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Cem Czerwionke
04.02.2021Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Brain City-Botschafterin Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok ist Direktorin des Harriet Taylor-Mill-Instituts für Ökonomie und Geschlechterforschung und Professorin für Volkswirtschaftslehre am Fachbereich Duales Studium der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin. Das Forschungsinteresse der Wahlberlinerin ist breit gefächert: Gender Gaps in der Finanzwelt untersucht sie ebenso wie die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Recruitment.
„Die anwendungsorientierte Forschung treibt mich an. Ich verbinde meine Forschungsaktivitäten gerne mit wirtschaftspolitischen Handlungsempfehlung; mein Schwerpunkt ist hierbei die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie Fragen von geschlechtsbezogenen Ungleichheiten. Das Herz dieser Themen schlägt vor allem in der Hauptstadt Berlin“, sagt Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok. Seit 2017 ist die Ökonomin fest in der Brain City verankert: Als Professorin für Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Wirtschafts- und Sozialpolitik forscht und unterrichtet sie am Fachbereich Duales Studium der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR). Seit Anfang 2020 ist sie außerdem Direktorin des Harriet Taylor-Mill-Instituts für Ökonomie und Geschlechterforschung der Hochschule. Ihrer Begeisterung für ökonomische Themen im gesellschaftlichen Kontext wurden während ihres Studiums der Wirtschaftswissenschaften, Soziologie und Politikwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg geweckt und auf ihren wissenschaftlichen Stationen in Landau, Darmstadt, Hamburg und München gestärkt.
„Ich beschäftige mich vor allem mit aktuellen Fragen und Herausforderungen der deutschen Sozialpolitik. Es geht um die Frage der Auswirkungen von Megatrends wie der demografische Wandel oder die Digitalisierung beispielsweise auf die Arbeitslosenversicherung oder die Altersvorsorge. Ein weiterer Fokus meiner Forschung ist die Frage von Geschlecht(erungleichheit) und Ökonomie.“ So untersuchte Aysel Yollu-Tok zusammen mit ihrer Kollegin Dr. Marlene Haupt, Professorin für Sozialwirtschaft und Sozialpolitik an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, den Gender Gap im Bereich Finanzen. Genauer: Warum Frauen generell ein geringeres Finanzwissen und auch geringere Finanzkompetenzen aufweisen als Männer. „Es wurde deutlich, dass in diesem Zusammenhang neben Bildung und Einkommen der Frauen auch ihre Partizipation am Arbeitsmarkt eine entscheidende Rolle spielet“, so Aysel Yollu-Tok.
Die Frage, welche Weichenstellungen nötig sind, um Verwirklichungschancen unabhängig vom Geschlecht realisieren zu können, beschäftigen die Wissenschaftlerin auch in ihrer Funktion als Vorsitzende der Sachverständigenkommission für den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Dieser wurde am 26. Januar 2021 an die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Franziska Giffey, übergeben.
Berlin ist für mich die spannendste Stadt in Deutschland; die kulturelle Vielfalt ist unschlagbar.
„HR 4.0 und Diversity“ heißt ein weiteres Projekt, das Aysel Yollu-Tok gemeinsam mit Dr. Helena Mihaljević durchführt, Professorin für Data Science and Analytics an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. „Hier geht es uns um die Auswirkungen intelligenter Technologien auf die betriebliche Auswahl von Auszubildenden. Denn die Berufsorientierung junger Erwachsener ebenso wie deren Auswahl durch Unternehmen für innerbetriebliche Ausbildungsstellen werden zunehmend durch digitale Technologien gelenkt. Das fängt bei der ersten Kontaktaufnahme durch die Website des Unternehmens an und führt über die IT- basierte (Vor-)Auswahl der eingehenden Bewerbungen bis hin zur digitalen Kommunikation im Verlauf des Auswahlprozesses“, erläutert Aysel Yollu-Tok. In der Forschung bleibe bislang die Frage unbeantwortet, inwieweit die digitalen Technologien den Auswahlprozess der Unternehmen optimieren. Ebenso unklar sei, ob durch sie bestimmte Bevölkerungsgruppen ein- oder ausgeschlossen würden. „Das wollen wir in dem Projekt untersuchen.“
Relevante Erkenntnisse aus „HR 4.0 und Diversity“ sollen später zu Handlungsempfehlungen für regionale Unternehmen formuliert werden. Gefördert wird das Projekt durch das Institut für Angewandte Forschung Berlin (IFAF), das die Forschungskompetenzen der vier staatlichen Berliner Fachhochschulen bündelt: der Alice Salomon Hochschule (ASH), der Berliner Hochschule für Technik (BHT), der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) und der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR). Zielsetzung dieses Zusammenschlusses: Angewandte Forschung wird über die beteiligten Hochschulen hinaus sichtbar und zugänglich zu machen.
Der interdisziplinäre Ansatz ebenso wie die inhaltliche Spannweite der IFAF-Projekte sind charakteristisch für die Brain City. Aysel Yollu-Tok begeistert allerdings nicht nur die wissenschaftliche Vielschichtigkeit der Hauptstadt: „Berlin ist für mich die spannendste Stadt in Deutschland; die kulturelle Vielfalt ist unschlagbar", sagt sie und ergänzt: „Ich bin als ‚Stuhlpatin‘ gerne Dauergast im Maxim-Gorki-Theater. Das Gorki spricht die ganze Stadt an. Alle, die in den letzten Jahrzehnten dazu gekommen sind!“ (vdo)