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© Christian Ulrichs
23.06.2025Prof. Dr. Dr. Christian Ulrichs, Humboldt-Universität zu Berlin
Pflanzen sind die große Leidenschaft von Prof. Dr. Dr. Christian Ulrichs. Und seine Forschung hat einen hohen praktischen Nutzen für uns alle, denn sie betrifft die Qualität unserer Ernährung ebenso wie den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Der Brain City Botschafter leitet das Fachgebiet „Urbane Ökophysiologe der Pflanzen“ am Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.
„Bereits während des Studiums an der Freien Universität Berlin und meinen anschließenden Promotionen an der Humboldt-Universität zu Berlin und der TU München habe ich mich immer für Themen interessiert, die echte Probleme lösen. Es war mir wichtig, dass meine Arbeit nicht nur in einem Abschlussbericht oder einer Publikation endet“, sagt Prof. Dr. Dr. Christian Urichs. Das Wirkungsfeld, das sich der Biologe dafür ausgesucht hat, sind die Agrar- und Gartenbauwissenschaften. Zum einen wegen des hohen Anwendungsbezugs, zum anderen, weil sich in diesem Bereich praktische Lösungen besonders gut mit Partnern entwickeln lassen.
Seit 2009 leitet der Brain City Botschafter das Fachgebiet „Urbane Ökophysiologe der Pflanzen“ an der Lebenswissenschaftlichen Fakultät des Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der HU Berlin. Sein Forschungsschwerpunkt: Wie sich Pflanzen urbanen Umweltbedingungen anpassen. „Mein besonderer Fokus liegt auf der Analyse des Sekundärmetabolit-Haushalts, der Stoffallokation, Konkurrenzmechanismen sowie Insekt-Pflanze-Interaktionen“, erläutert Ulrichs. Sekundäre Pflanzenmetabolite sind entscheidend für die Qualität gärtnerischer Erzeugnisse. Sie tragen nicht nur zur natürlichen Abwehr von Schädlingen bei, sondern beeinflussen maßgeblich auch den gesundheitlichen Wert von Obst und Gemüse – ebenso wie die Haltbarkeit und die sensorischen Eigenschaften der Pflanzen und ihrer Früchte. „Diese Verbindungen wirken antioxidativ, entzündungshemmend oder antimikrobiell und gelten als bioaktive Substanzen mit präventivmedizinischem Potenzial“, so Ulrichs. In der Ernährung seien die Verbindungen daher zunehmend gefragt „In der gärtnerischen Praxis versuchen wir entsprechende Pflanzenmetabolite gezielt zu fördern – etwa durch Sortenwahl, Stressmanagement oder angepasste Anbaumethoden.“
Was Christian Ulrichs in seiner Arbeit besonders interessiert: Wie sich die Ergebnisse der Forschungen vom Labor in die Praxis übertragen lassen. „Wir experimentieren beispielsweise damit, in der Produktion von gärtnerischen Lebensmitteln bioaktive Pflanzenmetabolite systematisch anzureichern. Denn diese spielen auch in innovativen Agrarsystemen wie der kontrollierten ökologischen Landwirtschaft eine zentrale Rolle für eine nachhaltige, gesundheitsorientierte Lebensmittelproduktion. Ein weiterer Aspekt besteht darin, unterschiedliche Produktionssysteme so zu verbinden, dass keine Reststoffe übrigbleiben.“
Die Berlin University Alliance bietet mir viele Möglichkeiten, mit Partnern aus verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten. Mir ist es wichtig, unsere Forschung auch in die Stadt zu tragen. Besonders spannend finde ich es, wenn die Gesellschaft aktiv an unserer Forschung teilnimmt.
Spannend und alltagsnah sind auch andere Projekte, an denen Christian Ulrichs mit seinem Team aktuell forscht. Eines davon: die Suche nach vergessenen Rebsorten: „Wir analysieren ihr biochemisches Potenzial und vermehren sie in der Gewebekulturtechnik“, so der Brain City Botschafter. Einen roten Riesling hat das Team bereits als Sorte identifiziert. Dieser wird inzwischen als „Humboldt-Wein“ ausgebaut und verkauft. In einem weiteren Projekt erforscht das Team um Ulrichs den therapeutischen Wert von Cannabis. Und in dem interdisziplinäre Forschungsprojekt „CUBES Circle“ geht es um innovative, modulare Agrarsysteme für die urbane Lebensmittelproduktion. Ulrichs: „Unser Ziel ist es, Pflanzen, Fische und Insekten in standardisierten, stapelbaren Containereinheiten – sogenannten „CUBES“ – zu kultivieren, die intelligent miteinander vernetzt sind und in geschlossenen Energie- und Stoffkreisläufen arbeiten: Was in einem Produktionssystem übrigbleibt, wird in einem anderen System als Rohstoff genutzt. So produzieren wir Lebensmittel nahezu ohne Abfall, emissionsarm und auf kleinem Raum. In Berlin haben wir ein spezielles Forschungsgebäude dafür gebaut!“
Nach Berlin zog es Christian Ulrichs erstmals in den 1980er-Jahren – wegen des Studiums. „Ich bin kurz vor dem Mauerfall nach Berlin gekommen. Nach meinem Biologie-Studium an der Freien Universität Berlin habe ich dann in unter anderem in Taiwan, den Philippinen und den USA gearbeitet.“ 2003 wurde Christian Ulrichs als Juniorprofessor an die HU Berlin berufen und startete damit seine zweite wissenschaftliche Phase in Berlin. „Damals war das Konzept Juniorprofessur etwas ganz Neues, nur deshalb habe ich die USA verlassen.“
Bereut hat Christian Ulrichs den Schritt zurück in die Brain City nicht. „Berlin ist ein Schmelztiegel der Kulturen, ein Ort, an dem Menschen aus aller Welt willkommen sind. Die Stadt hat eine einzigartige Mischung aus urbanem Leben und Natur, was sie zu einem großartigen Ort zum Leben macht.“ Beruflich schätzt er an Berlin vor allem die intensive wissenschaftliche Vernetzung. „Die Berlin University Alliance bietet mir viele Möglichkeiten, mit Partnern aus verschiedenen Bereichen zusammenzuarbeiten: von der Produktion und Verarbeitung von Produkten bis hin zu klinischen Studien. Darüber hinaus arbeiten wir in mehreren Verbundprojekten und Arbeitsgruppen regional und bundesweit mit anderen Forschungseinrichtungen und Hochschulen eng zusammen.“, erläutert Christian Ulrichs und betont: „Mir ist es außerdem wichtig, unsere Forschung auch in die Stadt zu tragen. Besonders spannend finde ich es, wenn die Gesellschaft aktiv an unserer Forschung teilnimmt.“
Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die nach Berlin kommen möchten, rät Christian Ulrichs, sich frühzeitig über passende Stipendien oder Projektmittel zu informieren. Entscheidend sei es, selbst die Initiative zu ergreifen und sich aktiv zu vernetzen. „Berlin bietet eine außergewöhnlich dichte Forschungslandschaft mit renommierten Universitäten, exzellenten außeruniversitären Instituten und einer starken internationalen Community“, so Ulrichs „Wer diese Vielfalt gezielt nutzt, kann seine Karrierechancen deutlich verbessern.“ (vdo)