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28.02.2023Prof. Dr. Meike Jipp, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Als Leiterin des Instituts für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gestaltet Brain City-Botschafterin Prof. Dr. Meike Jipp die Zukunft Berlins aktiv mit. Beruflich wie privat stellt sie sich dabei gern neuen Herausforderungen.
„Meine größte Angst ist es, stehen zu bleiben, mich nicht mehr weiterzuentwickeln, in Routinen verhaftet zu verharren“, sagt Prof. Dr. Meike Jipp und ergänzt im selben Atemzug: „Das Besondere an meiner Arbeit ist allerdings, dass das nicht passieren kann. Denn Interdisziplinarität ist ein Faktor, der sich durch mein Berufsleben zieht, und der immer neue Herausforderungen mit sich bringt.“
Meike Jipps Forschungsgebiet als Leiterin des Instituts für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) ist ausgesprochen vielschichtig. „Ich konzentriere mich auf die Analyse, Gestaltung und Bewertung von Mobilität und Transport als Grundlage für das Funktionieren unserer Gesellschaft.“ Fragen, denen sie am Institut nachgeht, sind etwa: „Warum sind Menschen und Güter so unterwegs, wie sie es sind?“, „Was können wir an Mobilitätsmärkten und -angeboten, Verkehrsmitteln und Räumen, in denen Mobilität und Transport stattfindet, ändern, um ein anderes Verkehrsverhalten zu provozieren?“ und „Was bedeutet dies insbesondere für die Gesellschaft und unser Klima?“.
„Verkehrsforschung ist ein Thema, das fast alle Disziplinen betrifft“, erläutert die Brain City-Botschafterin. „Sozialwissenschaften gehören dazu – denn es geht um das Verhalten von Menschen und Gesellschaft. Auch Wirtschaftswissenschaften spielen hinein – denn es geht um das Agieren von Unternehmen, ebenso wie Ingenieurwissenschaften – denn es geht auch darum, die Anforderungen an die technologischen Systeme zu formulieren. Informatik und Geografie sind ebenfalls relevante Disziplinen für ihre Forschung – denn Raumstrukturen beeinflussen die Mobilität. „Damit eröffnen sich immer wieder neue Welten, die es zu entdecken gilt, und neue Möglichkeiten tun sich auf. Was kann es Spannenderes geben?“
Interdisziplinarität prägte die Arbeit der Brain City-Botschafterin bereits während ihres Psychologie-Studiums an der Universität Mannheim und der Carleton University im kanadischen Ottawa. „Ich habe Informatik im Nebenfach studiert. So konnte ich in meiner Promotion ein Projekt zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Medizin und der Ingenieurswissenschaften durchführen. Aktuell spielen die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in meiner Arbeit eine zunehmend stärkere Rolle“, erläutert Meike Jipp. Als Mitarbeiterin einer außeruniversitären Forschungseinrichtung spielt außerdem der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis eine wichtige Rolle – in enger Kooperation mit Partnern aus Wirtschaft und Politik. „In dieser Interaktion lerne ich, welche Fragestellungen für die Praxis relevant sind und kann umgekehrt dafür sorgen, dass unsere Forschungsergebnisse einen Mehrwert für die Gesellschaft bringen. Wer kann schon von sich behaupten, dass eigene Simulationsergebnisse von einer neu gestalteten Mobilität am Lausitzer Platz in Friedrichshain-Kreuzberg Realität werden? Das reizt mich sehr!“
Eng vernetzt ist Meike Jipp über ihre Position am DLR und Projekte zum Beispiel mit der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) oder dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW). Auch zur Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) und zur Freien Universität Berlin (FU Berlin) bestehen Forschungsverbindungen – ebenso wie zu anderen Instituten des DLR und Forschungseinrichtungen, Institutionen und Unternehmen im In- und Ausland.
Berlin kann eine wichtige Vorreiterrolle für die Mobilitätswende in Deutschland einnehmen und hat auf diesem Weg auch schon Vieles erreicht.
Nach Berlin kam Meike Jipp 2021 – nach beruflichen Stationen in Braunschweig, Mannheim, Ottawa, Lissabon und Pforzheim. „Der Standort hat für mich zentrale Bedeutung. Berlin kann eine wichtige Vorreiterrolle für die Mobilitätswende in Deutschland einnehmen und hat auf diesem Weg auch schon Vieles erreicht: Die Start-up Szene in der Stadt bietet optimale Bedingungen für Gründungswillige, die damit auch der Mobilitätswende einen deutlichen Schub geben. Und in Berlin wurde das bundesweit erste Gesetz verabschiedet, das dem öffentlichen Personennahverkehr, dem Fuß- und Radverkehr Vorrang vor dem Autoverkehr einräumt.“ Doch welches ist das nächste, ehrgeizige Ziel für Berlin? Und wie lässt sich die Entwicklung Berlins deutschlandweit generalisieren? Auch an der Lösung dieser Fragen arbeitet Meike Jipp mit ihrem Team mit. „Dafür sind wir in Berlin genau richtig.“ Beruflich bietet die Brain City Berlin Meike Jipp „alles, was das Forscherherz begehrt“: „Die Bundespolitik ist hier direkt neben der Kommunalpolitik zu Hause, und große Unternehmen wie die Deutsche Bahn, die Berliner Verkehrsbetriebe oder DHL finden sich hier ebenso wie Start-ups. Sämtliche Transfergebiete im Bereich der Verkehrsforschung liegen also in Berlin direkt vor der Haustür. Was will frau mehr?“
Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in Berlin beruflich Fuß fassen möchten, rät Meike Jipp, sich von Anfang an gezielt mit der Wissenschaft, der Politik und den Unternehmen dieser Stadt zu vernetzen. „Lassen Sie sich von der schieren Menge der Chancen, die Berlin zu bieten hat, nicht unterkriegen! Und gestalten Sie mit Ihrer Forschung und dem Anspruch, ein exzellenter Wissenschaftler bzw. eine exzellente Wissenschaftlerin zu werden, die Zukunft der Stadt Berlin aktiv mit!“
Meike Jipp selbst fühlt sich täglich inspiriert durch das „Abenteuer Berlin“. Und das nicht nur als Forscherin, sondern auch privat. „Die Stadt bietet einfach so viel“, freut sich die Brain City-Botschafterin. Ein persönliches Ziel von Meike Jipp ist sportlicher Natur: „Einmal den 66-Seen-Wanderweg rund um Berlin bewältigen.“ Auch das ist eine Herausforderung. Denn die Route erstreckt sich über stolze 417 Kilometer! (vdo)