• Dr. Carsten Hucho, Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik

    Dr. Carsten Hucho, Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik

An Berlin schätzt Dr. Carsten Hucho vor allem die Kreativität und Dynamik. Der Brain City-Botschafter leitet die Abteilung Technologie und Transfer am Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik und ist dort zugleich als wissenschaftlich-administrativer Koordinator tätig. Außerdem ist er einer der beiden Leiter des Arbeitskreises Wissenstransfer der 96 Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.

„Nach Berlin kam ich im Schlepptau meiner Eltern bereits im Jahr 1979“, erzählt Dr. Carsten Hucho. Der heutige Leiter der Transferabteilung am Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik (PDI) blieb zunächst in der Stadt, studierte Physik in Berlin und Freiburg und promovierte schließlich 1993 an der Freien Universität Berlin. Danach allerdings zog es den jungen Wissenschaftler zunächst in die USA. „Meine Postdoc-Jahre verbrachte ich an der University of Wisconsin in Milwaukee, wo ich experimentell und theoretisch der Frage nachging, ob es ein ‚Material' gibt, das beim Aufwärmen gefriert und beim Abkühlen schmilzt (ja, es gibt eins!) und forschte anschließend an der Universität Augsburg.“

1999 kehrte Carsten Hucho zurück in die wiedervereinte deutsche Hauptstadt. Es lockten: ein Vertragsangebot in der Forschungsabteilung eines großen Unternehmens in Süddeutschland – und das Angebot, am Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik in Berlin zu arbeiten. Carsten Hucho entschied sich für das PDI. Wegen Berlin. „Ich hatte die Wende in der Stadt erlebt, den unglaublichen Ideenreichtum – gerade in den Nachwendejahren – und spürte den Sog, den Berlin auf alle kreativ denkenden und arbeitenden Menschen ausübte“, erinnert er sich. „Vier große Universitäten, darunter eine starke Universität der Künste, und dazu noch eine Musikhochschule, die lebendige Start-up-Szene und günstige Lebensverhältnisse boten einem breiten Spektrum von Menschen, die etwas ausprobieren wollten, unendliche Möglichkeiten zum Experimentieren. Der ganz natürliche Austausch über Disziplinen hinweg, das Fehlen von Standesdünkel im Forschungsbetrieb, die Gewissheit, Neues, Ungewöhnliches, Verrücktes machen zu können – all das zog mich damals unglaublich an. Und es hält mich noch immer hier.“

Aufgrund seiner historischen Entwicklung bietet Berlin ein vielschichtiges und auf vielen Ebenen stimulierendes Umfeld. Dieses offene Klima nährt die wissenschaftliche Kreativität und zieht Forschende jeglicher Couleur magnetisch an.

Als Verantwortlicher für den Wissenstransfer am PDI ist es für Carsten Hucho heute nicht nur ein Beruf, sondern ein Herzensanliegen, Wissen in die Gesellschaft zu vermitteln. Dies beruht auf einer einfachen Schlüsselerkenntnis: „Mir wurde früh klar, dass Wissen, wenn es nur in der Gemeinschaft der Forschenden bleibt, seine Wirkung nicht entfalten kann. Wenn es aber richtig übersetzt wird, kann es die Gesellschaft zu Neuem befähigen. Das ist eine enorme Chance, eine spannende Aufgabe – und zugleich das Motto der Leibniz-Gemeinschaft, in der sich auch ‚mein’ Institut befindet: ‚Forschen zum Wohl der Gesellschaft’.“ Darüber hinaus, so Carsten Hucho, bilde das wissenschaftliche Prinzip die Grundlage des demokratischen Diskurses. „Die Fähigkeit, konstruktiv zu streiten, Wissen, Meinen und Glauben zu unterscheiden, mehr Freude an der nächsten Frage zu haben als an der letzten Antwort – das ist wichtig, das bringt uns alle voran“, sagt er und ergänzt energiegeladen: „Dafür setze ich mich ein.“

Beispiele für den „Vermittlungs-Einsatz“ von Carsten Hucho und sein Team reichen von der Science-Fassade des PDI – einer Video-Installation an der Außenwand des Instituts in Berlin-Mitte – über das Format ‚Mind the Lab. Wissenschaft in der U-Bahn“ bis hin zu Stipendien für Künstler*innen, Podiumsdiskussionen oder Beiträgen in populärwissenschaftlichen Magazinen. „Generell interessiert mich an der Wissenschaftskommunikation die – je nach Disziplin – unterschiedliche Sprache, die zum Beschreiben der Welt verwendet wird. Sei es die Mathematik oder die narrative Modellierung von wissenschaftlicher Erkenntnis, sei es bildende Kunst oder Musik. In dieser Sprachenvielfalt liegt wohl auch der Schlüssel zu den großen Fragen der Welt.“

Jungen Wissenschaftler*innen, die nach Berlin kommen, empfiehlt Carsten Hucho vor allem eins: offen zu sein für die Möglichkeiten, welche die Brain City Berlin ihnen offeriert: „Hier findet ihr alles, um die Welt zu verändern: ungewöhnliche Menschen aus allen Kultur- und Weltkreisen und eine unbegrenzte Aufnahmefähigkeit für neue Ideen, die kaum ausgefallen genug sein können. Berlin bietet heute das,was man früher als Wissenschaftler*in in Amerika suchte!“ (vdo)

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