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©Nora Heinisch
25.10.2019Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze | Alice Salomon Hochschule Berlin
Brain City-Botschafterin Professor Dr. Gudrun Piechotta-Henze lehrt und erforscht Pflegewissenschaften an der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin). Einer ihrer Schwerpunkte ist die pflegerische Versorgung von an Demenz erkrankten Menschen mit Migrationserfahrung.
Als wesentliche Ziele der wissenschaftlichen Forschung werden meist Themen wie die Ausrottung von Krankheiten, die Besiedlung eines neuen Planeten oder die Unsterblichkeit von Menschen genannt. Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze, Professorin für Pflegewissenschaften an der Alice Salomon Hochschule Berlin, hat eine auf den ersten Blick bescheidenere Zielsetzung. Ihrer Meinung nach trägt Wissenschaft eine Verantwortung gegenüber den besonders verletzbaren Mitgliedern der Gesellschaft.
Gudrun Piechotta-Henze begann ihre Karriere als Krankenschwester in den 1970er-Jahren. Damals bereits war sie sehr betroffen davon, welche sozialen Auswirkungen eine Demenz auf die erkrankten Menschen und deren Familien haben kann. Mit der Demenz einher ging eine starke Stigmatisierung der Kranken. Anstatt die Betroffenen weiterhin als Mütter, Väter und Freunde mit individuellen Interessen und Wünschen zu sehen, wurden sie oft nur noch als „dement“ wahrgenommen. Das war leider auch in der Pflege nicht anders, obwohl jede Person unterschiedliche Bedürfnisse hat und eine individuelle Betreuung bekommen sollte. Gudrun Piechotta-Henze beschloss daher, im Rahmen ihrer Berufstätigkeit Methoden und Umgangsweisen mitzuentwickeln, die das Leben von Menschen mit Demenz erleichtern.
Berlin ist aufregend und vielseitig. Die Stadt bietet ideale Möglichkeiten für die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
„Einen Menschen dabei zu unterstützen, seine Lebensqualität zu verändern und zu verbessern, ist eine gute und dauerhafte Motivation“, sagt Gudrun Piechotta-Henze. Heute ist sie Hochschullehrerin in Berlin. In ihrer Forschung konzentriert sie sich auf die Pflege von Demenzkranken. Auch die Unterstützung von Angehörigen, insbesondere von Menschen mit Migrationshintergrund, ist ihr wichtig. In Berlin arbeiten sie seit 2001. Die Vielfalt an Forschungs-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen in der Stadt begeisterte sie von Anfang an: „Berlin ist aufregend und vielseitig. Die Stadt bietet ideale Möglichkeiten für die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Es gibt hier beispielsweise Kooperationen zwischen Expert*innen aus den Bereichen Migration, Demenz, Menschenrechte und Pflege.“
Und was erhofft sich Gudrun Piechotta-Henze für die Zukunft der Berliner Forschung? „Ich wünsche mir mehr langfristige Partnerschaften über Fachbereiche und Institutionen hinweg und eine stärkere Akademisierung des Gesundheitsbereichs, beispielsweise der Pflege, Ergotherapie und Physiotherapie.“ In ihrer jetzigen Position unterrichtet Gudrun Piechotta-Henze Studierende im Gesundheits- und Pflegemanagement, nimmt an Konferenzen teil und publiziert Artikel und Bücher. Am Wochenende entflieht sie gern dem Druck des Großstadtlebens auf dem Fahrrad oder macht lange Spaziergänge mit dem Hund in der Sonne.
Den schutzbedürftigsten Mitgliedern der Gesellschaft zu helfen, ist Gudrun Piechotta-Henze nach wie vor ein Herzensanliegen. Als ihre Vorbilder nennt sie Cicely Saunders, Elisabeth Kübler-Ross und Tom Kitwood, die sich alle engagiert dafür eingesetzt haben, Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten zu helfen sowie deren Pflegebedingungen und Lebensqualität zu verbessern. Gudrun Piechotta-Henze möchte das Vermächtnis ihrer Vorbilder fortsetzen. Und welches ist ihr größter beruflicher Erfolg? Darauf hat Gudrun Piechotta-Henze eine klare Antwort parat: „Ich hoffe, ein wenig dazu beigetragen zu haben, dass Menschen mit Demenz von der Gesellschaft geschätzt und respektiert werden. Und dass sie die professionelle Betreuung erhalten, die sie benötigen.“