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22.07.2024
Prof. Dr. Carsten Dreher, Freie Universität Berlin
Wissenschafts-, Technologie- und Innovationspolitik ist ein Forschungsschwerpunkt von Brain City Botschafter Prof. Dr. Carsten Dreher. Als Professor für Innovationsmanagement am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin möchte er dazu beitragen, technischen Fortschritt allen Menschen zugänglich zu machen.
Was macht eigentlich ein Professor für Innovationsmanagement? „Ich beschäftige mich insbesondere mit den Anforderungen an Forschungs- und Innovationssysteme und mit der Gestaltung einer nachhaltig ausgerichteten Wissenschafts-, Technologie- und Innovationspolitik (WTI-Politik). Wichtig ist in diesem Zusammenhang, wie diese mit anderen Politikfeldern sinnvoll koordiniert werden kann“, erläutert Prof. Dr. Carsten Dreher. „Mich fasziniert die Frage, ob und wie wir technischen Fortschritt gestalten können. Damit die Chancen nicht nur Einzelnen zugutekommen, sondern uns allen.“
Seit 2009 leitet der Brain City Botschafter den Lehrstuhl für Innovationsmanagement am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der FU Berlin. Besonders interessiert ihn, wie man Wissen generieren kann, um Instrumente der Innovationsförderung für Unternehmen zielgerichtet einzusetzen – und welche Strukturen und Prozesse den Erfolg komplexer Transformationsprozesse unterstützen. „In einem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt untersuchen wir aktuell neue innovationspolitische Instrumente in Deutschland und Europa. Wir betrachten sie zum Beispiel vor dem Hintergrund aktueller Technologiedynamiken oder von Herausforderungen wie Klimawandel oder Pandemie. Diese neue Praxis stellt die Politik vor neue Koordinationsaufgaben, denn ein konzeptionelles Fundament fehlt nach wie vor. Dies gilt insbesondere für die Verzahnung von Innovationspolitik mit gesellschaftlichen Zielen und Wirkungen. Das Projekt versucht, diese Forschungslücke zu schließen."
In einem weiteren Forschungsvorhaben, das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanziert wird, analysiert Carsten Dreher politische Prozesse für eine agile Innovationspolitik, die zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen kann (missionsorientiert). Diese Forschung könnte konkrete Auswirkung haben, wie Carsten Dreher betont: „Aus Sicht der innovationspolitischen Forschung ergibt sich hier eine große Chance: Neue Erkenntnisse über missionsorientierte und transformative Innovationspolitik könnten in die Neufassung des 8. Energieforschungsprogramms für angewandte Energieforschung des BMWK einfließen und damit die Energiewende unterstützen. Gleichzeitig können wir Entwicklungs- und Umsetzungsprozesse in Echtzeit beobachten.“
Berlin ist eine pulsierende Stadt und eine Stadt der Wissenschaft. Die Kulturszene ist hier so einzigartig wie die Musikszene. Damit entsteht ein ganz besonderer Kreativraum.
In die Brain City Berlin kam Carsten Dreher vor 15 Jahren, um als Direktor des Center for Cluster Development an der FU Berlin das Präsidium bei der strategischen Forschungsplanung zu beraten und unterstützen. Zeitgleich erhielt er die Professur für Innovationsmanagement „Die Direktorentätigkeit habe ich bis 2012 wahrgenommen“, sagt er. „Zuvor war ich als Professor für Innovationsforschung und Innovationsmanagement an der Universität Flensburg und der Syddansk Universitet in Dänemark tätig, danach Abteilungsleiter am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung und in der EU-Kommission bei der DG Research.“ Außerhalb Europas forschte Carsten Dreher, der ursprünglich Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Karlsruhe studiert hatte und dort auch promovierte, am Massachusetts Institute of Technology (MIT), an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und als Gastprofessor in Santiago de Chile. Seit 2020 ist der Brain City Botschafter auch in Brüssel aktiv. „Dort leite ich als Mitglied des Boards des European Innovation Council (EIC) dessen Arbeitsgruppe zur Langfrist-Strategie im 10. Rahmenprogramm für Forschung und Innovation.“
Der Wissenschaftsstandort Berlin ermöglicht Carsten Dreher eine schnelle und gute Abstimmung mit kompetenten Projektpartnern. Darunter die Verbundpartnerinnen der Berlin University Alliance – FU Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin und Charité – Universitätsmedizin Berlin – sowie verschiedene Fraunhofer- und Leibniz-Institute. Darüber hinaus schätzt er den pulsierenden Charakter der Stadt. „Die Kulturszene ist in Berlin so einzigartig wie die Musikszene. Damit entsteht ein ganz besonderer Kreativraum“, sagt Carsten Dreher. „Die Hauptstadt zieht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Kunst- und Musikschaffende an wie ein Magnet. Das merkt man sofort, wenn man mit den Menschen in Kontakt kommt.“
Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Berlin empfiehlt Carsten Dreher, frühzeitig an ihrer Resilienz zu arbeiten. „Das heißt, belastende Lebensumstände gut zu meistern und mit negativen Ereignissen umzugehen. Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern ein variabler Prozess, der mit verschiedenen Verhaltensweisen, Persönlichkeitsmerkmalen und Ressourcen zusammenhängt. Im Wissenschaftssystem gilt es, trotz gravierender Belastungen oder widriger Herausforderungen, psychisch und physisch gesund zu bleiben.“ Wichtig sei auch, sich gute Mentorinnen und Mentoren in der Stadt zu suchen und sich ein starkes Netzwerk von Gleichgesinnten aufzubauen – um Erfahrungen und Herausforderungen zu teilen. Darüber hinaus zähle vor allem eine Devise: „Fokus, Fokus, Fokus. Berlin bietet viel interessante Ablenkung von der wissenschaftlichen Arbeit“, so der Brain City Botschafter. „Gleichzeitig bietet die Stadt super Gelegenheiten, um sich fachlich zu positionieren.“ (vdo)