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©Annette Koroll
23.10.2019Dr. Betiel Wasihun | Technische Universität Berlin
Dr. Betiel Wasihun ist IPODI Marie Curie Postdoctoral Fellow am Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Berlin und untersucht in ihrer aktuellen Forschung den Einfluss von Überwachungstechnologien auf das Erzählen in der Gegenwartsliteratur.
Brain City Berlin: Dr. Wasihun, können sie den Fokus ihrer Forschung beschreiben?
Dr. Wasihun: Die literarische Bearbeitung von zentralen Kulturphänomenen wie Wettkampf, Verrat, Überwachung und Migration sowie Emotionstheorien haben bislang im Fokus meiner Forschung gestanden. Meine Forschungsschwerpunkte liegen in der deutschen und amerikanischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Viele theoretische Aspekte meiner Forschung sind aus meiner kontinuierlichen Beschäftigung mit Kafkas Texten entstanden, die nie an Aktualität einzubüßen scheinen. Mein aktuelles Buchprojekt untersucht den Einfluß globaler Überwachungstechnologien auf die Art und Weise, wie Geschichten seit dem 11. September erzählt werden
Brain City Berlin: Was ist der spannendste Aspekt Ihrer Forschung?
Dr. Wasihun: Mich fasziniert, wie Beobachtungsstrategien der Fiktion auch mit der politischen Überwachung gesellschaftlicher Strukturen im Einklang stehen, da das gemeinsame Ziel ein epistemologisches ist. Fiktion hilft uns, die Welt, in der wir leben, zu verstehen und uns kritisch mit ihr auseinanderzusetzen.
Brain City Berlin: Was gefällt Ihnen am Leben in Berlin?
Dr. Wasihun: Aufgrund des exzellenten Forschungsumfelds und des Reichtums an kulturellen Institutionen ist Berlin ein idealer Ort, um sich zu vernetzen und Kooperationen einzugehen. Ich bin auch sehr beeindruckt von der reichen Berliner Kulturszene. Es ist schön, in einer Stadt mit solch einer pulsierenden Theater-, Opern-, Tanz- und Kunstszene zu leben. Mir gefällt auch, wie international Berlin geworden ist; die zunehmende Internationalisierung macht Berlin vielfältiger und aufgeschlossener als die meisten anderen europäischen Hauptstädte.
Dies ist eine großartige Plattform, und ich freue mich darauf, sie mitzugestalten, da sie im Geiste des zunehmend internationalen Forschungsstandorts Berlin steht.
Brain City Berlin: Von welchen Kooperationen profitiert Ihre Forschung?
Dr. Wasihun: Meine Forschung profitiert von Kooperationen mit Berliner Schriftstellern und Künstlern sowie Kulturforschungseinrichtungen (z.B. ZfL, LCB). Auch die Berliner Museen und Archive werden meiner Forschung sehr zugute kommen.
Brain City Berlin: Welche Vorteile hat Berlin im Vergleich zu anderen Forschungsstandorten?
Dr. Wasihun: Berlin ist in Bezug auf die Anzahl der Forschungs- und Kulturinstitute einzigartig in Deutschland. Auch im internationalen Vergleich punktet Berlin als Wissenschaftsstandort und kultureller Anziehungspunkt überdurchschnittlich.
Brain City Berlin: Was raten Sie jungen Menschen, die sich für ein Studium in Berlin interessieren?
Dr. Wasihun: Eine gute Möglichkeit, zu testen, ob man gerne in Berlin studieren möchte, ist die Einschreibung in die Sommerschulen der Universitäten. Alternativ kann man sich für Praktika bei vielen Kulturinstitutionen oder anderen Unternehmen bewerben (Start-ups sprießen in ganz Berlin).
Brain City Berlin: Welche Art von Entwicklung wünschen Sie sich von der Stadt?
Dr. Wasihun: Weitere Stärkung der Vielfalt durch Internationalisierung und mehr Finanzierungsmöglichkeiten für Autoren und Künstler durch die Zusammenarbeit mit Geistes- und Naturwissenschaftlern.
Brain City Berlin: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Berliner Wissenschaften?
Dr. Wasihun: Um exzellente geistes- und naturwissenschaftliche Forschung zu sichern, sollte Berlin vermehrt in strukturierte und voll finanzierte Doktorandenprogramme investieren.