• Dorothea Winter, Humanistische Hochschule Berlin, Brain City Berlin

    Dorothea Winter, Humanistische Hochschule Berlin

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humanistischen Hochschule Berlin diskutiert und publiziert Dorothea Winter bewusst auch außerhalb der „wissenschaftlichen Bubble“. Ihr Forschungsschwerpunkt: Künstliche Intelligenz und Ethik.

„Was heißt es, ein Subjekt zu sein, wenn Maschinen zunehmend als Akteure auftreten?“ Dorothea Winter forscht und publiziert zu hochaktuellen Fragestellungen. Vor allem in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Ethik. „Mich interessiert, wie algorithmische Systeme unsere Vorstellungen von Autonomie, Verantwortung und Mündigkeit herausfordern“, so die Brain City Botschafterin, die seit 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humanistischen Hochschule Berlin arbeitet. „Vor allem die Schnittstelle von Intentionalität und Verantwortung fasziniert mich“, sagt sie und erläutert sogleich, warum. Denn KI könne zwar Daten verarbeiten, aber keine Bedeutung erfassen. Trotzdem wird ihr von vielen Userinnen und Usern Handlungsmacht zugeschrieben. „Diese Diskrepanz ist philosophisch hochspannend – und gesellschaftlich hochbrisant.“

Dorothea Winter ist Philosophin. Früh beschäftigte sie sich mit Sprache, Bedeutung und Bewusstsein, studierte Philosophie in Freiburg und München und promovierte 2024 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Das Thema ihrer Dissertation: „Intentionalität und Künstliche Intelligenz”. „Spätestens als KI begann, Bilder und Texte zu generieren, war klar: Hier verschränken sich meine Forschungsinteressen mit gesellschaftlicher Dringlichkeit.“ Wichtig ist der Brain City Botschafterin daher, Philosophie nicht nur im Seminarraum zu betreiben, sondern ihre Themen und Thesen auch in öffentliche Debatten hineinzutragen – etwa über Medien, Podien oder Social Media. „Meine Arbeit ist dadurch stark interdisziplinär und auch popkulturell anschlussfähig. Das ist sehr sinnstiftend und macht einen Riesenspaß!“

Neben ihren Lehrveranstaltungen zu Themen wie Digitaler Humanismus und Angewandte Ethik schreibt Dorothea Winter an einem Buch über die Millennial-Generation und deren Suche nach Autonomie in digitalen Zeiten. Parallel engagiert sie sich im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen, die Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft ins gemeinsame Gespräch bringen.

Berlin ist eine Stadt der Kontraste: wild und fragmentiert, zugleich hochakademisch und international vernetzt. Diese Spannung ist super inspirierend.

Dorothea Winter lebt bereits seit fünf Jahren in Berlin. Sie folgte damals einem klaren Entschluss: „Ich bin hergezogen, weil ich unbedingt hierher wollte“, sagt sie und ergänzt: „Berlin war für mich schon immer ein Ort, an dem man nicht nur arbeiten, sondern auch denken und frei leben kann.“ Die Hauptstadt ist für die Wahlberlinerin außerdem eine Stadt der Kontraste: wild und fragmentiert, zugleich hochakademisch und international vernetzt. „Diese Spannung ist super inspirierend. Ich kann am Vormittag an einem philosophischen Text arbeiten, nachmittags eine Performance im Haus der Kulturen der Welt sehen und abends mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt in einer Bar diskutieren. Berlin zwingt zur Offenheit – das schätze ich sehr.“

Eine weitere Charakteristik der Brain City Berlin sind die kurzen Wege zwischen Theorie und Praxis. Dorothea Winter nutzt diesen Vorteil intensiv, um sich auszutauschen und zu vernetzen. „Berlin ist in jeder Hinsicht ein Knotenpunkt: Es gibt hier eine dichte Universitätslandschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, eine lebendige Kulturszene und eine internationale Community“, so die Brain City Botschafterin. Ich kann mit Informatikerinnen und Informatikern an der TU Berlin über Machine Learning sprechen und zwei Straßen weiter mit Künstlerinnen und Künstlern über KI-Ästhetik diskutieren. Diese Diversität und Durchlässigkeit ist ein großer Vorteil.“ In Berlin schlagen die Uhren nun mal anders. „Hier ist alles ein wenig lockerer als in anderen Städten. Das merkt man auch in der Wissenschaft. Es ergeben sich schnell Kooperationen, man kann offen auf andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zugehen, und man findet schnell Netzwerke und Communities, in denen man sich austauschen kann.“

Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern rät Dorothea Winter, diese Qualitäten Berlins zu nutzen, und sich auch mal „aus der eigenen kleinen Bubble“ herauszuwagen. „In Berlin entstehen die spannendsten Ideen oft an Schnittstellen – zwischen Wissenschaft, Politik und Kunst.“ Hier sei es leicht, Dinge auszuprobieren, die anderswo vielleicht nicht möglich wären. Gerade als junger Mensch. Wichtig dabei: der Mut zur Eigenständigkeit. „Sucht euch Themen, die nicht nur anschlussfähig, sondern für euch wirklich bedeutsam sind, sonst macht es keinen Spaß“, empfiehlt die Brain City Botschafterin aus eigener Erfahrung heraus. „Und nehmt Berlin ernst als Laboratorium. Wissenschaft ist kein Elfenbeinturm – sie lebt von Offenheit, Dialog und manchmal auch von Irritation.“ (vdo)

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