• Franziska Sattler

    Franziska Sattler | Museum für Naturkunde Berlin

Schon immer interessierte sich die Wirbeltierpaläontologin Franziska Sattler für Dinosaurier. Insbesondere die Zähne des Tyrannosaurus rex „Tristan Otto“ haben es ihr angetan. Der promiente Saurier war eine der Attraktionen des Museums für Naturkunde Berlin. Im Februar reiste er nach Kopenhagen. Die Brain City Brain City-Botschafterin organisiert und moderiert inzwischen am Naturkundemuseum die ungewöhnliche Veranstaltungsreihe „Kaffeeklatsch mit Wissenschaft“.

„Für mich war schon als kleines Kind ganz klar, dass ich einmal Paläontologin werden würde. Auch wenn mir das Wort damals noch nicht bekannt war. 2010, auf meiner ersten Ausgrabung im US-Bundesstaat Montana während meines Bachelorstudiums, wurde mir allerdings schnell klar, dass ich mir genau das immer vorgestellt hatte“, sagt Franziska Sattler. „Wir hatten jede Menge Erfolg und es wurden viele Stücke ausgegraben. Allerdings hat mich nichts so begeistert wie die Zähne von Sauriern. Bereits in meiner Bachelorarbeit ging es um Zahnwechsel bei Sauropoden – das sind die Dinosaurier mit den ganz langen Hälsen.“

Als gebürtige Berlinerin studierte Franziska Sattler zunächst Geologische Wissenschaften und Evolutionsbiologie an der Freien Universität (FU) Berlin. Seit 2009 arbeitet sie am Museum für Naturkunde Berlin. Zunächst als Praktikantin, später als wissenschaftliche Mitarbeiterin. 2015 ereignete sich ein wahrer Glücksfall für die junge Wissenschaftlerin: „Der Tysannosaurus rex„Tristan Otto“ kam nach Berlin und ich war gleich total begeistert. Oft gehen Zähne über die Zeit verloren, aber Tristan hatte einen wunderbar erhaltenen Schädel und Kiefer.“ Zusammen mit einem Team der der Charité Universitätsmedizin wurden die Stücke per Computertomografie gescannt. „Das funktioniert eigentlich genauso wie beim Menschen, nur dass man nicht jeden Tag ein Dinosaurierskelett durch den Scanner schiebt. Anhand der CT Bilder kann man in den Kiefer untersuchen, ohne die Stücke zu beschädigen.“

Berlin ist international und weltoffen. Die Stadt hat ein wunderbares Netzwerk von vielen verschiedenen Einrichtungen, die eine unglaublich tolle Zusammenarbeit bieten. Auch Wissenschaftskommunikation wird hier groß geschrieben.“

Dass Dinosaurier Ersatzzähne haben war bereits bekannt, erläutert Franziska Sattler. Jedoch wurde vorher nie genau erforscht und beschrieben, wie diese wuchsen. „Die Ersatzzähne schoben sich kontinuierlich langsam in den darüberliegenden Zahn – bis dieser ausfiel. Zahnwurzeln wie wir hatten die Dinosaurier nicht. Weil Tyrannosaurus rex alle ein bis zwei Jahre die Zähne abwechselnd austauschte, war sein Gebiss zu jeder Zeit einsatzbereit und stark genug, um Panzer zu knacken und Knochen zu brechen.“ In welchem Rhythmus sich die Zähne ersetzten, wurde 2019 von dem Forschungsteam des Naturkundemuseums publiziert, in dem Franziska Sattler mitarbeitete. „Es überrascht die Leute oft, dass ein Großteil unserer Arbeit am Computer stattfindet. Die meisten stellen sich das eher wie Szenen vor, die sie aus Filmen kennen. Leider sind Ausgrabungen nur ein kleiner Teil unserer wissenschaftlichen Arbeit.“

Im Februar 2020 wurden Tristan Ottos Knochen sorgsam in Kisten verpackt und nach Kopenhagen verschickt. Ab April wird der prominente Saurier auch die Besucher*innen des dortigen Naturkundemuseums  begeistern. Für Franziska Sattler endete damit ein Herzensprojekt. Aber Stillstand ist nicht ihre Sache. An jedem ersten Sonntag im Monat organisiert und moderiert sie inzwischen die Veranstaltungsreihe „Kaffeeklatsch mit Wissenschaft“ am Berliner Naturkundemuseum und gibt so ihre Erfahrungen weiter.   

„Das Feedback auf ‚Kaffeeklatsch mit Wissenschaft’ war bisher überwältigend und extrem positiv. Von jungen Familien bis hin zu Rentnern – die unterschiedlichsten Menschen sind dabei. Und alle stellen super interessante Fragen. Ich spüre immer wieder, wie begeistert die Menschen sind, wenn sie eine junge Wissenschaftlerin sehen, die ihnen einen Einblick hinter die Kulissen bieten kann. Einige Besucher*innen wissen gar nicht, dass am Museum Forschung betrieben wird.“ Seit 2016 ist Franziska Sattler auch bei „Pint of Science Germany“ dabei: Zusammen mit einem Team von Wissenschaftler*innen veranstaltet sie einmal im Jahr ein Festival in Berliner Pubs. Für ihr Engagement in Sachen Wissenschaftskommunikation nennt sie einen motivierenden Grund. „Es gibt so viele tolle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei uns in Berlin. Ich möchte gern meinen Teil dazu beisteuern, diese Forscher*innen zu unterstützen. Ebenso, wie man das damals auch für mich getan hat.“

Und was wünscht sich Franziska Sattler für die Brain City Berlin? Auch auf diese Frage hat die energetische junge Forscherin eine durchdachte Antwort parat: „Ich wünsche mir, dass Berlin weiter viele internationale Wissenschaftler*innen anzieht, denn das macht die Stadt zu dem, was sie ist. Es gibt hier so viele Möglichkeiten, zweisprachig zu leben und zu forschen und ein Teil der Gemeinschaft zu werden. Zudem hoffe ich, dass es immer ‚normaler’ werden wird, die eigene Forschung offen zu kommunizieren und frei zugänglich zu machen.“

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