• Dr. Simon Mamerow, IU Internationale Universität Berlin / HTW Berlin

    Dr. Simon Mamerow, IU Internationale Universität Berlin / HTW Berlin

Der Mensch steht im Mittelpunkt der Forschung des Arbeitsanthropologen und Zukunftsforschers Dr. Simon Mamerow. Der Brain City Botschafter lehrt an der IU Internationale Universität Berlin, arbeitet außerdem als Dozent an der HTW Berlin und ist in der Kommission für Studium und Lehre.

Welche Entscheidungen sind rein menschlich und wo sind wir individuell? Was macht Kultur aus? Und wie können Freiheit, Chancen und Möglichkeiten mit technischer Entwicklung und Verantwortung zusammengebracht werden? Der Forschungsschwerpunkt von Dr. Simon Mamerow ist die Arbeitsanthropologie. Das heißt, er beschäftigt sich im Allgemeinen damit, was Arbeit mit dem Menschen, seiner sozialen Umgebung und der Gesellschaft macht – und mit solchen Fragen im Besonderen. „Dazu ziehe ich historische Geschehnisse heran. Ich berücksichtige aber auch aktuelle Daten, die im Rahmen der Arbeitsmarktbeobachtung und Volkswirtschaft erhoben werden. Mein Ansatz ist interdisziplinär und befindet sich an der Schnittstelle von Wirtschafts- und Erziehungswissenschaften“, erläutert der Brain City Botschafter, der im Bereich Wirtschaft und Management an der IU Internationale Universität Berlin tätig ist. Außerdem lehrt Simon Mamerow als Dozent an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin). Auch als Zukunftsforscher hat er sich bereits einen Namen gemacht hat. „Mein Fokus liegt aktuell auf internationalen Ketten, globalem Management und der Auswirkung von Digitalisierung.“ Durch die Anforderungen vor die uns Migration und die digitale Transformation stellen, sind diese Sichtweisen besonders wichtig.“

Der wirtschaftliche und technologische Wandel brachte Simon Mamerow auch zu seinem Forschungsgebiet. „Ich habe an der HTW Berlin Betriebswirtschaft studiert. Dabei stieß ich immer häufiger drauf, dass die angewandten Modelle nicht ausreichen, um zu erklären, was in Zeiten massiver Veränderungen vor sich geht. Der Mensch ist allerdings gleichgeblieben. In den letzten Jahrtausenden, die wir heute überblicken, hat er sich praktisch nicht verändert. Was also kann man mit welcher Sicherheit für die Zukunft sagen? Und wenn das einfache ‚Fortschreiben‘ nicht möglich ist, wie entscheiden Menschen dann?“ Parallel zu seiner Dissertation zum Thema „Arbeit im Spannungsfeld von Gesellschaft und Individuum“ an der Freien Universität Berlin (FU Berlin) beriet Simon Mamerow Unternehmen und konnte so auch die Quellen seiner Annahmen überprüfen. „Dies hat mir dieses recht spezielle Arbeitsfeld erschlossen. Arbeitsanthropologen gibt es nicht viele. Durch einen meiner Doktorväter, Prof. Dr. Christoph Wulf, der an der FU Berlin die Gesellschaft für historische Antropologie leitet, und meinen Zweitbetreuer, Prof. Dr. Gerhard de Haan, Leiter des Institut Futur, habe ich die Möglichkeiten und Herangehensweisen der Zukunftsforschung kennengelernt und konnte sie in meine Arbeit mit einfließen lassen.“

Alles ist in Berlin konzentriert vorhanden: Licht wie Schatten. Das erlaubt Arbeiten auf höchstem Niveau und Leuchtturmprojekte für Deutschland und Europa.

Der Werdegang des Brain City Botschafters ist ungewöhnlich: Ich bin in Berlin-Kreuzberg geboren und auf die damals als Problemschule berüchtigte Heinrich-Mann-Schule in Berlin-Neukölln gegangen. In den 19990er-Jahren war dies die erste Schule mit eigenem Sicherheitsdienst. Über die Lise-Meitner-Schule als Oberstufenzentrum für Naturwissenschaften kam ich im Zivildienst an die Charité und habe dort in der akademischen Verwaltung gearbeitet“, so Simon Mamerow. Nach einigen Jahren der Selbstständigkeit folgte der Weg an die Hochschule. „Ich habe zunächst an der HTW Berlin Betriebswirtschaft studiert. Es zog mich aber immer an die FU Berlin. Insbesondere das Programm ‚Language of Emotion‘ fesselte mich. ­Zu verstehen, wie Emotionen uns beeinflussen und funktionieren, war für mich sehr reizvoll.“

„Einiger Überzeugungsarbeit“ bedurfte es nach Aussage von Simon Mamerow, nach seinem Master-Abschluss im Fach „Management für Arbeit“ an der HTW Berlin an der FU Berlin zum Promotionsstudium in der Erziehungswissenschaft zugelassen zu werden. Sein Doktorvater Dr. Christoph Wulf unterstützte ihn. „So kam es, dass ich der einzige Wirtschaftswissenschaftler im Graduiertenkolleg von Herrn Wulf war. So etwas ist meines Erachtens nur in Berlin möglich: Menschen zu finden, die bereit sind, ungewöhnliche Wege zu gehen. Meine Dissertation schloss ich schließlich magna cum laude ab.“

Seine Geburtsstadt Berlin fasziniert Simon Mamerow vor allem deshalb, weil sie sich ständig verändert. „Berlin ist sehr bewegt und immer etwas krasser als andere Städte. Auswirkungen, die wir in Berlin sehen und spüren, sind oft einige Jahre später in ganz Deutschland zu bemerken. Berlin ist daher so etwas wie ein Inkubator für die Frühphase von Veränderungen.“ Dies betreffe Themen wie die Digitalisierung ebenso wie Krisen. „In Berlin kommen die unterschiedlichsten Charaktere zusammen, und es gibt wenig Berührungsängste. Neben dem KaDeWe kann es durchaus eine Currywurstbude geben, die nicht hochpreisig ist. Das macht den Berliner Spirit aus, der für einen bewegten Geist und Sozialforschung von unschätzbarem Wert ist.“

Ein weiterer wichtiger Vorteil der Stadt sind für ihn die kurzen Wege. „Man kann hier für beinahe jedes Thema Expertinnen und Experten finden, das ist in Deutschland einmalig. Alles ist in Berlin konzentriert vorhanden: Licht wie Schatten, das erlaubt Arbeiten auf höchstem Niveau und Leuchtturmprojekte für Deutschland und Europa. Hinzu kommt: Standesdünkel sind selten. Man kann fast jede und jeden direkt sprechen – egal auf welcher Karriereebene im Management und in der Wissenschaft.“

Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern empfiehlt Simon Mamerow, frühzeitig Eigeninitiative zu entwickeln und nach Synergien zu suchen. „Berlin ist oftmals unübersichtlich und etwas chaotisch. Aber es gibt eigentlich nichts, was es in Berlin nicht gibt. Kaum ein Fach, kaum ein Thema, kaum ein Sachverhalt, der vor Ort nicht zumindest einen Zugang hätte. Dem eigenen Plan folgen und ihn vielleicht mit Umwegen an das Ziel bringen, funktioniert super.“ Simon Mamerows eigener Karriereweg ist dafür das beste Beispiel. „Wenn es auf Anhieb nicht funktioniert, sucht euch Verbündete, denn ich bin sicher irgendwo arbeitet jemand an etwas, das sich mit dem, was ihr vorhabt, zusammenbringen lässt“, sagt der Brain City Botschafter und ergänzt: „Berlin war nie ein Ort, an dem es besonders leicht war. Aber wer Wege sucht, kann sie in dieser Stadt finden.“ (vdo)

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