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© Heike Schäfer, Fotostudio ISO25
08.11.2022Kathleen Warnhoff, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Unter welchen Bedingungen lernen Beschäftigte im Kontext von Industrie 4.0 – und warum sollte die Arbeit lernförderlich gestaltet sein? Mit dieser Kernfrage beschäftigt sich Brain City Botschafterin Kathleen Warnhoff im Rahmen ihrer Promotion am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).
Mich interessiert die Rolle des Lernens in allen Lebensphasen vom Kind bis ins hohe Alter“, sagt Kathleen Warnhoff. Als Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung am Promotionskolleg „Gute Arbeit: Ansätze zur Gestaltung der Arbeitswelt von morgen“ am WZB hat sie dieses Interesse in einer qualitativen Studie spezifiziert und arbeitsbezogenes Lernen in der digitalisierten Industrie im Berliner Raum untersucht. „Digitalisierung ist ein langwieriger Prozess, der auch spalten kann. Es gibt Mechanismen, die dafür sorgen, dass nicht alle Beschäftigten durchgängig die gleichen Chancen zur Qualifizierung erhalten“, so die Brain City-Botschafterin. Gerade beim arbeitsbezogenen Lernen zeige sich: Übergreifende Konzepte werden in Betrieben zwar entwickelt, oft reichten diese aber noch nicht weit genug, um eine ungleiche Chancenverteilung einzudämmen. „Mit meiner Forschung leiste ich einen wissenschaftlichen Beitrag zur Gestaltung der künftigen Arbeitswelt. Der Reiz liegt für mich in der Entdeckung und der Reflexion von alltäglichen Zusammenhängen beim Arbeiten und beim Lernen.“
In der Brain City Berlin lebt Kathleen Warnhoff bereits seit mehr als drei Jahrzehnten. „Ursprünglich komme ich aus der Uckermark. Aber Berlin hat mich schon als Kind und als Jugendliche fasziniert, weil es einfach eine ganz besondere Stadt ist. Allein der Blick vom Fernsehturm in die Weite der Stadt ist einzigartig!“ 1991, kurz nach dem Mauerfall, zog sie in die neue Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands. „Ich habe alles drangesetzt, mich hier zu verwirklichen. Anfangs bin ich öfter zwischen Ost und West hin- und hergependelt. Da gab es noch viel Teilung in den Köpfen.“ Doch Kathleen Warnhoff wollte diese wilde und dynamische Stadt entdecken, die ihr vorher nur von der östlichen Seite der Mauer her vertraut war. „Den westlichen Teil kannte ich vorher nur von alten Postkarten. Zuerst hat mich vor allem die Club- und Künstlerszene interessiert – und besonders das alternative Leben. Später sind mir dann die vielen Gesichter Berlins aufgefallen; jeder Bezirk hat einen anderen Charakter, einen anderen Geruch und eine eigene Dynamik.“
Als Stadt der Wissenschaften ist Berlin ein Schmelztiegel mit unbegrenzten Entwicklungschancen. Alles ist hier möglich.
In die Forschung zog es die Brain City-Botschafterin nicht sofort. Zunächst arbeitete sie als Handwerkerin und nach dem Studium der Wirtschaftskommunikation mit soziologischem Schwerpunkt als Lehrbeauftragte an verschiedenen Berliner Hochschulen. Dabei beschäftigte sie sich immer häufiger mit dem Thema Digitalisierung. „Ich wollte mich weiterentwickeln und habe mich deshalb am international renommierten Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung beworben.“
Im Rahmen ihrer arbeitssoziologischen Forschung ist Kathleen Warnhoff heute sowohl bundesweit als auch international gut vernetzt, denn die Brain City Berlin bietet durch die vielen hier ansässigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen unzählige Möglichkeiten zum wissenschaftlichen Austausch. „Berlin hat ein außergewöhnliches akademisches Umfeld, das so anregend und vielfältig ist, wie die Stadt selbst. Berlin war und ist für mich eine dynamische Zukunftsstadt: Als Stadt der Wissenschaften ist Berlin ein Schmelztiegel mit unbegrenzten Entwicklungschancen. Alles ist hier möglich. Und doch ist die Stadt manchmal wie ein Dorf.“
Berlin sei ein in Ort, der kommende Generationen nicht nur in der Wissenschaft begeistern könne, sagt Kathleen Warnhoff. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, die nach Berlin kommen möchten, gibt sie allerdings auch ein ABER mit auf den Weg: „Stellen sind in Wissenschaftsbetrieben oft noch befristet und geben wenig Sicherheit. Auch Wohnraum ist knapp – das ist gerade für Studierende oft ein Problem.“
Doch die Potenziale Berlins sind ihrer Einschätzung nach noch lange nicht ausgeschöpft. „Junge Menschen haben die Chance, sich hier auf vielfältige Weise einzubringen.“ Kathleen Warnhoff selbst geht mit gutem Beispiel voran. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert sie sich seit vielen Jahren ehrenamtlich, um die Lernbedingungen an Kitas und Schulen zu verbessern und sozial benachteiligten Jugendlichen den Einstieg in den Beruf zu erleichtern. „Da gibt es in Berlin eine Menge zu tun. Die Stadt hat Ecken und Kanten. Aber genau diese Widersprüche finde ich spannend!“