• Porträt Prof. Dr. Phil Annerose Bohrer

    Prof. Dr. Phil Annerose Bohrer, Evangelische Hochschule Berlin

Ihr Schwerpunkt liegt im Bereich der Bildungsforschung und beruflichen Didaktik. Dr. Phil Annerose Bohrer ist Professorin für Pflege- und Gesundheitswissenschaft sowie berufliche Didaktik an der Evangelischen Hochschule Berlin und Leiterin im Studiengang Bachelor of Nursing. Vor ihrer wissenschaftlichen Karriere sammelte sie praktische Erfahrungen als Krankenschwester in der Intensivpflege, aber auch als Redakteurin in einem Fachverlag.

Mit Lernprozessen und Bildungswegen von Auszubildenden und Studierenden im Pflegeberuf an Hochschulen und Schulen sowie in der Berufspraxis beschäftigt sich Prof. Dr. Phil Annerose Bohrer an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB). „Eine zentrale Frage ist für mich, wie Pflegeauszubildende und Pflegestudierende das Lernen in der Berufspraxis erleben, was sie motiviert und herausfordert und wie sie dabei von Lehrenden oder Praxisanleitenden gut unterstützt werden können“, so die Brain City-Botschafterin. Ein weiterer spannender Forschungsaspekt ist die zunehmende Vielfalt der Lernenden. „Auszubildende und Studierende werden mit ihren individuellen Lernbedürfnissen aktuell stärker wahrgenommen. Jetzt geht es darum, zu erfassen, welche Lernangebote für sie passen.“

Auch Annerose Bohrer selbst startete ihre Karriere über eine Ausbildung in der Pflege. Die damals gemachten eindrücklichen Erfahrungen motivieren sie bis heute. „Der Pflegeberuf konfrontiert mit existenziellen Fragen: mit Fragen von Lebensqualität, Selbstbestimmung, Gesundheit und Krankheit oder Sterben und Tod. Um ein Standing als Pflegefachperson zu entwickeln und in der Gesundheitsversorgung professionell wirksam zu sein, braucht es gute Lernunterstützung von Beginn an. Einen Beitrag zu leisten zu einer hochprofessionellen und innovativen Ausbildungsentwicklung im Pflegeberuf – das finde ich persönlich sehr wertvoll.“

Seit 2019 leitet Annerose Bohrer das Projekt CurAP, das von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung finanziert wird. Das Projekt bietet Berliner Pflegeschulen und Praxiseinrichtungen umfangreiche Unterstützung an. Außerdem erhebt sie gemeinsam mit ihrer Kollegin, Prof. Dr. Sandra Altmeppen, empirisch-qualitative Daten zur Heterogenität der Lernenden in der Pflegeausbildung. „Wir interessieren uns dafür, wie Lehrende und Praxisanleitende in Berlin ihre Auszubildenden in ihrer Vielfalt wahrnehmen und welche Chancen und Herausforderungen sich in der Berufspraxis zeigen.“

In Berlin ist es sehr leicht, Entwicklungsprozesse zu Lernen, Bildung und Kompetenzentwicklung in der Pflegeausbildung gemeinsam voranzubringen.

Um länderübergreifend Synergien zu nutzen, arbeiten Annerose Bohrer und ihr Team über CurAP auch mit ähnlichen Projekten an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg (btu) und der Technischen Universität Dresden zusammen. „Wir veranstalten beispielsweise gemeinsame Fachtagungen, wie zuletzt im Juni 2022 unter dem Titel ‚Unsere Lernenden sind vielfältig – wie gestalten wir vielfältige Lernmöglichkeiten?‘. In diesen Projekten geht es jeweils um eine Entwicklungsarbeit in Zusammenarbeit mit vielen Pflegeschulteams, aber auch mit Einrichtungen in der Berufspraxis. Auf diese Weise entstehen enge Verbindungen und ein Wissenstransfer zwischen den Praxisfeldern und der Hochschule.“

In Berlin lebt Annerose Bohrer seit 2008. „Ich bin über eine spannende Stelle im Studiengang Bachelor of Nursing an der EHB nach Berlin gekommen“, erzählt sie. Nach ihrer Promotion erhielt sie eine Berufung zur Professorin für Pflege und Gesundheitswissenschaft an der EHB. Zuvor hatte sie in Münster gelebt und gearbeitet: zunächst als Krankenschwester am Uniklinikum Münster, dann als Studentin der Pflegepädagogik. Fünf Jahre arbeitete sie außerdem als Redakteurin in einem Fachverlag. Eine fundierte Ausbildung, über die sie bis heute praktische Erfahrungen mit der Forschung verknüpft.

Die Brain City Berlin ist für die Pflegewissenschaftlerin ein idealer Standort. „Hier befinden sich sehr viele Akteure mit unglaublicher Expertise im Feld der Gesundheitsfachberufe und der beruflichen Didaktik in gut erreichbarer Nähe. Es ist in Berlin sehr leicht, Entwicklungsprozesse zu Lernen, Bildung und Kompetenzentwicklung in der Pflegeausbildung gemeinsam voranzubringen“, so Annerose Bohrer. Darüber hinaus schätzt sie die Stadt, weil sie lebendig, offen, dynamisch und abwechslungsreich ist. „Mir gefällt es am Wasser oder im Grünen zu sein, dafür bietet Berlin sehr viele Möglichkeiten. Gleichzeitig gibt es hier ein reichhaltiges Spektrum an Kultur, Bildungs- und Begegnungsräumen.“

Nachwuchswissenschaftlerinnen und jungen Wissenschaftlern, die eine Karriere in der Berliner Wissenschaft starten möchten, empfiehlt Annerose Bohrer, von Beginn an Netzwerkarbeit zu betreiben. Denn – das weiß die Brain City-Botschafterin aus eigener Erfahrung: „Über fachliche Netzwerke entstehen gleichzeitig persönliche Beziehungen und Unterstützungssysteme. Und diese sind enorm wichtig für die eigene fachliche, persönliche und berufliche Weiterentwicklung.“ (vdo)