• Prof. Dr. Mandy Mangler, Evangelische Hochschule Berlin

Brain City-Botschafterin Prof. Dr. Mandy Mangler engagiert sich für eine weiblichen Perspektive in der Geburtshilfe und Gynäkologie. Die Frauenärztin ist Professorin für Frauengesundheit und Geburtshilfe an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB). Als Chefärztin leitet sie außerdem die Gynäkologie und Geburtshilfe an zwei Kliniken: dem Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und dem Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin.

Prof. Dr. Mandy Mangler ist derzeit wohl die bekannteste Gynäkologin Deutschlands. Das liegt nicht nur an ihrer beeindruckenden wissenschaftlichen Karriere, sondern vor allem auch an „Gyncast“. Für den Podcast, den sie im April 2020 ins Leben rief, erhielt sie 2022 den Berliner Frauenpreis. „Im Gyncast begleite ich mit Esther Kogelboom vom ‚Tagesspiegel‘ und Anna Kemper von ‚Die Zeit‘ eine Frau durch ihr gesamtes Leben. Ich betrachte dabei die einzelnen Aspekte im Leben einer Frau nicht nur medizinisch, sondern auch in ihrem gesellschaftspolitischen Gesamtkontext. Leider lässt mich der Podcast oft schockiert zurück, denn ich merke immer wieder, wie ungerecht Medizin für Frauen ist“, erläutert die Brain City-Botschafterin und präzisiert: „Die weibliche Anatomie kommt meist zu kurz, Studien stellen nicht die richtigen Fragen. Wir leben in einer männerzentrierten Welt, die Geschlechtergerechtigkeit nicht mal in der Frauenheilkunde lebt. Diese Problematik versuche ich zu erarbeiten und auch in meinen anderen Publikationen die Perspektive der Frauen zu betrachten. Denn dieser Blick fehlt noch allzu oft.“

Mandy Mangler ist in Berlin aufgewachsen und studierte hier auch: Humanmedizin an der Freien Universität Berlin. Ihr Weg in die Gynäkologie war gradlinig: Fast zwölf Jahre lang arbeitete sie in der Gynäkologie und Geburtshilfe der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Von 2013 bis 2014 leitete sie als erste und bisher einzige Frau die Gynäkologie der Charité Mitte kommissarisch. Heute ist sie Chefärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe an gleich zwei Berliner Klinken: Seit 2016 am Vivantes Auguste-Viktoria Klinikum und seit Anfang Januar 2021 auch am Vivantes Klinikum Neukölln. Seit 2021 lehrt sie außerdem als Professorin für Frauengesundheit und Geburtshilfe am Studiengang „Hebammenwissenschaft“ der Evangelischen Hochschule Berlin. „Besonders interessiert mich, das Leben der Frau zu verbessern – egal ob es sich um Schwangerschaft, Geburt, den Lebensverlauf oder die Behandlung von Tumorerkrankungen handelt – und diese Aspekte aus der Perspektive der Frau heraus zu betrachten.“

Berlins Stärke liegt in der Vernetzung der einzelnen Bildungsinstitute und darin, dass nicht jede Institution das Rad neu erfinden muss. Wir können hier aufeinander aufbauen.

Ein Forschungsschwerpunkt von Mandy Mangler ist die Geburtshilfe und die Untersuchung von Schwangerschaft und Geburten aus der Perspektive von Frauen und Familien. „Der Blickwinkel im Bereich der Geburtshilfe war lange pathologisch geprägt. Es ging meist darum, was bei der Geburt alles schiefgehen kann. Das hat sich geändert: Wir denken Geburtshilfe heute mehr aus der Perspektive der Physiologie und schaffen Evidenz für das Stärken von Gebärenden und Familien. Dazu gibt es allerdings immer noch sehr wenige Studien.“ Daneben beschäftigt sich Mandy Mangler mit Veränderungen in der kulturellen und gesellschaftspolitischen Betrachtung der Frau sowie mit den damit verbundenen – meist negativen – Auswirkungen auf das weibliche Leben. „Weibliche Anatomie und Sexualität werden oft androzentriert (Mann als Norm, Anm. d. Red.) dargestellt. Um ein Beispiel zu nennen: Uns ist als Gesellschaft die Anatomie der Vulva und Klitoris nach wie vor nicht klar geläufig. Wir haben viel Nachholbedarf originär weibliche Themen auch mit den Augen von Frauen zu betrachten.“ Ihre weiteren Forschungsthemen sind die gynäkologische Onkologie und Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Berlin schätzt Mandy Mangler zum einen aufgrund seines hohen Freizeitwerts. „In keiner anderen Stadt kann man so frei sein wie in Berlin – Berlin liebt alle Menschen“, sagt sie. Als Medizinerin und Forscherin wiederum profitiert sie von der einzigartigen Infrastruktur der Brain City Berlin. So arbeitet sie etwa mit der Charité, Vivantes, verschiedenen Max-Plank-Instituten und den in der Hauptstadt ansässigen gynäkologischen Fachgesellschaften zusammen – ebenso wie mit dem Berufsverband der Frauenärzte und internationalen Forschungsinstituten. „In Berlin können wir auf ein dichtes Netzwerk von Forschungsinstituten und Bildungseinrichtungen zugreifen“, erläutert Mandy Mangler. Aufgrund der hohen Anzahl an Kliniken und gesundheitsversorgenden Strukturen in der Stadt, die konstruktiv miteinander arbeiteten, könnten etwa wissenschaftliche Daten schnell erhoben werden. „Dies ermöglicht uns beispielsweise, während einer Pandemie schnell und qualitativ hochwertig Antworten auf wichtige Fragestellungen zu finden. Berlins Stärke liegt in der Vernetzung der einzelnen Bildungsinstitute und darin, dass nicht jede Institution das Rad neu erfinden muss. Wir können hier aufeinander aufbauen.“

Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die nach Berlin kommen möchten, empfiehlt Mandy Mangler vor allem, dranzubleiben. „In Berlin kann man definitiv lohnenswerte und interessante Projekte finden. Geht nicht gibt es nicht in Berlin“, sagt sie. Wichtig sei es allerdings, vorher das eigene Projekt klar zu definieren und die richtigen Ansprechpartnerinnen oder Ansprechpartner zu finden. Denn aus eigener Erfahrung weiß die Gynäkologin: „Durch die enge Vernetzung in Berlin wirst du immer jemanden finden, der dir weiterhelfen kann.“ (vdo)

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