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Oana Popa, HWR Berlin
Franz Herbert Rieger, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Professor Dr. Dr. h. c. Franz Herbert Rieger war von 2000 bis zu seinem Ruhestand 2010 Rektor der HWR Berlin. Davor fungierte er vier Jahre als Erster Prorektor. Als Hochschullehrer ist der Diplom-Kaufmann, Diplom-Volkswirt und Dr. rer. pol. (Freie Universität Berlin) seit 1984 an der HWR Berlin (früher FHW Berlin) tätig. Er hatte zunächst eine Professur für Unternehmensziele und -strategien inne, ab 1991 eine Professur für das Management nichtkommerzieller Betriebe. Berufliche Stationen davor umfassten fünf Jahre wissenschaftliche Assistent an der FU Berlin und je sechs Jahre HypoVereinsbank und Forschungsstelle für den Handel.
Welches war Ihre schönste Erfahrung, der schönste Moment, wenn Sie auf die vielen Jahre an der Hochschule zurückblicken?
In meiner langjährigen Tätigkeit an der Hochschule gab es mehrere „schönste“ Momente. Diese standen regelmäßig im Zusammenhang mit großen Herausforderungen. Beispiele dafür sind die Beurteilungen der Hochschule durch den Wissenschaftsrat sowie durch Struktur- und Akkreditierungskommissionen. Hier konnte man die Hochschule als körperschaftliche Organisation erleben. Die Mitgliedergruppen (Lehrende, Studierende und alle Mitarbeitenden) stellten stets ihre uneingeschränkte Identifikation mit der Hochschule unter Beweis, und zwar weit über unterschiedliche Interessenlagen und etwaige politische und fachliche Differenzen hinaus.
Was können Hochschule für angewandte Wissenschaften Studierenden mitgeben?
Wie bei allen Hochschule geht es auch bei Hochschulen für angewandte Wissenschaften um Fach- und Methodenkompetenz. Ein Vorsprung gegenüber anderen Hochschulen kann in der größeren Praxisnähe und Anwendungsorientierung gesehen werden. Die für den Ruf auf eine Professur geforderte Praxiserfahrung ist hier sicherlich hilfreich. Die überschaubaren Gruppengrößen in den Lehrveranstaltungen ermöglichen auch eine Ertüchtigung der sogenannten Soft Skills wie Präsentationstechniken und Verhandlungsführung.
Was macht die Arbeit als Hochschulmanager an einer HAW so besonders?
Eine mehr oder weniger vorübergehende Besonderheit des Fachhochschulsektors war das rasante Wachstum während der letzten Jahrzehnte. Dieses war der politisch gewollten Erhöhung des Anteils der Fachhochschul-Studienplätze an den gesamten Studienplätzen geschuldet. Dabei ging es nicht nur um die Ausweitung des Bestehenden, vielmehr waren neue Studiengänge zu entwickeln, so dass sich daraus hohe Anforderungen an die Hochschulmanager*innen und die jeweiligen Hochschulen ergaben. Bei der anhaltenden Tendenz zur Akademisierung der Ausbildung dürfte diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen sein. Eine strukturelle Besonderheit ist ein verhältnismäßig enger Kontakt zu den Stakeholdern der Hochschule, hier vor allem mit dem potentiellen Abnehmersystem, nicht nur in dualen Studiengängen. Schließlich muss gesehen werden, dass im Vergleich zu den Universitäten oft ein höherer Anteil der Studierenden keinen akademischen Hintergrund hat. Hier steht eine Hochschulleitung vor der Aufgabe, die Emanzipation zu unterstützen.
Warum Wir?
Die HWR Berlin verfügt über ein sehr vielfältiges Studienangebot, vor allem auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften (einschließlich der einschlägigen Rechtsgebiete) und im dualen Bereich mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Technik. In den Studiengängen gibt es zusätzlich zahlreiche Spezialisierungen. Die Vielfalt spiegelt sich aber nicht nur in den Studieninhalten, sondern auch in den Angebotsformen wie Vollstudium, berufsbegleitend, Online- und Fernstudium) und durch die jeweiligen Abschluss-Levels Bachelor, Master, MBA-Weiterbildungsstudiengänge. Ein weiteres besonderes Merkmal ist der hohe Internationalisierungsgrad, der sich wie ein roter Faden durchzieht und der Hochschule auf diesem Gebiet seit Jahren eine führende Stellung sichert.