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© Barbara Halstenberg/Hochschulkommunikation ASH Berlin
25.06.2024Nina Lawrenz, Alice Salomon Hochschule Berlin
Als Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin) setzt sich Brain City Botschafterin Nina Lawrenz dafür ein, geschlechtergerechte und diversitätssensible Strukturen zu gestalten und Angebote für alle Mitgliedergruppen an der Hochschule zu schaffen – von Studierenden bis hin zu Professorinnen und Professoren.
„Wir wollen die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten und die Interessen von Frauen sowie trans*, inter* und nicht-binären Personen (TIN) an der Hochschule stärken“, sagt Nina Lawrenz. „An der ASH Berlin studieren und arbeiten viele Frauen und TIN-Menschen. Darunter viele mit Rassismus-, Migrations- oder Fluchterfahrungen und mit Care-Aufgaben. Andere studieren als Erste in ihren Familien oder werden aufgrund ihres Alters oder ihres Aussehens diskriminiert und belästigt. Frauenförderung ist also immer auch Diversitätspolitik.“
Nina Lawrenz ist seit 2022 zuständig für Frauen*- und Gleichstellungsthemen an der ASH Berlin, der größten SAGE-Hochschule Deutschlands. SAGE steht für die Bereiche Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung. „Traditionell wurden SAGE-Berufe als typische ,Frauenberufe‘ angesehen. Diese Stereotypisierung war und ist mit niedrigeren Löhnen verbunden“, erläutert die Brain City Botschafterin. Die ASH Berlin setzt sich dafür ein, die Akademisierung in diesen Bereichen voranzutreiben. „Akademisierung wertet die Berufe auf; sie erhalten eine bessere Anerkennung. Akademisch ausgebildete Fachkräfte erzielen durchschnittlich höhere Positionen und Einkommen. Dies reduziert zugleich den Gender-Pay-Gap.“
Mit der Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes (BerlHG) im September 2021 wurden Antidiskriminierungs- und Diversitätsstrukturen am Standort gestärkt. Rückenwind für die Gleichstellungsarbeit in der Brain City Berlin. Nina Lawrenz setzt dabei auf Teamstrukturen: „Es ist mir ein zentrales Anliegen, dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen, sondern uns gemeinsam für Chancengerechtigkeit und Antidiskriminierung einsetzen“, sagt sie und erläutert dies sogleich an einem Beispiel: „An unserer Hochschule werden die Themen Antidiskriminierung, Antirassismus, Diversität, Gleichstellung, Inklusion sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Arbeitsbereich ‚Intersektionale Praxis und Transformation‘ (InPuT) gebündelt. Im Team setzen wir das Leitbild der Hochschule um, identifizieren Herausforderungen und Hürden und machen die ASH Berlin chancengerechter für alle.“ Zwei hochaktuelle Themen, an denen Nina Lawrenz teamgebunden gerade arbeitet, sind der Schutz vor sexualisierter Diskriminierung und Gewalt sowie vor Antifeminismus. „Ich sehe dies als Gesamtaufgabe der Hochschule. Zwei Kolleg*innen aus unserem Arbeitsbereich entwickeln hierzu ein Schutzkonzept.“
Auch über die ASH Berlin hinaus ist Nina Lawrenz eng vernetzt, denn die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten sind über die Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Berliner Hochschulen (LakoF) miteinander verbunden. Deutschlandweit gibt es das Pendant der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof). „In diesen Netzwerken findet ein hochschulübergreifender Austausch zu zentralen Handlungsfeldern unserer Arbeit statt – und eine gemeinsame Strategieentwicklung zu landes-und bundesweiten Gleichstellungs-und Antidiskriminierungszielen“, so Nina Lawrenz. „Darüber hinaus arbeiten wir in Berlin eng mit der Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Geschlechterforschungseinrichtungen Berliner Hochschulen (afg Berlin) zusammen.“
Berlin ermöglicht uns den Kontakt zu innovativen Wissenschaftler*innen, die unsere Arbeit inspirieren.
Zu ihrer Aufgabe fand Nina Lawrenz wie selbstverständlich mit ihrem Schritt in die Hauptstadt. „Ich habe zunächst Lateinamerikastudien an der Freien Universität Berlin studiert und einen Schwerpunkt auf Geschlechterverhältnisse gelegt. Feminist*innen und Geschlechterforscher*innen des Globalen Südens haben mich eine dekoloniale, intersektionale Perspektive gelehrt, die Geschlecht als eine Kategorie im Sinne mehrdimensionaler, verwobener Diskriminierungsverhältnisse betrachtet.“ Wissenschaftlich beschäftigte sie sich an der FU Berlin mit den Themen Gleichstellung und Diversität sowie sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt an lateinamerikanischen Hochschulen. „Gleichstellungsakteur*innen und Geschlechterforscher*innen arbeiten in Lateinamerika vielfach Hand in Hand.“
Vor ihrer heutigen Tätigkeit an der ASH Berlin war Nina Lawrenz außerdem mehrere Jahre lang dezentrale Frauenbeauftragte am Lateinamerika-Institut der FU Berlin. Hier sammelte sie wertvolle Erfahrungen, die in ihre heutige Tätigkeit einfließen – ebenso wie die Vielseitigkeit und Diversität des Wissenschaftsstandorts. „Berlin ermöglicht uns den Kontakt zu innovativen Wissenschaftler*innen, die unsere Arbeit inspirieren und mit denen wir bei Veranstaltungen aber auch als Berater*innen für Gleichstellungsfragen gern kooperieren“, so Nina Lawrenz.
Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, die ihre Karriere in der Berliner Wissenschaft starten möchten, rät die Brain City Botschafterin, bereits während der Promotion Veranstaltungen an den Hochschulen zu besuchen und gezielt Gespräche zu suchen. Denn durch die zunehmende Akademisierung der sozialen und vor allem auch der Gesundheits- und Pflegeberufe – und mit dem kommenden Promotionsrecht an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) – werden in den kommenden Jahren viele neue wissenschaftliche Stellen und Professuren an den SAGE-Hochschulen zu besetzen sein. „An der ASH Berlin sind viele Spitzenwissenschaftler*innen unterwegs, die mit ihrer Forschung Nachwuchswissenschaftler*innen inspirieren und diese fördern möchten.“ Akademikerinnen und Akademikern mit Erfahrung im Feld, die Lösungen für die aktuellen sozialen Herausforderungen entwickeln, seien mehr denn je gefragt, meint Nina Lawrenz und fügt hinzu. „Die Frauen-und Gleichstellungsbeauftragten sind hier immer gute Ansprechpartner*innen. Sie können auch zu Spezifika der Hochschule beraten!“ (vdo)