Prof. Nik Haffner
Universität der Künste Berlin

Brain City Berlin

Brain City Berlin-Botschafter: Prof. Nik Haffner (Universität der Künste Berlin)

 

Künstlerischer Leiter Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz (HZT)

 

Prof. Nik Haffner studierte Tanz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt und an der Australian Ballet School in Melbourne. 1994 kam er als Tänzer zu William Forsythe und dem Ballett Frankfurt. Seit seiner Mitarbeit an der CD-ROM „Improvisation Technologies", arbeitet er regelmäßig mit dem ZKM, dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe.

Als freier Tänzer und Choreograph kreiert er Arbeiten für Theater, Film und Ausstellungen. Als Gastdozent arbeitet er u. a. für Laban Centre London, PARTS Brüssel, Ohio State University. Seit November 2008 lehrt er am HZT Berlin. Im November 2012 wurde er zum Künstlerischen Direktor des HZT Berlin berufen.

Interview

Im Jahr 2014 gründete die Universität der Künste (UdK) das Postgraduale Forum (PGF), das als Reaktion auf das große internationale Interesse seit Oktober 2016 den Namen Berlin Centre for Advanced Studies in Arts and Sciences, kurz BAS, trägt. Was hat es damit auf sich? Was ist das Ziel dieser Einrichtung?

An einer künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschule wie der Universität der Künste Berlin arbeiten und forschen Künstlerinnen und Künstler und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in nächster Nähe und auch häufig eng zusammen. Um das Potential dieser besonderen Nähe von Kunst und Wissenschaft noch mehr auszuschöpfen, wurde das BAS gegründet. Ziel ist es, durch Austausch und Kooperationen sowohl auf interner wie auch auf externer und internationaler Ebene, neue und innovative Formate zu entwickeln, die den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Künsten und Wissenschaften stärken.

 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen in Berlin? An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?

Die Zusammenarbeit zwischen Berliner Hochschulen funktioniert sehr gut und ist sehr vielfältig. Das gilt auch für die Kunsthochschulen. Ein aktuelles Projekt, das im Herbst startet, ist der interdisziplinäre „Einsteinzirkel“. Unter dem Titel „bod-y-motion“, also Körper und Emotionen, untersuchen Künstler und Wissenschaftler von verschiedenen Berliner Hochschulen und anderen Wissenschaftsein-richtungen, die Rolle von körperlichen und emotionalen Elementen auf die künstlerische oder auch wissenschaftliche Arbeit. Das Projekt wird von der Einstein-Stiftung Berlin gefördert.

 

In kaum einer anderen deutschen Stadt leben so viele Künstlerinnen und Künstler wie in Berlin. Empfinden Sie das als Konkurrenz oder mehr als Chance?

In Berlin leben tatsächlich sehr viele Künstlerinnen und Künstler. Ich habe diesen Umstand jedoch nie als Konkurrenz empfunden. Im Gegenteil: Dadurch, dass so viele Künstlerinnen und Künstler in Berlin leben, entsteht ein besonderer Diskurs, in dem sie mit- und untereinander ihre Themen, ihre Konzepte diskutieren und Ideen austauschen. Das macht Berlin als künstlerischen Standort so besonders. Berlin ist nicht nur Produktionsort für künstlerische Projekte sondern auch Diskursraum. Ich denke, genau deswegen leben viele Künstler in Berlin, obwohl sie vielfach woanders arbeiten.

 

Was macht die künstlerische Ausbildung in Berlin besonders interessant?

Die künstlerische Ausbildung in Berlin ist deshalb spannend, weil man hier auf eine Vielzahl von möglichen Kooperationspartnern zugreifen kann. Wir selbst sind hier am Standort vom Hochschulzentrum „Tanz“ mit der freien Szene in Berlin, die sehr dynamisch und aktiv ist, im ständigen Austausch. In diesem Sinne nutzen alle künstlerischen Hochschulen diese sehr aktive künstlerische Szene der Stadt, nicht zuletzt um in die Stadt hinein zu wirken.

 

Was war für Sie der wichtigste Impuls, nach Berlin zu kommen? Was hat Sie gereizt?

Ich muss gestehen, dass ich zunächst einmal Ehrfurcht vor der Größe der Stadt hatte. Ich habe zuvor eigentlich nur in Städten gewohnt und gearbeitet, in denen ich fast alles zu Fuß erledigen konnte und das auch gerne gemacht habe. Aber mich hat die sehr breit angelegte und sehr vielfältige künstlerische Szene gereizt und der sehr ausgeprägte interdisziplinäre Austausch zwischen den einzelnen künstlerischen Disziplinen.

 

Welche historischen Impulse sind für Künstler noch heute in der Stadt zu spüren? Wie hat der Fall der Berliner Mauer Ihre künstlerische Arbeit beeinflusst?

Die Öffnung der Berliner Mauer hat für die Stadt und für die Kunstszene ganz viel Potenzial wiederaufleben lassen. Das wirkt bis heute nach. Ich arbeite selbst in vielen Projekten mit Künstlerinnen und Künstler zusammen, die die Teilung der Stadt noch selbst erlebt haben. Diesen Umstand merkt man ihrer Arbeit an. Bei den kommenden Generationen wird das schon nicht mehr der Fall sein. Deshalb es ist wichtig, dieses historische Gedächtnis in die künstlerische Praxis mit einzubeziehen.

 

Was sind die neuen, besonders inspirierenden Impulse, die man so nur in Berlin erleben kann?

Berlin ist eine junge Stadt, die sich rasant wandelt. Ich habe Berlin oft als etwas Unfertiges beschrieben. Und genau dieses Unfertige ist im künstlerischen Zusammenhang ein sehr spannendes Moment. Deshalb hoffe ich, dass sich Berlin ein Hauch von diesem provisorischen Charakter bewahrt. Für die kreative und künstlerische Szene sind diese Freiräume ganz wichtig.

 

Was ist für Sie der spannendste Ort in Berlin?

Den spannendsten Ort in Berlin gibt es für mich nicht. Spannend für mich ist die Tatsache, dass es immer wieder neue Orte zu entdecken gibt. Dieses Jahr habe ich beispielsweise den großen Windkanal in Adlershof kennengelernt. Ein wahnsinnig beeindruckendes technisches Denkmal, in dem seinerzeit aerodynamische Untersuchungen durchgeführt wurden, um das Strömungsverhalten von großen Flugzeugteilen zu testen. Entsprechend groß ist diese ringförmige Röhrenanlage, die man heute begehen kann. Ansonsten gehe ich gerne auch an einen Ort wie das Kino International, weil ich das Gebäude spannend finde und natürlich auch das Kinoprogramm.