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Foto: privat (Steinhagen-Thiessen)
24.06.2022Prof. Dr. med. Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Charité-Universitätsmedizin Berlin
Brain City-Botschafterin Prof. Dr. med. Elisabeth Steinhagen-Thiessen ist eine der renommiertesten Altersmedizinerinnen Deutschlands. Neben der Geriatrie sind Fettstoffwechselstörungen das Spezialgebiet der Seniorprofessorin an der Charité-Universitätsmedizin Berlin; zwei Bereiche, die wissenschaftlich eng zusammenspielen.
Das Forschungsgebiet von Prof. Dr. med. Elisabeth Steinhagen-Thiessen ist äußerst komplex. Denn das Altern hat viele Facetten. „Zellalterung, Alterungstheorien, die Phänomene des menschlichen Alterns, Alterung auf der Mikro- und Makroebene beziehungsweise Alterung vom Phänotyp zum Genotyp, Alter und Krankheit, Altern im Kontext von Einflüssen der psychosozialen Faktoren – das sind nur einige der Themen, mit denen ich mich im Laufe der Jahre beschäftigt habe“, sagt die Geriatrie-Spezialisten, die für ihre Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet wurde und 2016 für ihre wissenschaftlichen und medizinischen Leistungen auf dem Gebiet der Altersmedizin sogar das Bundesverdienstkreuz erhielt.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt der Brain City-Botschafterin ist das Gebiet der Fettstoffwechselstörungen. „Hier liegt mein besonderes Interesse bei den genetischen Erkrankungen, wie beispielsweise der „Familiären Hypercholesterinämie“ (FH) und einer Reihe von seltenen, ebenfalls monogenetischen Erkrankungen.“ Prävention, insbesondere in Bezug auf Herzkreislauferkrankungen und der Ansatz, medizinische Therapien für ältere Menschen zu individualisieren, sind wesentliche Triebfedern ihrer Arbeit. So war Elisabeth Steinhagen-Thiessen beispielsweise aktiv involviert in die von 1989 bis 2015 laufende „Berliner Altersstudie“ (BASE bzw. BASE II) und deren Folgeprojekt GendAge. Die Langzeitstudie untersuchte Menschen im Alter von 70 bis 100 Jahren multi- und interdiziplinär hinsichtlich ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit, ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit, ihrer psychischen Befindlichkeit sowie ihrer sozialen und ökonomischen Situation.
Auch mit dem Beginn des Lebens beschäftigt sich die renommierte Medizinerin im Rahmen ihrer Forschung. „Meine klinische Tätigkeit als Chefärztin, Lehrstuhlinhaberin für Altersmedizin und Leiterin der Hochschulambulanz „Lipidambulanz“ an der Charité-Universitätsmedizin Berlin haben mich dahingehend geprägt, dass mein Engagement heute stark auf der Vermeidung von Herzkreislauferkrankungen liegt“, erläutert Elisabeth Steinhagen-Thiessen. „Dazu gehört die rechtzeitige Erkennung von Risikofaktoren mit modernen Methoden wie Risikoabschätzung (PoligeneticvRisk Scores), aber auch Neugeborenen-Screening.“
Berlin ist ein hochinteressanter Wissenschaftsstandort. Dies ist für mich besonders wichtig, da ich großen Wert auf Multiprofessionalität lege.
Elisabeth Steinhagen-Thießen ging zunächst an das Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Inneren Medizin tätig war und auch habilitierte. Nach Berlin kam sie 1987. Sie nahm den Ruf auf die C3 Stelle der Geriatrie Centrum der Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow (damals noch Freie Universität Berlin) an und wurde gleichzeitig Leiterin der Lipidambulanz & Lipidapherese, Ernährungsmedizin und Diätetik im Interdisziplinären Stoffwechsel-Centrum der Charité. 1997 folgte der Ruf auf eine C4-Professur im Fachgebiet Innere Medizin/Geriatrie an der Charité sowie die Ernennung zur Leiterin der Forschungsgruppe Geriatrie. Von 1995 bis 2014 war Elisabeth Steinhagen-Thiessen außerdem Ärztliche Direktorin und Geschäftsführerin des Evangelischen Geriatriezentrums Berlin und von 1996 bis 2014 Leiterin der Seniorenuniversität der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Ein beeindruckender Lebenslauf.
Inzwischen befindet sich die Altersmedizinerin im Teilruhestand. Doch nach wie vor arbeitet sie viel und gern in Berlin, denn die Stadt ist für sie ein „hochinteressanter Wissenschaftsstandort“. „Dies ist für mich besonders wichtig, weil ich großen Wert auf Multiprofessionalität lege. Ich bin davon überzeugt, dass nur Multidisziplinarität uns beispielsweise in Alterungsfragestellungen und bei der Implementierung von Präventionsprojekten weiterbringt“, erläutert Elisabeth Steinhagen-Thiessen. „In dieser Stadt gibt es zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen und die Netzwerkmöglichkeiten sind riesig!“
Auch die kulturelle Vielfalt der Stadt hat es der Wissenschaftlerin angetan: „Berlin wird geprägt durch viele Start-ups, eine reiche Kunstszene und unterschiedlichste Musikangebote. Berlin ist, was das Kulturleben angeht, ein einzigartiger bunter Standort.“ Und noch mit einem weiteren Vorteil kann die Stadt nach Erfahrung von Elisabeth Steinhagen-Thiessen punkten: „Im Vergleich zu anderen Städten habe ich Berlin als Ärztin, Forscherin und Mutter als sehr ‚frauenfreundlich’ und ‚kinderfreundlich’ erlebt – und das, seit ich in den 1980er-Jahren hier angekommen bin.“
Elisabeth Steinhagen-Thiessens Ratschlag für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Berlin ist eher allgemeiner Natur: „Die Berlin Wissenschaftsszene hat eine sehr offene Community. Daher lohnt es sich, neugierig auf andere Menschen zugehen und sich für sie und ihre Arbeit zu interessieren.“ Wer selbst kommunikativ und zuverlässig sei, der baue in der Brain City Berlin ganz automatisch ein Netzwerk auf. Allerdings – so betont die selbst ausgesprochen gut vernetzte Wissenschaftlerin – will dieses immer gut gepflegt sein!