• Prof. Dr. med. Ulrich-Wilhelm Thomale, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Als Leiter der Pädiatrischen Neurochirurgie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin kann und will Brain City Botschafter Prof. Dr. med. Ulrich-Wilhelm Thomale viel bewegen. Roboter, endoskopisch eingeführte Miniaturkameras und Augmented Reality unterstützen ihn in der klinischen Forschung. Das macht die Eingriffe nicht nur präziser und sicherer, sondern auch effizienter. 

Die Patientinnen und Patienten von Prof. Dr. med. Ulrich-Wilhelm Thomale sind jung, manche wurden gerade erst geboren. Dennoch leiden sie bereits an schweren Krankheiten und Schädigungen, deren chirurgische Behandlung viel Fingerspitzengefühl verlangt. „Im Kindesalter gibt es ganz spezielle Erkrankungen, die operativ am Gehirn oder am zentralen Nervensystem versorgt werden können. Die größten Bereiche sind Hirntumore, Nervenwasser-Zirkulationsstörungen, Fehlbildungen des Kopfes oder an der Wirbelsäule und funktionelle Einschränkungen wie Epilepsie oder spastische Lähmungen.“ Ulrich-Wilhelm Thomale leitet den Arbeitsbereich Kinderneurochirurgie am Campus Virchow-Klinikum der Charite – Universitätsmedizin Berlin. Präzision und Effizienz sind wichtige Parameter seiner laufenden Arbeit. Es geht ihm darum, chirurgische Eingriffe an Kindern und Jugendlichen kürzer und schonender zu machen. „Mittels computerassistierte Methoden können wir heute mit weniger Narkosezeit und punktgenauer über sehr kleine Öffnungen operieren“, so der Brain City Botschafter. Hinzu kommt: Der Eingriff lässt sich im Vorfeld bereits virtuell durchspielen. „Per Augmented Reality können wir anhand der MRT-Bildgebung einen exakten Operationsplan erstellen und diesen dann eins zu eins auf den Patienten übertragen.“

Die klinische Forschung ist mit Ulrich-Wilhelm Thomales praktischer Arbeit eng verzahnt. In einem seiner Projekte erprobt er mit seinem Team, Roboter in Operationen einzubinden. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit einer neuen endoskopischen Operationstechnik: „Über ein Bohrloch können wir eine kleine Kamera in das Gehirn einführen und über das System dann auch den Eingriff vornehmen. So gelang es uns beispielsweise, bei Neugeborenen Blutungen im Nervenkammer-Wassersystem abzusaugen beziehungsweise auszuspülen.“ Die wissenschaftliche Publikation zu dem Projekt erregte weltweit Aufmerksamkeit. „Wir arbeiten mit vielen Erkrankungen, die sehr selten sind. Unser Hauptziel ist es, diese immer besser zu versorgen“, sagt Thomale. Die Forschungsergebnisse führt das Team auch mit den Daten anderer Kliniken im internationalen Verbund zusammen, um Kinder und Jugendliche künftig noch besser behandeln zu können. „Als hochspezialisierte chirurgische Abteilung sind wir auf interdisziplinäre Zusammenarbeit im In- und Ausland angewiesen.“

Berlin bietet eine Vielzahl von Universitäten, Hochschulen und Institutionen, die eine Zusammenarbeit in vielen Sektoren ermöglicht. Sowohl im technischen als auch im kulturellen Bereich haben wir dieses Angebot bereits für erfolgreiche Projekte nutzen können.  

Zu seinem Arbeits- und Forschungsgebiet fand Ulrich-Wilhelm Thomale über sein Studium, das er zunächst in Tübingen, später dann in Wien, den USA und Berlin absolvierte. 2001 promovierte er an der Charité, die damals gerade erst durch Fusion der medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität mit dem Virchow-Klinikum der Freien Universität Berlin zum Universitätsklinikum Charité geworden war. 2003 verschmolz dieses mit dem Universitätsklinikum Benjamin Franklin der FU Berlin zur Charité – Universitätsmedizin Berlin. „In meiner Doktorarbeit habe ich mich mit Schädelhirntraumata beschäftigt. Das brachte mich zur Neurochirurgie. Am Ende meiner Facharztausbildung habe ich dann immer häufiger Kinder operiert. Das ist nicht jedermanns Sache, denn es geht dabei auch darum, den Eltern die Angst zu nehmen, Vertrauen aufzubauen und sie empathisch zu begleiten, damit sie sich auf eine Operation als sinnvolle Therapie einlassen können. Ich habe damals erkannt: In meinem Bereich kann mal viel bewegen.“

An der Brain City Berlin schätzt Ulrich-Wilhelm Thomale nicht nur die große kulturelle Vielfalt und das viele Grün in der Umgebung, sondern auch die große Diversität in Forschung und Lehre: „Berlin bietet eine Vielzahl von Universitäten, Hochschulen und Institutionen, die eine Zusammenarbeit in vielen Sektoren ermöglicht. Sowohl im technischen als auch im kulturellen Bereich haben wir dieses Angebot bereits für erfolgreiche Projekte nutzen können.“ Auch die Internationalität und Dynamik der Stadt faszinieren ihn nach wie vor. „Die Motivation, Neues umzusetzen, ist bei den Menschen, die hierherkommen, hoch. Das spüren wir auch in der Klinik. Die Größe der Charité bietet ungeahnte Möglichkeiten für die Forschung. Das liegt zum einen an den vielen unterschiedlichen Abteilungen und Kooperationspartnern in der Stadt, zum anderen ist die Anzahl der Patientinnen und Patienten groß. Für die klinische Forschung ist das sehr wichtig.“

Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern empfiehlt Ulrich-Wilhelm Thomale, mutig ihren eigenen Weg zu gehen, aber dennoch auf das Bauchgefühl zu hören. „Die Entscheidung, mich auf Kinderneurochirurgie zu spezialisieren, hat mir damals durchaus Kopfzerbrechen bereitet. Den Ausschlag hat letztlich mein Gefühl gegeben, dass das Potenzial in dem Bereich sehr groß ist“, sagt er. Dieser Eindruck hat sich für Ulrich-Wilhelm Thomale letztendlich bestätigt. „Im Endeffekt geht es also immer auch emotionales Abwägen“, so der Brain City Botschafter. „Um die Frage: Was kann ich aus einer guten Idee machen?“ (vdo)

 

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