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© Rufus Lane
21.04.2020Prof. Dr. Julia Leinweber | Charité – Universitätsmedizin Berlin
Brain City-Botschafterin Prof. Dr. Julia Leinweber ist seit Beginn des Wintersemesters 2021/22 Leiterin des Studiengangs Angewandte Hebammenwissenschaft an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit dem Geburtserleben von Frauen und mit psychischer und emotionaler Gesundheit von Frauen vor und nach der Geburt.
„Wie Frauen die Geburt subjektiv erleben, hängt davon ab, wie gut sie sich betreut fühlen in dieser vulnerablen Situation. Das subjektive Erleben der Geburt hat Auswirkungen auf die emotionale und psychische Gesundheit von Frauen und auch auf die ihrer Familien – direkt nach der Geburt aber auch über die Zeit der Geburt hinaus“, erläutert Prof. Dr. Julia Leinweber.
Nach ihrer Qualifikation zur Hebamme absolvierte sie eine akademische Ausbildung in Großbritannien und Australien, wo sie sich an der School of Public Health der University of Melbourne im Bereich Frauengesundheit spezialisierte. Mit einem Postgraduiertenstipendium von der Griffith University in Brisbane forschte Julia Leinweber im Rahmen ihres PhD im Fach Midwifery und Perinatal Mental Health zum Traumaerleben von Hebammen in Australien. Sie fand heraus, dass sich bei Hebammen die Fähigkeit, Geburten empathisch zu begleiten, reduzieren kann, wenn sie häufig traumatischen Geburten beiwohnen.
Als sich ihr vor vier Jahren die Möglichkeit eröffnete, im Rahmen des Berliner Programms zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre (BCP) als geförderte Professorin den noch jungen Studiengang Hebammenkunde der Evangelischen Hochschule Berlin mitzugestalten, ergriff sie die Gelegenheit beim Schopfe. Zum Wintersemester 2021/22 wurde Julia Leinweber als Professorin und zugleich Leiterin an den neu gegründeten Bachelorstudiengang Angewandte Hebammenwissenschaft an der Charité – Universitätsmedizin Berlin berufen.
Die Dichte der wissenschaftlichen Standorte in Berlin und auch die Vernetzung innerhalb europäischer Netzwerke bringt eine sehr lebendige Dynamik in die Forschung.
Wie erhofft, erlebte sie die Wissenschaftslandschaft der Brain City als vielfältig und sehr offen für Kooperationen. „Die Dichte der wissenschaftlichen Standorte in Berlin und auch die Vernetzung innerhalb europäischer Netzwerke bringt eine sehr lebendige Dynamik in die Forschung. Ich konnte hier ein sehr gutes internationales, interdisziplinäres Netzwerk aufbauen und treffe dadurch spannende Kontakte.”
Julia Leinweber leitet außerdem die deutschen Zweige zweier Erasmusprojekte zu den Themen Health Literacy und empathische Geburtsbetreuung. Und sie ist aktiv am neuen EU COST-Forschungsnetzwerk zum Thema traumatisches Geburtserleben und perinatale psychische Gesundheit beteiligt und Mitbegründerin der AG „Respektvolle Geburtshilfe“ der Deutschen Gesellschaft für Hebamenwissenschaft (DGHWi). Letztere hat zum Ziel, den Theorie-Praxis-Transfer im Bereich respektvolle Betreuung von Frauen in der Zeit um die Geburt herum zu fördern.
Ausschlaggebend dafür, dass Julia Leinweber mit ihrer Familie von Australien nach Berlin zog, war auch der Ruf der Stadt als diverser und toleranter Ort. Die offene Atmosphäre in der Brain City Berlin begeistert sie nach wie vor: „Am Leben in Berlin schätze ich das friedliche Nebeneinander einer Vielfalt von Lebensentwürfe. Diese Vielfalt fördert Innovation und Kreativität – das ist besonders in der jetzigen Situation wichtig!"