• Dr. Tina Klüwer, Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrum (K.I.E.Z.), Brain City Berlin

    Dr. Tina Klüwer, Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrum (K.I.E.Z.)

Sie ist nicht nur Brain City-Botschafterin, sondern gilt auch als eine der führenden Expertinnen und technischen Botschafterinnen für Künstliche Intelligenz: Dr. Tina Klüwer leitet als Direktorin K.I.E.Z. Das Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrum ist eine Initiative von Science & Startups – dem Verbund der Gründungszentren von FU Berlin, HU Berlin, TU Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Das Thema von Dr. Tina Klüwer ist derzeit in aller Munde: Künstliche Intelligenz. Besonders am Herzen liegt ihr dabei der Forschungstransfer aus der Hochschule heraus in die Wirtschaft.  „Gerade in Deutschland stehen wir vor dem Problem, dass wir zwar eine exzellente KI-Forschung haben, diese aber nicht in ausreichendem Maße für unsere Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar machen“, so die Brain City-Botschafterin. Sie untermauert diese Aussage sogleich mit den Ergebnissen einer Studie, die sie für den KI Bundesverband begleitet hat: „Wir konnten feststellen, dass es einen sehr engen Bezug von KI-Start-ups zur Wissenschaft gibt. 41,5 Prozent aller KI-Start-ups in Deutschland sind Spin-offs aus Forschungseinrichtungen. Das heißt im Umkehrschluss, wir müssen unsere universitätsnahen Angebote für KI-Forschende weiter ausbauen und Unternehmensgründungen als möglichen Karriereweg für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch attraktiver machen.“

Die Förderung wissenschaftsbasierter KI-Start-ups ist zugleich der Tätigkeitsschwerpunkt von Tina Klüwer als Direktorin des Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrums (K.I.E.Z.), das Ende 2021 als Modellprogramm von den Gründungszentren der in der Berlin University Alliance vertretenen Hochschulen Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin und Charité–Universitätsmedizin Berlin ins Leben gerufen wurde: „Wir begleiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Validierung ihrer Forschungsergebnisse im Hinblick auf Geschäftsideen über die Inkubation bis hin zur frühen Wachstumsphase nach der Unternehmensgründung.“

 

Die Breite des Forschungsspektrums in Berlin ist beeindruckend. Ohne die vielen starken Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen hätten wir in der Stadt keine so vitale KI-Start-up-Szene.

Seit mehr als 15 Jahren befasst sich die promovierte Computerlinguistin bereits mit dem Thema KI. Nach dem Studium in Köln arbeitete sie zunächst am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken und Berlin und als Dozentin am Institut für Kommunikationswissenschaften der Universität Bonn sowie als Projektleiterin am Institut für Informatik der Freien Universität Berlin. „Ursprünglich war meine Motivation, das menschliche Denken besser zu verstehen. Ich habe deswegen Philosophie und Sprachwissenschaft studiert und mich vor allem mit dem Erkenntnisprozess beschäftigt. In einem Seminar lernte ich die Computerlinguistik kennen und war sofort begeistert“, so Tina Klüwer. Und zwar so begeistert, dass sie auch in Computerlinguistik an der Universität des Saarlandes promovierte. Ihr Thema griff dabei der Zeit voraus: Modellierung von sozialen Signalen in Chatbots.

2022 wurde Tina Klüwer in den Zukunftsrat des Bundeskanzlers berufen – nur eine von ihren vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Ihr derzeitiger beruflicher Fokus liegt jedoch auf K.I.E.Z.: „KI ist eine Querschnittstechnologie. Entsprechend vielfältig sind auch die Probleme, die unsere Start-ups mit ihren Produkten lösen möchten. Das reicht von einer nachhaltigeren Produktion von Bekleidung über die zahnmedizinische Diagnostik bis hin zu einem verbesserten Energieflussmanagement im Wohnungsbau“, erläutert sie. Die größte Herausforderung für die von K.I.E.Z. betreuten jungen Unternehmen sei jedoch die Finanzierung. „Wir sehen uns als aktiver Akteur im Berliner Ökosystem und haben Netzwerke zu KI-erfahrenen Investoren aufgebaut. Aktuell arbeiten wir daran, die Kontakte in die Berliner Wirtschaft zu intensivieren und die bestehenden Barrieren für eine mögliche Zusammenarbeit mit jungen Start-ups abzubauen.“ 20 bis 25 KI-Gründungsteams werden von K.I.E.Z. laufend betreut. „Die Besten schaffen es in unseren Accelerator, in den wir zweimal im Jahr je sechs KI-Unternehmen für jeweils sechs Monate aufnehmen.“ Zu den strategischen Partnern von K.I.E.Z. zählen neben dem DFKI das Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD).

Nach Berlin zog es Tina Klüwer aus beruflichen Gründen: 2009 nahm sie eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin des DFKI Sprachtechnologie Labors an – und blieb. „Mir gefällt die Internationalität der Stadt und auch der KI-Szene. Berlin ist die deutsche Start-up-Hauptstadt. Wir haben eine vitale KI-Szene und ich beobachte, dass immer mehr Unternehmen ihre KI-Abteilungen hierher verlagern beziehungsweise hier aufbauen. Berlin ist aber auch Wissenschaftsstadt. Es gibt in der Stadt vier große Universitäten, mehr als 70 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und insgesamt fast 200.000 Studierende. Die Breite des Forschungsspektrums in Berlin ist beeindruckend. Ohne die vielen starken Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen hätten wir in der Stadt keine so vitale KI-Start-up-Szene.“

Nachwuchsforschenden aus ihrem Bereich, die ihre Karriere in der Berliner Wissenschaft starten möchten, empfiehlt Tina Klüwer, frühzeitig den Kontakt zum Berliner KI-Ökosystem zu suchen. „Berlin ist nicht nur bekannt für Open-Source-Entwicklungen, sondern auch für seine offene KI-Szene.“ So veranstaltet K.I.E.Z. etwa gemeinsam mit Berliner Partner und dem DFKI regelmäßig einen AI Monday für KI-Experten, der neben inhaltlichem Input auch Gelegenheit zum persönlichen Austausch bietet. „Ich kann jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nur sagen: nutzt die tollen Angebote in Berlin“, betont die KI-Expertin und schließt mit einem motivierenden Appell: „Beteiligt euch daran, eure Forschungsergebnisse in die Anwendung zu bringen!“ (vdo)

 

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