•  Dr. rer. nat. Priyanka Banerjee, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Brain City Berlin

    Dr. rer. nat. Priyanka Banerjee, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Brain City Botschafterin Dr. rer. nat. Priyanka Banerjee hat eine Leidenschaft für Daten. Gemeinsam mit ihrem Forschungsteam am Institut für Physiologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin versucht sie herauszufinden, wie bestimmte Stoffe auf den Menschen wirken. Einer ihrer aktuellen Forschungsschwerpunkte: Lebensmittelallergien.

Nüsse, Kuhmilch, Sojabohnen: Weltweit leiden heute bis zu zehn Prozent aller Menschen an Lebensmittelallergien. Allein in den Vereinigten Staaten sind Schätzungen zufolge rund acht Prozent aller Kinder und fünf Prozent aller Erwachsenen davon betroffen. In Deutschland reagieren laut Bundesinstitut für Risikobewertung zwischen zwei und drei Prozent der Erwachsenen und vier Prozent der Kleinkinder allergisch auf Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. Dr. Priyanka Banerjee versucht mit einer klinischen Forschungsgruppe an der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Rahmen des Projekts „Computational prediction of food allergies” herauszufinden, welches allergene Potenzial in bestimmen Lebensmittelproteinen steckt.

„Die Struktur eines Proteins spielt dabei eine entscheidende Rolle. Einige Lebensmittelproteine können spezifische Merkmale aufweisen, die es wahrscheinlicher machen, dass sie eine Immunreaktion hervorrufen“, erläutert die Brain City-Botschafterin. Seit 2021 arbeitet sie am Institut für Physiologie der Charité als eine der Hauptprüferinnen (Principal Investigators) computergestützt an Modellen zur Prognose von neuen Angriffspunkten für Wirkstoffe. Auch die Sicherheitsbewertung von arzneimittelähnlichen Verbindungen gehört dazu. „Meine Tätigkeit umfasst auch die Analyse von Patientendaten, beispielsweise aus elektronische Gesundheitsakten und Schadensdaten“, so Priyanka Banerjee. Diese untersucht sie mithilfe von Data-Mining und bestimmten Analysetechniken, um mögliche Zusammenhänge zu ermitteln. „Unsere Prognosen werden anschließend anhand klinischer Proben validiert, die uns von der DFG-finanzierten Klinischen Forschungseinheit (Clinical Research Unit – CRU) zur Verfügung gestellt werden.“

Ihren Forschungsbereich erschloss sich Dr. Priyanka Banerjee „wie selbstverständlich und meist aus Neugier“, wie sie sagt. „Daten zu verknüpfen und sinnvolle Beobachtungen zu machen, ist ein wesentlicher Aspekt meiner Forschung, der mir sehr viel Spaß macht.“ Leidenschaftlich gern arbeitet sie in Bereichen, die mit Patientensicherheit zu tun haben oder helfen, Tierversuche zu verbessern und reduzieren. „Beides sind kritische Punkte, die Gesundheitsfürsorge und Forschung auf ethische und verantwortungsvolle Weise voranbringen können.“ Die Entwicklung von Arzneimitteln sei traditionell ein von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gesteuerter Prozess, erläutert die Brain City Botschafterin. Der in letzter Zeit stärker verfolgte, patientenzentrierte Ansatz in der Arzneimittelforschung ermögliche es allerdings, die Bedürfnisse und Perspektiven der Patientinnen und Patienten stärker in den Vordergrund zu stellen. „Das verbessert die Chancen zur Entwicklung erfolgreicher Therapien.“

Es gibt kaum eine Stadt, die so viele Facetten bietet – Wissenschaft, Technologie, Kunst, Musik und Geschichte.

In die Brain City Berlin kam Priyanka Banerjee 2013, um an der Humboldt-Universität zu Berlin zu promovieren. „Davor habe ich in Bonn und Heidelberg gelebt, um mein Masterstudium in Life Science Informatik zu absolvieren“, erzählt sie. „Ich habe hier tolle Erfahrungen gemacht. Berlin ist eine wunderschöne Stadt, die viele internationale Besucher anzieht. Darunter auch zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die hier promovieren, ihre Masterarbeit schreiben, Praktika absolvieren und eine Ausbildung machen möchten. Berlin wird oft als weltoffene und tolerante Stadt wahrgenommen, was für mich zweifelsohne wichtig ist. Die Stadt hat mich aber auch deshalb fasziniert, weil es ein Zentrum sozialer Bewegungen ist, was ihren Ruf als Ort der Vielfalt und Inklusion gefestigt hat. Es gibt kaum eine Stadt, die so viele Facetten bietet – Wissenschaft, Technologie, Kunst, Musik und Geschichte.“

Beruflich bietet die Brain City Berlin Priyanka Banerjee ein breites wissenschaftliche Ökosystem mit hochkarätigen akademischen und industriellen Partnern. „Start-up-Plattformen wie das am Berlin Institute of Health (BIH) der Charité angesiedelte Programm SPARK-BIH unterstützen außerdem die Umsetzung akademischer Innovationen in klinisch relevante Therapien, Diagnostika und medizinische Geräte durch Mentoring, Finanzierung und Ausbildung. In ihrer Freizeit geht die kulturinteressierte Wissenschaftlerin, die in Bonn selbst in einer Schauspielgruppe mitgespielt hat, gern ins Theater und macht viel Yoga. Neuerdings lernt sie Klavier. Und über die Plattform „Girl Gone International“ hat sie auch außerhalb der Wissenschafts-Szene enge Freundschaften geschlossen. „Die Gruppe bietet Treffen – sowohl offline- als auch online – Möglichkeiten zur Freiwilligenarbeit und Gelegenheiten zum Reisen als GGI. Das habe ich als jemand, der das Reisen liebt, bisher sehr genossen.“

Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die nach Berlin kommen möchten, rät Priyanka Banerjee aus eigener Erfahrung: „Seid aufgeschlossen! Wissenschaft soll Spaß machen und braucht einen neugierigen Geist!“ Ein weiterer wichtiger Punkt: Zwar werde meist erwartet, dass Neuankömmlinge zu Beginn ihrer Karriere unabhängig seien, doch sei es häufig trotzdem sinnvoll, um Unterstützung zu bitten. „Berlin ist wettbewerbsorientiert, ganz klar. Habt den Mut, anders zu sein! Die Stadt entwickelt sich immer weiter, um in jeder Hinsicht vielfältig und inklusiv zu sein!“ (vdo)

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