in meiner Forschung zu beantworten.“ Aktuell untersucht Sarah Häseler, wie über Familienzentren insbesondere Familien, die von Armut betroffen sind, erreicht werden können. Wie in alle ihren Projekten möchte sie über ihre wissenschaftliche Arbeit Veränderungen in der Praxis initiieren, begleiten und entwickeln. „Bestenfalls geht das eng verzahnt miteinander einher: Die Praxis kann von der Forschung profitieren und umgekehrt. Das betrifft Fachkräfte wie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter ebenso wie die Menschen in ihrem Stadtteil.“
In Berlin wurde Sarah Häseler geboren. Und nach wie vor lebt und arbeitet sie sehr gern in der Stadt. „Meine Familie wohnt in Berlin, meine Kinder wachsen hier auf und finden in der Stadt eine spannende Mischung an Vielfalt – in Kiezen, Kultur, Sport und Natur.“ Berlin biete jedem die Möglichkeit, wie ein einem Dorf zu leben, Nachbarinnen und Nachbarn zu kennen, sich auf der Straße zu begegnen und gleichzeitig die Angebote einer Großstadt zu nutzen. „Selbst das Klettern ist hier möglich – auch wenn die Berge eher klein und künstlich angelegt sind“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Die Vielfalt und Weltoffenheit der Brain City Berlin nutzt Sarah Häseler interdisziplinär: „Die Diversität von Berlin bietet wissenschaftlich viel Potenzial: Praktikerinnen, Praktiker und Engagierte finden hier zusammen, entwickeln und erproben Neues." Insbesondere im Bereich der SAGE-Professionen (Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung) gibt es ihrer Erfahrung nach viele Gründungen mit innovativen Ansätzen und Initiativen aus der Zivilgesellschaft, die sich einbringen und etwas verändern möchten.
Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die nach Berlin kommen möchten, empfiehlt Sarah Häseler vor allem, sich nach passenden Mentoren umzuschauen. „Aus der Mentoringforschung weiß ich, wie wichtig es ist, Personen zu haben, die ansprechbar sind und die einem Tipps geben, wenn man das Gefühl hat sich im Kreis zu drehen. Hierfür eignen sich insbesondere Mentorinnen und Mentoren aus dem persönlichen und beruflichen Umfeld. Seid aktiv und sprecht diese Personen an.“ Darüber hinaus ermuntert die Brain City-Botschafterin junge wissenschaftliche Kolleginnen und Kollegen, Augen und Ohren offen zu halten: „Berlin hat ein breites Angebot, nutzt die vielfältigen Initiativen, Arbeitsgruppen und Veranstaltungen um in den Austausch zu treten. Insbesondere interdisziplinäre Zugänge bereichern und fördern die Kreativität.“ (vdo)