• Brain City-Botschafter Steffen Terberl, Leiter Geschäftsstelle Zukunftsorte Berlin, Brain City Berlin

    Steffen Terberl, Leiter Geschäftsstelle Zukunftsorte Berlin

11 Zukunftsorte hat die Brain City Berlin. Innerhalb dieser thematisch jeweils spezifisch definierten Areale arbeiten Wissenschaft und Wirtschaft eng zusammen. Die dort ansässigen Forschungseinrichtungen und Unternehmen werden dabei unterstützt, forschungsbasierte Innovationen und Produkte auf den Markt zu bringen – über Inkubatoren, Technologie- und Gründungszentren mit Laboren, technische Infrastruktur, aber auch über Zugänge zu Kapital, Kunden sowie Mentorinnen und Mentoren. Als Leiter der Geschäftsstelle Zukunftsorte kümmert sich Brain City-Botschafter Steffen Terberl insbesondere um die Vernetzung der Berliner Zukunftsorte untereinander.

„Wir wollen erreichen, dass jeder weiß, wofür die Berliner Zukunftsorte stehen und wie forschungsbasierte Innovationen unser Leben positiv beeinflussen,“ sagt Steffen Terberl, der seit März 2022 die Geschäftsstelle bei dem Netzwerk leitet. An seiner neuen Aufgabe fasziniert ihn vor allem die Vielfalt innovativer Forschung sowie deren Anwendungsmöglichkeiten. „Es ist immer wieder interessant, welche Ideen und Erfindungen Forschende entwickeln. Diese dann aber – vereinfacht gesagt – vom Labor in die Anwendung zu bringen, sodass die Gesellschaft davon profitiert, ist gar nicht so einfach. Deshalb finde ich es spannend und herausfordernd zugleich, die richtigen Ökosysteme für einen Transfer aus der Forschung in die Anwendung zu schaffen.“ Die Zukunftsorte zeigen, wie das funktionieren kann. Und sie sind dabei so vielfältig, dass sie sich ergänzen, statt miteinander zu konkurrieren. „Unsere Mission für die nächsten Jahre ist es, einen europaweit führenden Innovationsraum in der Hauptstadtregion zu schaffen, in dem mehrere thematisch jeweils fokussierte Zukunftsorte über ein Netzwerk miteinander verflochten sind“, erläutert Steffen Terberl.

Der Brain City Botschafter bringt einiges an Erfahrung auf dem Gebiet des Wissens- und Technologietransfers mit; zuletzt als Leiter von Profund Innovation, dem Gründungs-Service der Freien Universität Berlin. „Ich habe mehr als 15 Jahre lang Start-ups gefördert, Patente verwertet und Industriekooperationen angeschoben. Da war es für mich zum einen naheliegend, zum anderen auch eine Herausforderung, jetzt an einer Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft berlinweit strategische und politische Prozesse mitzugestalten. Ich habe in der Praxis vieles gesehen, was schon gut läuft. Aber ich sehe auch Entwicklungsmöglichkeiten, die Berlin nutzen sollte, um zu anderen führenden Wirtschaftsräumen aufzuschließen.“ Entwicklungspotenzial für die Brain City Berlin sieht er vor allem in einer wissensbasierten, nachhaltigen Ökonomie. „Berlin kommt dabei aus meiner Sicht innerhalb Deutschlands eine führende Rolle zu. Hier ist die Dichte an klugen Köpfen aus aller Welt am höchsten. Zugleich ist man nicht so stark fokussiert auf pfadabhängige Systeme wie die führenden deutschen Industriestandorte, die Innovationen vor allem evolutionär betrachten und den disruptiven Charakter von neuen Technologien häufig unterschätzen.“

Berlin hat eine hohe Dichte an klugen Köpfen und einmaligen Orten, an denen Menschen gemeinsam kreativ sind und über den eigenen Horizont hinausdenken.

Die Projekte und Themen, an denen Steffen Terberl und sein Team arbeiten, betreffen meist mehrere Zukunftsorte übergreifend. „Es geht bei solchen Vorhaben fast immer um technologie- und themenspezifische Kooperationen, bei denen komplette Innovationsökosysteme und -wertschöpfungsketten nur durch Vernetzung und Kooperation abgebildet werden können“, sagt Terberl und nennt als Beispiel das Themenfeld Biotechnologie: „Durch das zukünftige Technologie- und Gründungszentrum in Dahlem („FUBIC“), den BioCube in Berlin-Buch und auch die Entwicklung des Potsdam Science Park in unmittelbarer Nähe zu Berlin wird der Bereich eine deutliche Aufwertung erfahren. Außerdem haben kürzlich Bayer und die Charité-Universitätsmedizin Berlin eine Vereinbarung für ein gemeinsames Kooperationszentrum unterschrieben. Es entsteht in der Region also potenziell ein Raum zwischen Buch und Golm, in dem die Aktivitäten von Akteurinnen und Akteuren im Bereich der Biotechnologie ineinandergreifen können.“ Vorbilder für diesen „Biotech-Raum“ könnten Konzepte wie das der Innovationsachse zwischen dem Technologiepark Adlershof und der Lausitz sein, die sich auf Themen wie „Energie“ und „neue Materialien“ fokussiert.

Nach Berlin kam Steffen Terberl bereits 2010: „Ich habe mich ganz klassisch auf die Stelle des Leiters von Profund Innovation beworben und die Stelle dann auch bekommen. Vorher war ich in ähnlicher Position an der Universität Paderborn aktiv.“ Seine heutige Ehepartnerin, eine gebürtige Berlinerin, begleitete ihn in die Hauptstadt. Und obwohl Steffen Terberl inzwischen in Brandenburg lebt – weil er den Gegensatz von Natur und Urbanität liebt und es von dort aus lediglich 30 Minuten mit dem Zug in die Stadt hinein sind –, ist er nach wie vor in Berlin zu Hause. Das hat seinen guten Grund: „Es ist die hohe Dichte an klugen Köpfen und einmaligen Orten in Berlin, an denen Menschen gemeinsam kreativ sind und über den eigenen Horizont hinausdenken. Diese Menschen sind für meine Arbeit eine unerschöpfliche Quelle für potenzielle Innovationen und schaffen gute Voraussetzungen für deren Verwirklichung.“

Neuankömmlinge könne die Stadt nach Steffen Terberls Einschätzung allerdings schnell überfordern. „Man sieht häufig, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihren Silos und Communities bleiben. Das Großartige an Berlin ist aber, dass es hier alles gibt, und man für jedes Thema Expertinnen und Experten findet. Insofern rate ich jedem dazu, zu recherchieren, welche Communities und Vernetzungsmöglichkeiten es Berlin gibt, die für einen nützlich sein könnten – und anschließend gezielt auch mit bisher unbekannten Menschen ins Gespräch zu kommen.“

Noch einen weiteren Tipp hat der Brain City Botschafter für all jene parat, die ihre Karriere in der Berliner Wissenschaft starten möchten: „Ich stelle immer wieder fest, dass viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sich sehr spät Gedanken machen über ihre Karriereperspektiven nach der Promotion. Dabei gibt es ausgezeichnete Möglichkeiten sich zu informieren und qualifizieren. Das sollte spätestens bei Eintritt in die PostDoc-Phase passieren.“

Entscheidend sei dabei ein ehrlicher und offener Umgang mit sich selbst. „Es gibt hervorragende Karrieremöglichkeiten im Wissenschaftsmanagement oder auch in einem eigenen Start-up. Schaut auch mal von links und rechts auf eure Forschung und lasst euch auch von Menschen außerhalb der Wissenschaft inspirieren.“ Denn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, so die Erfahrung von Steffen Terberl, müssten heutzutage einerseits Fachspezialisten sein, andererseits aber auch ein breites Repertoire an Schlüsselkompetenzen mitbringen. Um jungen Menschen in der Wissenschaft einen solchen Perspektivwechsel zu ermöglichen und neue Berufswege sichtbar zu machen, muss sich nach Steffen Terberls Meinung allerdings auch das heutige Wissenschaftssystem ändern: „Es muss durchlässiger werden.“

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