• Vera Kirchesch auf den Stufen vor dem Hauptgebäude der EHB

    Vera Kirchesch, Evangelische Hochschule Berlin

Vier Jahre war Vera Kirchesch, M. A. Studienleiterin im Amt für Kirchliche Dienste (AKD) für den Jugendverband Evangelische Jugend für Brandenburg und die schlesische Oberlausitz, als ein Sabbatjahr sie auf dem Fahrrad entlang des Mittelmeers führte. Danach wurden „Flucht und Migration“ ihr spezialisiertes berufliches Lebensthema. Von 2015 bis 2020 baute sie an der FH Potsdam eine Studienberatungsstelle für Geflüchtete auf. 

WAS WAR DIE GRÖßTE HERAUSFORDERUNG, DIE SIE AN DER EHB BEWÄLTIGEN MUSSTEN?

Eine Masterarbeit mitten im Lockdown 2020 mit geschlossenen Bibliotheken und gleichzeitig zwei zu betreuenden Kindern zu schreiben. Dies parallel zu meiner Arbeit in der Ausbildungsberatung von Geflüchteten im Gesundheitswesen – das war nur mit eiserner Disziplin zu meistern.

WELCHES ARBEITSPROJEKT IST ZURZEIT DAS SPANNENDSTE?

Empowerment von Geflüchteten aus afrikanischen Ländern! In den Unterkünften warten viele Menschen aus afrikanischen Ländern seit Jahren auf eine Entscheidung zu ihrem Asylgesuch – ohne Zugang zu Intensivdeutschkursen oder einer Arbeitserlaubnis. Da ist eine flächendeckende asylrechtliche Beratung ebenso sinnvoll, wie die Vernetzung mit den sozialen Umfeldern jener Menschen, die nach wie vor in den Herkunftsländern leben. Damit sie Anschluss finden an Kooperativen oder Programme, die vor Ort qualifizierte Jobs schaffen.

MIT WEM WÜRDEN SIE GERNE EINMAL EINEN KAFFEE TRINKEN?

Mit Entscheider*innen im BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Ich würde sie fragen, wer Interesse an einem Selbstexperiment hätte, z.B. durch die Sahara zu laufen, auf ein Flüchtlingsboot zu steigen, in einem Land wie Ungarn Fingerabdrücke unfreiwillig zu hinterlassen oder auf wenigen Quadratmetern mit drei fremden Personen in der Brandenburger Peripherie zu leben. Ob sie es nicht auch begrüßen würden, dass man über ihr Asylgesuch und weitere Optionen etwas schneller entscheidet. Das hört sich hart an, doch ich frage mich schon, was wir in den nächsten 30 Jahren nachhaltig an der politischen und wirtschaftlichen verfahrenen Gesamtlage verbessern könnten.

WARUM WIR?

2001 kam ich an die EHB, weil ich unbedingt in Berlin leben und studieren wollte. Sozialpädagogik als Handlungswissenschaft mit politischem Mandat schien mir passender als Soziologie, das ich für ein Semester an der FU belegt hatte. Ich studierte an der EHB Evangelische Religionspädagogik, danach im Ergänzungsstudium Sozialpädagogik. Im Zertifikatskurs „Bezert - Zusammenarbeit mit Geflüchteten" bei Prof. Marion Hundt erfuhr ich vom Master Leitung – Bildung – Diversität. Mittlerweile in Potsdam lebend, war die EHB gut zu erreichen und der gebührenfreie Master mit Schwerpunkt „Flucht und Migration“ passte exakt zu allem, was mich inhaltlich interessiert.

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