• #BrainCityBotschafter Tim Florian Horn, Stiftung Planetarium Berlin

    Tim Florian Horn, Stiftung Planetarium Berlin / Zeiss-Großplanetarium

Der Weg zu den Sternen war für Tim Florian Horn vorgezeichnet: Bereits als Schüler fand er zu seiner Passion. Seit 2013 ist der Brain City Botschafter Vorstand der Stiftung Planetarium Berlin und leitet als Direktor das Zeiss-Großplanetarium sowie die Archenhold-Sternwarte. Mit neuen Ideen übersetzt er mit seinem interdisziplinären Team wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Astronomie und angrenzenden Wissenschaften – unterhaltsam und publikumsrelevant.

„Ich bin ein echter Sternen-Nerd“, sagt Tim Florian Horn. „Mit 14 Jahren habe ich meinen ersten abendfüllenden Vortrag in einem Planetarium gehalten. Und seitdem haben mich die Sterne nicht mehr losgelassen. Mein Job ist für mich nicht Beruf, sondern Berufung.“ 2013 übernahm Tim Florian Horn mit 31 Jahren, als damals jüngster Planetariumsdirektor, das Berliner Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee. 2016 führte er als Vorstand der neugegründeten Stiftung Planetarium Berlin das Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee, die Archenhold-Sternwarte im Treptower Park, das Planetarium am Insulaner und die Wilhelm-Foerster-Sternwarte in Schöneberg unter einem Dach zusammen. Damit trägt der Brain City Botschafter Verantwortung für die vier größten und traditionsreichsten astronomischen Einrichtungen der Stadt. Eine gewaltige Aufgabe: Tim Florian Horn begegnet ihr mit viel Engagement und Innovationsgeist. „Meine Aufgabe ist es, einen inhaltlichen Rahmen dafür zu schaffen, dass unsere Planetarien und Sternwarten Wissenschaft gut übersetzen können – über die Astronomie hinaus, begeisternd, kompetent, persönlich und relevant.“

Relevanz, damit meint Tom Florian Horn einen inhaltlichen, aber auch emotionalen Bezug zum Publikum herzustellen. Denn nur so könne die Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm herauskommen und die Menschen erreichen. „Es geht uns darum, unsere Begeisterung für die Wissenschaft weiterzugeben.“ Für Nicht-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler werde Forschung vor allem dann greifbar, wenn Relevanz für den Einzelnen hergestellt sei. „Warum untersuchen wie einen Asteroiden? Oder: Was hat es mit den Menschen am Küchentisch zu tun, wenn wir eine Sonde zum Pluto schicken? Wenn wir solche Fragen stellen und beantworten, schaffen wir einen Bezug und damit Nähe zum Publikum. Das macht für mich gute Wissenschaftskommunikation aus.“

Um diese Nähe aufzubauen, arbeiten Tim Florian Horn und sein rund 40-köpfiges Team immer wieder mit neuen Ideen daran, die vier Berliner Einrichtungen von Stern- zu Wissenschaftstheatern zu transformieren. Aktuelle Ergebnisse und Daten wissenschaftlicher Forschung übersetzen sie in immersive Erlebnisse. Ein Beispiel: Im Zeiss-Großplanetarium konnte das Publikum im Februar 2024 das Aufsetzen der „Nova-C“ auf dem Mond bereits wenige Minuten nach der Landung live miterleben. Die Besucherinnen und Besucher wurden somit Zeitzeugen der ersten kommerziellen Mondlandung ­­– und der ersten US-Mondlandung seit mehr als 50 Jahren. „Das ist es, was ein modernes Planetarium ausmacht“, erläutert Horn sein Konzept, „dass wir wissenschaftlich aktuell und relevant präsentieren. Wissenschaft darf Spaß machen. Man darf in einer Veranstaltung über Schwarze Löcher und Dunkle Materie auch mal lachen!“

Berlin ist eine Stadt, die außergewöhnliche Ideen erlaubt. Die Wege sind kurz: Viele Disziplinen finden hier an einem Ort zusammen. So ergeben sich spannende Synergien. Man kann in Berlin wirklich cutting-edge arbeiten.

Spaß an der Wissenschaft zu vermitteln – das heißt für Tim Florian Horn auch, Interaktion mit den Besucherinnen und Besuchern herzustellen. Ob im Wissenschaftstheater, bei Science-Slams, in moderierten Vorträgen oder Workshops: Zwischenfragen gehören dazu und werden spontan beantwortet. Der Kinderpodcast der Stiftung Planetarium Berlin – ebenfalls eine Idee von Tim Florian Horn – wurde 2022 sogar für den Grimme Online Award nominiert, seine Radiosendung „Cosmorama“ auf FluxFM 2023 für die Kategorie „Bestes Informationsformat“ des Deutschen Radiopreises. Die vielfältigen und dennoch fundierten Erfahrungen, die der inzwischen 42-Jährige auf seinem bisherigen beruflichen Weg sammeln konnte, kommen ihm bei der Umsetzung seiner vielen transformatorischen Ideen zugute. Denn vor seiner Zeit in Berlin arbeitete der Brain City Botschafter – nach dem Studium der Multimedia-Production und Astronomie – bereits in Planetarien in Kiel, Hamburg und der California Academy of Sciences in San Francisco (USA), wo er als Produzent neben Planetariums-Programmen auch Ausstellungen, Lernmodule und Kurse entwickelte. Eine von Tim Florian Horns Visionen für die „kosmisch nahe Zukunft“: das Zeiss-Großplanetarium zum „Space Science Center“ zu erweitern. „Das gesamte Gebäude würde zur Visualisierungsfläche“, so Horn. „Die Besucherinnen und Besucher hätten dann das Gefühl, in den Daten zu schweben, durch wissenschaftliche Erkenntnisse hindurchzulaufen. Und sie könnten über ihre Smart Devices selbst mit dem Haus interagieren.“

Die Brain City Berlin bietet dem Sternenfreund fruchtbaren Boden für seine Visionen. „Berlin ist eine Stadt, die außergewöhnliche Ideen erlaubt. Die Wege sind kurz: Viele Disziplinen finden hier an einem Ort zusammen. So ergeben sich spannende Synergien. Man kann hier wirklich cutting-edge arbeiten“, sagt Tim Florian Horn. Hinzu komme: Das Forschungsszene in Berlin sei – auch im Vergleich zu einer Stadt wie San Francisco – ungewöhnlich offen. Eng zusammen arbeitet die Stiftung Planetarium Berlin etwa mit der Einstein Stiftung Berlin, der Technischen Universität Berlin und dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Horn: „In der Berliner Wissenschaftslandschaft sind wir inzwischen gut aufgestellt als diejenigen, die wissenschaftliche Erkenntnisse visualisieren können.“

Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich für Wissenschaftskommunikation interessieren, rät Tim Florian Horn, mutig zu sein und den eigenen Diskurs auch in die Gesellschaft zu tragen. „In der Wissenschaft existiert ja leider immer noch die Vorstellung, dass man sich mit Wissenschaftskommunikation den weiteren Karriereweg verstellt. Hier sollten wir unser System grundsätzlich überdenken“, so der Brain City Botschafter. Jeder, der für seine Forschung brenne, davon ist Tim Florian Horn aus eigener Erfahrung überzeugt, könne dies auch anderen vermitteln. Das müsse nicht immer perfekt sein. „Mit einer Power-Point-Präsentation gewinnt man keinen Nobel-Preis. Wichtiger ist es, relevant und kompetent für die eigene Forschung zu begeistern: Ob auf YouTube, TikTok, beim Science-Slam oder in der nächsten Arbeitsgruppe. Wichtig ist es, anzufangen!“ (vdo)

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